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Anfang vom Ende

Das erste britische AKW wird stillgelegt  ■ G A S T K O M M E N T A R

Die erste Schließung eines britischen Atomkraftwerkes durch die Elektrizitätsbehörde (CEGB) stellt einen Sieg von Vernunft und öffentlichem Druck über das atomare Dogma dar. Die insgesamt elf Magnox-Reaktoren sind niemals wirtschaftlich gewesen. Die Schließung solcher Magnox-AKWs wird sich innerhalb der nächsten fünf Jahre wiederholen und den atomaren Output bis mindestens 1994 kontinuierlich sinken lassen. Die CEGB muß jetzt ihr Bauprogramm für die neuen Druckwasserreaktoren zügig in die Tat umsetzen, um den gegenwärtigen Anteil des Atomstroms zu erhalten. Angesichts des Widerstandes gegen die Erteilung einer Baugenehmigung für den zweiten Druckwasserreaktor in Hinkley Point dürfte sich dies als schwierig erweisen. In den nächsten acht Jahre wird die britische Atomindustrie schrumpfen und nicht expandieren.

Mit der Schließung des AKWs von Berkeley beginnen für die CEGB erst die Probleme. Die Behörde muß nun mit einem massiven Abbau- und Entseuchungsprogramm beginnen, das nach offiziellen Schätzungen insgesamt zwischen zwei und sechs Milliarden Pfund kosten wird. Diese Kosten werden bei der bevorstehenden Privatisierung der staatlichen Elektrizitätsbehörde eine große Rolle spielen und den Verkaufspreis kräftig drücken. Die Einmottung der Magnox -Reaktoren wird große Mengen radioaktiven Abfalls produzieren, für die es keine Atommüllager gibt. Nach den Vorstellungen der CEGB sollen die Betonhüllen der Magnox -Reaktoren noch 120 bis 150 Jahre stehen bleiben, ehe sie abgerissen werden. Bleibt nur zu hoffen, daß sich mit der Schließung des AKWs von Berkeley in Großbritannien das endgültige Ende des atomaren Traums andeutet.

Jonathan Porritt, Direktor von „Friends of the Earth“

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