Andreas Speit Der rechte Rand: Wen die AfD ins EU-Parlament schickt
Am 12. April richtet der AfD-Kreisverband Stade einen Abend mit dem AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl aus. In der Halepaghen-Schule Buxtehude soll Maximilian Krah zum Thema „Europa der Nationen“ sprechen. Mit der Aufstellung Krahs hatte die Bundespartei ihren rechtsextremen Kurs verschärft. Sein Auftritt in der Schule stößt auf Protest. Schüler*innen- und Elternvertreter*innen beschwerten sich wiederholt über die Veranstaltung. Die „Omas gegen rechts“ rufen im zu einer Kundgebung auf. Selbstdie CDU Buxtehude ist dabei.
Krah macht aus seinen rechtsextremen Positionen keinen Hehl. Strategische Mimikry und taktische Rhetorik sind seine Sache nicht, wie er in einem Gespräch mit Götz Kubitschek und Ellen Kositza vom rechtsextremen Institut für Staatspolitik in Schnellroda deutlich machte. In dem Video mit dem Titel „Am Rande der Gesellschaft“ spricht er sich gegen „sekundäre Argumentation“ aus und führt beispielhaft aus, dass die AfD immer sage, sie sei gegen die „illegale Masseneinwanderung“. Das komme zwar an, doch sei sie etwa für die „legale Masseneinwanderung“? Die Antwort: Nein.
Im Europarlament, wo die AfD-Abgeordneten zur Fraktion „Identität und Demokratie“ gehören, hätten ihm rechte Parteien erklärt, dass Wahlerfolge nur mit einem zurückhaltenden Auftreten möglich seien, berichtet Krah. Aus der Sicht Krahs hat die AfD diese Annahme widerlegt.
Im Antaios-Verlag, den Kubitschek leitet, veröffentlichte Krah 2023 „Politik von rechts. Ein Manifest“. Der Untertitel trifft zu: Die 228 Seiten sind ein politisches Bekenntnis von einem, der sich selbst nicht als „konservativ“ verstehen will. Der „Globalismus“ lasse den „‚alten‘ Westen identitätslos“ zurück, schreibt Krah. „Herkunft, Tradition, Abstammung, Volk, Religion dürfen keine Rolle mehr spielen.“ Deshalb führe der Globalismus zur Zerstörung von Tradition und Natur. Statt zweier biologischer Geschlechter solle es 52 konstruierte geben, statt kultureller Homogenität Multikulti, statt Mutter-Vater-Kinder-Familien Leihmutterschaft, Genmanipulation und Transhumanismus. „Das Symbol dafür ist die Regenbogenfahne, die längst das Sternenbanner abgelöst hat“, schreibt Krah.
Es gelte dem Zurückdrängen von „traditionellen Regionalmächten im eigenen geographischen und oft kulturell verbundenen Raum“ entgegenzuwirken, fordert der AfD-Europakandidat. In dieser Logik sieht er es als Beschränkung der vermeintlich legitimen russischen Herrschaftssphäre an, wenn Russland nicht das Schicksal der Ukraine bestimmen darf. Damit legitimiert er den russischen Angriffskrieg.
Die Nähe der AfD zu pro-russischen Propaganda-Netzwerken fiel gerade erst vor Ostern wieder auf. Geheimdienste enttarnten die „Voice of Europe“ als ein solches Netz. Krah trat mehrfach auf der Plattform auf.
Mit Blick auf die Europäische Union fordert Krah den Dexit. Er hält es mit dem thüringischen Landesvorsitzenden Björn Höcke: „Die EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann“, sagte dieser auf dem Nominierungsparteitag für die Europawahl.
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