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AnalyseDas Prinzenopfer

■ Kambodschas Oppositionspolitiker kehren nach Phnom Penh zurück

„Ich hätte schon früher wiederkommen sollen“, sagte der kambodschanische Politiker Sam Rainsy Ende letzter Woche in Phnom Penh. Nach über einem halben Jahr im Exil betrat er erstmals wieder den Boden seiner Heimat. Rainsy ist nicht der erste, aber der prominenteste Oppositionelle, der sich zur Rückkehr entschieden hat. Ganz kurzfristig hat nun auch König Norodom Sihanouk angekündigt, daß er am Mittwoch aus Peking nach Kambodscha reisen wird. Für heute hat sich zudem ein ganzer Trupp von 18 Politikern angesagt, die nach dem blutigen Putsch im Juli aus Angst vor dem zweiten Premierminister Hun Sen geflüchtet waren.

In der konfusen kambodschanischen Politik ist damit eine Wende eingetreten: Monatelang hatten der ehemalige Finanzminister Sam Rainsy und die geflohenen Abgeordneten vom Ausland aus versucht, die Regierung Hun Sens zu bekämpfen. Der hatte seinen demokratisch gewählten Kopremier, Prinz Norodom Ranariddh, aus dem Amt getrieben. Zunächst schien die Exilopposition Erfolg zu haben: So verschob die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean die Aufnahme Kambodschas, die USA und Deutschland froren die Entwicklungshilfe ein. Doch kaum war die erste Aufregung über den Putsch vorbei, versank die Exilopposition in der Bedeutungslosigkeit. Gleichzeitig machte sich Hun Sen in Phnom Penh daran, die Weichen für die Wahlen im kommenden Jahr zu stellen. Das Parlament begann, Parteien- und Wahlgesetze zu verabschieden.

Die meisten Regierungen machten keinen Hehl daraus, daß sie mit Hun Sen weiterarbeiten würden — auch wenn sie die von der UNO gerügten schweren Menschenrechtsverletzungen nicht schön fanden. Das lag nicht nur am politischen Zynismus dieser Regierungen, sondern auch an der Opposition, die tief gespalten ist. Nach dem Putsch weinte in der royalistischen Funcinpec-Partei kaum jemand dem autoritären Prinzen Ranariddh eine Träne nach. Der hat inzwischen auch im Exil dafür gesorgt, daß viele seiner Mitstreiter genug von ihm haben: Ranariddh sei „unfähig“, die Opposition zu führen, sagte der kürzlich zurückgekehrte liberale Abgeordnete Son Chhay. Offenbar hat sich die Opposition im Exil darauf geeinigt, den Prinzen zu opfern. Der König hat schon lange klargemacht, daß er von seinem Sohn wenig hält.

Sam Rainsy, der nach dem Putsch zum gewaltsamen Widerstand gegen Hun Sen aufrief, hat begriffen, daß er die kriegsmüden Kambodschaner mit Waffengeklirr nicht hinter sich bekommen kann. Deshalb forderte er jetzt alle Soldaten auf, den Befehl zu verweigern, wenn sie „Bürger Kambodschas töten sollen“. Für die Bevölkerung eine willkommene Botschaft, für Hun Sen keineswegs: Mit Rainsy ist ein gefährlicher Rivale zurückgekehrt. Jutta Lietsch, Bangkok

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