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Football Dank ihres überragenden Quarterbacks Cam Newton ziehen die Carolina Panthers erstmals in den Superbowl ein

Inmitten von 74.294 Zuschauern saß Carson Palmer und war so ziemlich der ärmste Tropf im ohrenbetäubenden Jubel der Fans. Mit einer Mischung aus Verzweiflung und Ratlosigkeit starrte der Quarterback der Arizona Cardinals im letzten Viertel noch auf die Taktikanweisungen seines Trainer, da war das Spiel eigentlich schon längst gelaufen. Spannung kam wahrlich nicht auf im ausverkauften Stadion von Charlotte am Sonntagabend, ehe „Superman“ endlich seine erste Superbowl-Teilnahme sicher hatte. „Wir haben seit dem allerersten Tag von diesem Moment geträumt“, sagte Cam Newton, Palmers umjubelter Gegenspieler bei den gastgebenden Carolina Panthers. „Es war ein langer Prozess, für den wir uns belohnt haben.“

Gerade hatte der 26-Jährige mit dem heldenhaften Spitznamen im NFL-Halbfinale beim 49:15-Halbfinalsieg über die Cardinals sein endgültiges Meisterstück abgeliefert. Zu zwei Touchdowns gab Newton den Pass, zwei weitere erlief der Publikumsliebling sogar spektakulär selbst. Die Cardinals wurden vom Spielmacher der Panthers dermaßen vorgeführt, dass man fast schon Mitleid haben konnte. Der fast zehn Jahre ältere Palmer dagegen erwischte einen rabenschwarzen Tag, warf gleich vier Fehlpässe und machte so ziemlich alles falsch, was ein Spielmacher im Football falsch machen kann.

Die Panthers stehen im Super­bowl am 7. Februar, dem 50. Endspiel um die Meisterschaft. „Ich finde keine Worte für diese Leistung“ schwärmte Panthers-Trainer Ron Rivera. „Cam hat heute mal wieder das Spiel an sich gerissen.“ Der Star gilt vielen Experten aktuell als spektakulärster und bester Quarterback. Die Panthers führte Newton in der abgelaufenen regulären Saison zu 15 Siegen in 16 Spielen, der besten Bilanz der Liga.

Nicht nur deshalb ist er Top­favorit auf die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler, die im Februar vergeben wird. Mit 1,96 Metern und 111 Kilogramm ist Newton der Prototyp des perfekten, vielseitigen Spielmachers: Mit Geduld und Auge für den tödlichen Pass als auch mit der nötigen Schnelligkeit, Kraft und Athletik, die ihm Läufe durch die gegnerische Verteidigung ermöglichen. Wie am Sonntag gegen Arizona, als er beim zweiten seiner selbst erlaufenen Touchdowns spektakulär in einer Flugrolle über mehrere Cardinals-Verteidiger in die Endzone sprang. In der Saison stellte Newton den Rekord von San-Francisco-Legende Steve Young für die meisten „Rushing Touchdowns“ eines Quarterbacks ein und hat nun ebenfalls 43 auf dem Konto. Young benötigte für seine Bestmarke allerdings 15 Jahre, Newton nur 5.

Newton liebt die Show und die Selbstinszenierung: Seine ausführlichen Touchdown-Jubel, ob in Superhelden-Pose oder tanzend, sind längst Markenzeichen. Er lacht viel am Spielfeldrand, wirkt gelöst, aber trotzdem stets voll fokussiert – und erwachsen. „Ich sehe mich selbst als Entertainer, als Ikone“, sagte Newton noch 2011 über sich selbst, noch bevor der damalige College-Star überhaupt ein einziges NFL-Spiel absolviert hatte – der Satz hing ihm jahrelang an.

Umso passender, dass im Endspiel nun der komplette Gegenentwurf zum jungen, lauten, pompösen Auftritt wartet: die defensiv orientierten Denver Broncos um die bald 40-jährige Quarterback-Ikone Peyton Manning. Auch nach fast zwei Jahrzehnten in der Liga ist dem bescheidenen Manning der Kult um seine Person fast schon peinlich. Superman schlagen will er trotzdem. David Digili

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