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Andreas Speit Der rechte RandWarum rechte Publizisten zu Hamsterkäufen und Körperertüchtigung raten

Foto: Jungsfoto: dpa

Vor einer Apokalypse der besonderen Art fürchten sich die Autoren der Stimme des Reiches, einer Publikation der rechten Szene in Niedersachsen. Rigolf Hennig rät in der aktuellen Ausgabe zu „Bevorratung und Bewaffnung“ und schlägt vor, Lebensmittel und Waffen zu beschaffen – wegen des laufenden „Völkermord an unserem eigenen Volk“. Der Reichsbürger und Holocaustleugner empfiehlt unter dem Titel „Was nun?“ auch eine „Körperertüchtigung“ und fordert die „Nationale Vernetzung und Bildung von Bürgerwehren“.

Die Gründe für seine Sorgen führt Hennig detailliert aus: „Eine weitere Menschenlawine ist im Anrollen, diesmal aus Afrika über Libyen und Marokko, während gleichzeitig der Familiennachzug aus dem Morgenland abenteuerliche Zuwachsraten an Orientalen befürchten lässt“, schreibt das ehemalige NPD-Stadtrats- und Kreistagsmitglied aus Verden. Und weiter: die „Ausrottung des deutschen Volkes durch Vermischung und Verdrängung“ werde vollständig umgesetzt.

Hennig, ehemaliger Mediziner, der auch Mitglied der Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg ist, weiß auch, wen „das deutsche Volk stört“: „Es gibt Kräfte im Hintergrund, einige wenige Leute; schwerstreich, gut vernetzt und bar jeden Gewissens, die im Zionismus festzumachen sind. Dieser strebt die Weltherrschaft an, wobei die Völker ob ihres schieren Bestandes stören, voran das deutsche.“ Militanz und Antisemitismus pur. In seinem Artikel weist Hennig auch gleich als Quellenbeleg auf die „Protokolle der Weisen von Zion“ hin.

Die Stimme des Reichs erscheint seit zehn Jahren, gerade kostet das rechte Blatt 2,50 Euro. Die Auflage der Stimme soll zwischen 1.200 bis 1.500 Exemplaren schwanken – plus Internetverbreitung. In der aktuellen Ausgabe werden zwischen Beiträgen zur Leugnung des Holocaust Titel aus dem Kopp- und Antaios-Verlag wohlwollend besprochen. Eine Stammautorin sorgt gerne für Rechtsstreite: die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Hennig selbst war auch schon in Haft, wurde wegen Holocaustleugnung verurteilt. Im April dieses Jahres verurteilte ihn das Amtsgericht Verden zu 18 Monaten Haft, da er über zwei Jahren in der Stimme den Holocaust leugnete und Volksverhetzung betrieb. Die aktuelle Ausgabe offenbart, wie wenig Hennig vom dem Urteil beeindruckt ist.

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