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American PieAlle auf den Schwächsten

BASKETBALL Weil DeAndre Jordan von den Los Angeles Clippers ein miserabler Freiwurfschütze ist, wird er immer wieder gefoult. Eine beliebte Strategie in der NBA, die auf dem Prüfstand steht

Ernst wird es für DeAndre Jordan erst morgen wieder. Am vergangenen Wochenende feierte sich die Basketball-Liga NBA in Toronto mit ihrem alljährlichen All-Star-Event selbst, der Center der Los Angeles Clippers stand nicht im Kader für das große Duell zwischen dem Westen und dem Osten. An diesem Donnerstag geht es weiter mit dem regulären Spielbetrieb. Und doch war Jordan indirekt Gesprächsthema: „Die ‚Hack-a-Shaq‘-Strategie wurde im bisherigen Saisonverlauf fünf­ein­halbmal häufiger eingesetzt als im letzten Jahr“, konstatierte NBA-Chef Adam Silver auf der obligatorischen Pressekonferenz in Kanada. „Meine Meinung ändert sich langsam. Ich denke, wir müssen eingreifen.“

Es ist eine Kehrtwende in der Politik der NBA-Führung. „Hack-a-Shaq“ steht für eine seit Jahren umstrittene Taktik: Der schwächste Freiwurfschütze einer Mannschaft wird mit oder ohne Ball wieder und wieder absichtlich gefoult und so an die Freiwurflinie gezwungen, um dessen Mannschaft am Punkten zu hindern und selbst Rückstände aufholen zu können – schließlich wird bei jedem Foul die Spielzeit angehalten.

Popularisiert wurde die Idee in den 90ern von der Trainerlegende Don Nelson als Mittel gegen Center-Ikone Shaquille O’Neal. Der 2,16 Meter große 140-Kilogramm-Mann war durch seine körperliche Wucht spielerisch derart unaufhaltsam, dass vor allem seine eklatante Freiwurfschwäche als Achillesferse ausgemacht wurde – daher kommt auch der Name.

Aktuell ist Jordan mit seiner unterirdischen Freiwurf­quote von 42 Prozent – der Liga-Schnitt liegt bei knapp 76 Prozent – immer wieder ein dankbares Ziel. Erst vergangene Woche wurde Jordan von den Boston Celtics 17 Mal an die Linie gezwungen – und traf nur 9 Versuche. Im knappen letztjährigen Viertelfinale gegen die San Antonio Spurs gingen die Texaner erbarmungslos immer wieder auf Jordan. Dem 27-Jährigen wird seither ein kleines Trauma angedichtet. Schlimm erwischte es auch Andre Drummond von den Detroit Pistons Ende Januar: 36 Mal stand der Center – dessen Trefferquote sogar bei nur 35 Prozent liegt – im Spiel gegen die Houston Rockets an der Freiwurflinie. Er traf ganze 13 Versuche. Die 23 Fehlwürfe sind neuer NBA-Negativrekord. „Das ist eben das Spiel, das die Liga anscheinend will“, grantelte Pistons-Coach Stan van Gundy.

Die These dürfte bezweifelt werden: Der Spielfluss kommt in den Schlussphasen oft fast gänzlich zum Erliegen. Wenig vorteilhaft für den so auf sein Image bedachten Milliardenbetrieb NBA, betonte auch Silver: ein Umdenken, das unerwartet kommt. Bisher hatte der 53-Jährige Regeländerungen stets ausgeschlossen. Statistiken widersprechen indes dem Argument vieler NBA-Trainer, die „Hack-a-Shaq“-Strategie sei eben erfolgreich. In nur 17 Prozent der Fälle aus der laufenden Spielzeit konnte so ein Rückstand noch in einen Sieg gedreht werden. Für Teams, die knapp in Führung liegend auf die Taktik zurückgriffen, waren es immerhin noch 56 Prozent.

DeAndre Jordan muss also vorerst weiter durchhalten. Morgen trifft er mit den Clippers ausgerechnet auf Angstgegner San Antonio. Dann wird es wieder ernst. David Digili

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