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Archiv-Artikel

Andreas Schnell empfiehlt: Cryptopsy

Die Zeiten des „Höher, schneller, weiter“ sind vorbei, als jedes neue Album von „Napalm Death“, „Morbid Angel“ oder „Brutal Truth“ sorgsam darauf geprüft wurde, ob hier ein neuer Geschwindigkeitsrekord vorlag. Die Genannten, sofern noch existent, backen heute kleinere Brötchen. Das liegt nicht nur daran, dass die Beschleunigungen nur noch im kaum hörbaren Bereich zu steigern waren. Auch das Streben nach immer komplizierteren Kompositionen geriet bei Metallern aus der Mode. Im vielbeschworenen Untergrund jedoch standen die alten Werte nach wie vor hoch im Kurs. Und gelegentlich gelang es einer Band wie „Dillinger Escape Plan“, auch über die Konvertiten hinaus zu wirken. „Cryptopsy“ aus Kanada gelang das bislang nicht. Wahrscheinlich sind sie nach eher vom Grindcore geprägten Anfängen klanglich zu sehr dem klassischen Deathmetal verpflichtet. Eingeweihte lieben die Band umso mehr für ihren rückhaltlosen Stil, der bei aller Härte zugleich immer präzise gespielt und technisch anspruchsvoll ist. Der Name setzt sich übrigens aus „cryptic“ und „autopsy“ zusammen. Die Kanadier werden begleitet von zwei ähnlich treffsicher benannten Kapellen: „Aborted“ („Abgetrieben“) und „Vesania“ (eine Geistesstörung).

Mittwoch, 21 Uhr, Schlachthof Magazinkeller

Hinweis: ANDREAS SCHNELL ist freier Autor und Musikjournalist und war Sänger in einer Grindcore-Band