Andropause vs. Menopause: Die Menomädels
Die weiblichen Kameradinnen von der Menopausenfront bezeichnen uns Herren als Trittbrettfahrer, wenn wir uns beklagen. Nicht ganz zu Unrecht.
D ie Kameradinnen von der Menopausenfront nehmen es mit Humor. „Nach 40 Jahren neu: Menstruation endlich alle drei Wochen“, schreibt eine; „hey, geil, ich bin jetzt Superwoman“, eine andere, die bereits auf zwei Wochen runtergefahren ist. Auf die Vorlage habe ich nur gewartet, um Leidensgenossenschaft zu faken: „Nach 40 Jahren neu: feuchte Träume nur noch mit Urin“, scherze ich zurück.
Zbigniew, mein Urologe, sagt ja, auch das sei immer noch ein gutes Zeichen. „Erst wenn gar nichts mehr kommt, Herr Hannemann“, pflegt er zu scherzen, „dann bist du tot. Trocken wie die Wüste. Vorher ist alles in Ordnung.“
Doch ein echtes „Wir“ gibt es nicht. Nicht völlig zu Unrecht bezeichnen die Menomädels uns als Trittbrettfahrer. Denn was sie durchmachen (Zyklus einer Fruchtfliege, Nerveninfarkte, Schweißausbrüche, über Jahre hinweg eine Laune wie Hitler im April 45), ist kein Vergleich zu dem soften Abschwung, wie wir Männer ihn erleben.
Auch deshalb ist der Begriff der Andropause schon an sich umstritten. Die hormonellen Veränderungen gehen langsamer und gleichmäßiger vonstatten. Ganz fiese Mediziner behaupten sogar, die Andropause gebe es so nicht, „man wird einfach nur alt“.
Wenn das Ärzte sind, bin ich Astronaut
Ebenso gut könnten sie behaupten, Krebs gebe es nicht, man werde einfach nur krank. Wenn das Ärzte sind, bin ich Astronaut. Ich merke doch wohl, was mit mir los ist. Da könnte ich gleich schon wieder heulen oder ausrasten.
Dennoch ist es von einem Andropausenmann absurd, sich mit den tapferen Kämpferinnen aus der Meno-Scene gleichzusetzen. Das ist in etwa so, als ob sie aus dem Krieg heimkommt, traumatisiert und halb verhungert, im Kopf stecken Hormonsplitter, das linke Bein fehlt, das rechte irgendwie auch ein bisschen, also so richtig Schnauze voll. Und dann sagt er zur Begrüßung: „Boah, ey, gut, dass du kommst, au Mann, wenn du wüsstest, was hier los ist. Ich hab mir echt viel zu fett von dem Entenleberparfait aufs Ciabatta geschmiert, und jetzt hab ich ein derart übles Völlegefühl. Sei froh, dass du das nicht hast.“
Und sie winselt daraufhin nur noch schwach, so fiepfiepfiep, und er dann wieder, völlig genervt und ungeduldig: „Jaja, Krieg ist schon blöd, ich weiß, da geht man als vernünftiger Mensch ja auch besser nicht hin. Aber kannst du mir vielleicht mal ’ne Wärmeflasche machen? Aua, aua, aua.“
Die Anmaßung meiner Bondingversuche ist mir durchaus klar. Ich will sie auch gar nicht übertrumpfen – das gelingt mir eh nicht mit meinen Spielzeugproblemen wie Wut, Weinerlichkeit und weichem Wurm. Letztlich surfe ich doch auf ihren Beschwerden. Eine Frau in der Menopause leistet im Grunde schon Ungeheuerliches, wenn sie nicht Amok läuft.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen