: Amerikanischer Luftwaffenkongreß in Managua
■ Somoza gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Kooperationsverbandes der amerikanischen Luftwaffen, deren Ausbildungskomitees jetzt in Managua tagten / Auch nach der Revolution blieb Nicaragua Verbandsmitglied / Honduranische Luftwaffe beteiligte sich nicht
Aus Managua S. Strubelt
Schmucke, junge Kadetten der Luftwaffe mit weißblauen Streifen und weißen Handschuhen warten vor dem Kongreßzentrum. Die US–amerikanische und zehn lateinamerikanische Fahnen werden gehißt, die Blaskapelle formiert sich.Vertreter der Luftwaffen Lateinamerikas und der USA schreiten gemessen auf den Platz. Ort: Managua. Datum: 22.9.86. Mit dem Verhältnis zwischen den USA und Nicaragua habe das Treffen überhaupt nichts zu tun, meint der Repräsentant der USA, der Militärattache der US–Botschaft in Managua, Major Victor W. A. Nell. Auch der Vertreter Nicaraguas, Capitan Evert Aleman, schien in diesem Treffen nichts Ungewöhnliches zu sehen: „Der Pilot der Zukunft ist eine wahre Herausforderung für alle Luftwaffen“, umriß er auf der feierlichen Eröffnungsrede das Thema der 13. Tagung des Komi tees für Ausbildung innerhalb des Kooperationsverbandes der amerikanischen Luftwaffen SICOFAA. Der Verband wurde 1961 auf Initiative der USA gegründet, um die Luftmedizin, Metereologie, Ausbildung, logistische Versorgung etc. der amerikanischen Nationen zu vereinheitlichen. Nicaraguas Diktator Somoza gehörte zu den Gründungsmitgliedern dieses eigenartigen Vereins, dem heute neben den USA, Argentinien, Brasilien, Peru, Panama, Venezuela, Bolivien, Guatemala, Uruguay und die Dominikanische Republik angehören. Und da offenbar niemand am Machtwechsel in Managua Anstoß nahm, blieb Nicaragua auch nach dem Umsturz im Verband. Dem US–Militärattache Nell war bloß ein dürres „no comment“ auf die Frage zu entlocken, ob seine Chefs im Pentagon nicht fürchteten, Militärgeheimnisse an ein Land zu verraten, mit dem sie einmal im Krieg stehen könnten.Unkommentiert blieb auch die Tatsache, daß sich die honduranische Luftwaffe an dem Ausbildungskongreß nicht beteiligen konnte, da sie offenbar in diesen Tagen, wie zu erfahren war, zwölf ihrer fähigsten Piloten zur Ausbildung in die USA geschickt hat, wo sie auf modernen Abfangjägern des Typs „F–5 Tiger II“ trainieren sollen, die ihr die USA nach jahrelangem Drängen nun endlich ausgeliefert hat.
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