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AnalyseSieg im Wüstenkrieg

■ Ausländische Hilfe machte Äthiopien zur Regionalmacht

Im Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea um von beiden Ländern beanspruchte Gebiete an der gemeinsamen Grenze ist eine entscheidende Wendung eingetreten. Das äthiopische Militär hat in der umkämpften Region Badme die eritreischen Linien durchbrochen, das umstrittene Gebiet zurückerobert und ist angeblich zehn Kilometer weit auf unumstritten eritreisches Territorium vorgerückt. Nun hat Eritrea einen internationalen Friedensplan zur Lösung des Konflikts akzeptiert. Äthiopien hatte den Plan der „Organisation Afrikanischer Einheit“ (OAU) bereits bei seiner Vorlage im vergangenen November gebilligt. Er sieht den eritreischen Rückzug aus den umstrittenen Gebieten vor, die im Mai 1998 von Eritrea besetzt worden waren. Bis zur Neuziehung der Grenze durch unabhängige Experten soll eine neutrale Friedenstruppe die Gebiete sichern. Da nun beide Kriegsparteien den Friedensplan angenommen haben, ist ein Ende der Kampfhandlungen in Sicht.

Wie konnten zwei Länder, deren Bevölkerungen zu den ärmsten der Welt gehören, sich diesen Krieg leisten, den UN- Sonderbeauftragter Mohamed Sahnoun den ersten Hi-Tech- Krieg Afrikas nannte? Die Antwort lautet, daß massive ausländische Entwicklungshilfe und damit verbundenes diplomatisches Wohlwollen Militarisierung und Aufrüstung begünstigten. Die Regierungen Eritreas und Äthiopiens, die aus einst befreundeten und heute rivalisierenden Befreiungsbewegungen hervorgingen, sind im politischen Selbstverständnis wenig demokratisch, aber beide genossen das unbegrenzte Vertrauen des Westens.

Äthiopien ist derzeit der größte Empfänger ausländischer Kredite und Hilfsgelder in Afrika. Allein in den letzten sechs Monaten bekam Äthiopien nach eigenen Angaben Entwicklungshilfe von umgerechnet 1,5 Milliarden Mark. Der Staatshaushalt 1998/99, also des vergangenen Kriegsjahres, wurde zu 60 Prozent vom Ausland finanziert. In derselben Zeit gab das Land Hunderte von Millionen Dollar für neues Kriegsgerät aus Osteuropa aus.

Die ausländische Großzügigkeit, an der Deutschland maßgeblich beteiligt ist, hat zum regionalen Aufstieg Äthiopiens beigetragen. Das mit 60 Millionen Einwohnern nach der Bevölkerungszahl zweitgrößte Land Schwarzafrikas hat sich zur Großmacht hochgekämpft. Äthiopien hat Eritrea militärisch geschlagen, dominiert wirtschaftlich das kleine Dschibuti und das international nicht anerkannte Somaliland, und durch aktive Diplomatie spielt es eine wichtige Rolle in den Konflikten des zerrissenen Somalia. Noch nie war die äthiopische Vormachtstellung am Horn von Afrika so absolut. Für die zukünftige Entwicklung der Region bedeutet das nichts Gutes. Dominic Johnson

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