An die Nutzer der Raucher-L(o)unge

betr.: „Ab durch die Raucherschleuse“, taz zwei vom 5. 4. 08

In der Raucherecke trifft man erfahrungsgemäß die interessantesten Leute – diese Behauptung hat mich schon mehr als einmal genervt. Heute heißt es Raucher-Lounge, o.k., wir gehen mit der Zeit, auch wenn ich die wirklich sehr gelungen einladend ins Bild gesetzten halb geöffneten konturverstärkten Lippen, die die Zigarette auf Seite 1 umschließen, nur mit der Lesebrille angemessen bewundern kann. Verstehe, Rauchen ist sexy. Besser hätte es die Tabakindustrie nicht hinkriegen können, wiewohl die den deutlich aufsteigenden Rauch wohl weggelassen hätte.

Rauchen ist cool, das sagt uns dann der Text. Ja sind denn die Nichtraucher auch gefragt worden? Ging ja nicht, waren nicht da, in der Raucherecke. Da hat man Zeit zu reden, egal ob man was zu sagen hat, denn Rauchen ist eigentlich eine Nebenbei-Beschäftigung. Wird sie zum Hauptgrund für den Aufenthalt, sucht sich der Mensch weitere gleichzeitige Beschäftigungen, allen voran das Räsonieren, geht ohne aufwändige Vorbereitungen. Bevorzugt das gemeinsame Räsonieren, und ein Wir-Gefühl lässt sich am besten pflegen durch Abgrenzung von den anderen, den Biedermeier-Bürgern und Bionade-Kindern, die die neuen Rauchverbote auch noch akzeptabel oder sogar gut finden.

Denen will ich hier aus der Leserbriefspalte heraus zurufen, weil ich sie ja sonst eher selten treffe (Flughafen-Lounge? Zu wenig öko, ICE-Lounge? Hätte man reservieren müssen, VIP-Lounge? Zu wenige drin), auch wenn weiland Karl Schiller schon mal so ähnliche Worte gebraucht hat: Die Richtung stimmt! BERND JUNGMANN, Marburg