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Andreas Speit Der rechte RandWarum Die Heimat nicht feiern darf

Die NPD-Nachfolgepartei Die Heimat darf keine Sonnenwendfeier im niedersächsischen Eschede veranstalten. Unter Verweis auf die Bauordnung untersagte ihr der Landkreis Celle, den sogenannten Heimathof am kommenden Samstag für eine entsprechende Veranstaltung zu nutzen.

„Wir freuen uns sehr über das Verbot“, sagt Wilfried Manneke vom Netzwerk Südheide. Der ehemalige Gemeindepfarrer der evangelischen Friedenskirche in Unterlüß befürchtet jedoch, dass Die Heimat einen Weg finden könnte, das vorchristliche Fest doch noch feiern zu können.

Von der Landstraße 281 führt ein Schotterweg zum Heimathof, der früher einmal dem langjährigen NPD-Mitglied Joachim Nahtz gehörte. 2009 sanierten Rechtsextreme den Weg. Das Material bezahlte die Gemeinde. 2019 übernahm die NPD den Hof, da ihr Parteimitglied in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Auf dem 5.000 Quadratmeter großen Anwesen fanden Schulungen, Brauchtumsfeste, Parteitage und Konzerte statt. Die NPD baute es aus.

Diese „baulichen Anlagen“ seien allerdings „ohne Genehmigung für Veranstaltungen und Schulungen hergerichtet und genutzt“ worden, moniert der Landkreis. Er untersagte die Nutzung und verlangte den Abriss einzelner Bauten. „Die Entscheidung ist Teil der konsequenten baurechtlichen Aufsicht durch den Landkreis Celle, um illegale Nutzungen zu unterbinden und die Einhaltung öffentlich-rechtlicher Vorschriften sicherzustellen“, schreibt Landrat Axel Flader in einer Pressemitteilung.

Das Netzwerk Südheide sorgt sich jedoch vor möglichen Rechtslücken. Seit Jahren geht das Bündnis mit Demonstrationen und Kampagnen gegen das rechtsextreme Zentrum und völkische Siedler vor. Für den Samstag plant das Netzwerk nach wie vor eine Demonstration gegen die Sonnenwendfeier. „Trotz der heutigen Meldung vom Landkreis können wir nicht komplett entwarnen“, sagt Manneke.

Eine der Söhne von Nahtz soll unlängst auf den Hof gezogen sein, berichtet Manneke. „Somit stellt sich die Frage, ob das Verbot auch für private Veranstaltungen gilt.“ Der alte Nahtz habe früher Sonnwendfeiern als Geburtstagsfeiern deklariert. Die Polizei habe nicht auf dem Hof einschreiten können, erinnert sich der frühere Pfarrer.

Foto: Jungsfoto: dpa

Andreas Speitarbeitet als freier Jour­nalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Der Landkreis machte „aus Datenschutzgründen“ keine weiteren Angaben zu der Nutzungsuntersagung. Olaf Meyer vom Lüneburger Netzwerk gegen rechts, das sich ebenso wie das Netzwerk Südheide den rechtsextremen Entwicklungen entgegenstellt, befürchtet, dass bei aller Freude über die Neuigkeit zu beachten sei, dass die Auflagen erst mal nur für die Gebäude gelten dürften. „Auf den Außenflächen können weiterhin Veranstaltungen durchgeführt werden, im Zelt oder mit Sonnenwendfeuer unter freien Himmel“, sorgt sich Meyer.

Die Relevanz des Zentrums für die Szene belegte die extreme Rechte Ende vergangener Woche. Ein neuer „Mädelbund“ gründete sich nach Informationen von Recherche Nord auf dem Hof.

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