Andreas Speit Der rechte Rand: Wie Rechtsradikale ihre eigene Agenda setzen
Das Jubiläum möchte die rechtsextreme Szene in Goslar feiern. Zum zehnten Mal plant ein Netzwerk um Dieter Riefling den „Tag der Deutschen Zukunft“ (TddZ). Am 2. Juni wollen sie ihr „Signal gegen Überfremdung“ setzen. Den Tag richteten in den vergangenen Jahren vor allem Kader aus den Freien Kameradschaften aus. Auf Facebook gefällt 1.802 Personen das Programm. Zu dem Marsch dürften aber weit weniger Anhänger kommen.
Seit 2009 organisiert die rechte Szene den Tag in der ersten Juni-Woche. Die Idee war, einen eigenen Termin fest auf die Agenda zu setzen – unabhängig von historischen Daten oder aktuelle Anlässen. Ausrichter ist mittlerweile ein Verbund von Freien Kräften und der Partei „Die Rechte“. Heute sehen sie sich mehr denn je politisch bestätigt und versuchen die gesellschaftliche Mitte zu erreichen:
„Bereits vor Jahren warnten wir vor der Überfremdung unseres Volkes, wurden aber als Pessimisten angesehen, die die Vorteile der ‚kulturellen Bereicherung‘ nicht erkennen wollten“, schreiben sie im Mobilisierungsaufruf und heben hervor: „Wie diese ,kulturelle Bereicherung‘ aussieht erleben wir auf deutschen Straßen. Raub, Körperverletzung, Vergewaltigung und Mord sind mittlerweile alltäglich geworden.“ Dabei stört die norddeutsche Szene wenig, dass die Kriminalitätsstatistik das nicht deckt.
Der „Tag“ ist seit Anbeginn in eine Kampagne eingebettet – mit entsprechendem Merchandising von der Sporttasche bis zum T-Shirt. Zur Mobilisierung finden Infoabende und Kundgebungen statt. Pünktlich zum Termin erschien wieder ein Sampler mit 16 Liedern – von Balladen über Rock bis zum Sprechgesang. „Die Lieder sind zu 99 Prozent exklusiv für diesen Sampler eingespielt worden“ heißt es auf der Webseite.
Am vergangenen Freitag marschierten in Hannover ein Dutzend Anhänger auf. Bis 22 Uhr war die Kundgebung mit Reden von Joost Nolte und Benjamin Krüger angemeldet. An die 200 Demonstranten protestierten gegen die Rechte. Bei einem Redebeitrag entriss ein Gegendemonstrant einem Redner das Mikrofon. Die Polizei nahm ihn fest. Nach 90 Minuten beendeten die Rechten ihren Auftritt.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Zwei Tage später will das Netzwerk in der „Reichsbauernstadt“ rund tausend Exemplare des neuen TddZ-Informationshefts verteilt haben. Diesen „Ehrentitel“ trug Goslar von 1936 bis 1945. Bis zum Kriegsende fanden in der Stadt die „Reichsbauerntage“ der Nazis statt. Mit der Namenswahl bei der Mobilisierung haben die Organisatoren 2018 erneut klar gemacht wo sie stehen. Die Kundgebung in Goslar werden verschiedene Proteste begleiten.
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