American Pie: Marlins und Mammon
■ Florida ist der Newcomer im Klub der vier besten Baseball-Teams der Major League
But that's not how it used to be
Wenn man irgendwo im Sport Erfolg kaufen kann, dann im Baseball. „Geld ist keine Garantie“, sagt Woody Woodward, Vizepräsident der Seattle Mariners, „aber es erhöht deine Chancen gewaltig.“ Das ist schwer untertrieben. Im letzten Jahr erreichten alle drei Teams mit den höchsten Etats an Spielergehältern die Runde der letzten Vier, in diesem Jahr sind es vier der fünf teuersten Teams. Ausgeschieden ist lediglich der World-Series-Gewinner des letzten Jahres. Die New York Yankees verloren am Montag das entscheidende fünfte Spiel ihrer Serie bei den Cleveland Indians mit 3:4.
„Die Kluft wird größer, es gibt immer mehr Habenichtse“, sagt Gerry Hunsicker, Generalmanager der Houston Astros, die von den Atlanta Braves ausgeschaltet wurden. Ted Turners Team aus der Olympiastadt bezahlt allein seinen beiden Pitchern Greg Maddux und Tom Glavine pro Jahr weit mehr, als etwa der Gesamtetat der Pittsburgh Pirates (13 Millionen) beträgt. Um die Unterschiede nicht zu gewaltig werden zu lassen, wurde in diesem Jahr eine Luxussteuer für Teams eingeführt, deren Gehaltssumme mehr als 51 Millionen Dollar beträgt. Diese wird an die finanzschwachen Teams verteilt. „Ein Anfang“, sagt Hunsicker, „aber die Beträge, die ein Klub aus dieser Gewinnverteilung erhält, machen nur einen kleinen Teil der Ungleichheit wett.“
Mit den Baltimore Orioles, Sieger gegen Seattle, und den Cleveland Indians, die im Finale der American League aufeinandertreffen, sowie den Atlanta Braves tummeln sich drei alte Bekannte im Halbfinale, einzig die Florida Marlins haben sich in die illustre Gesellschaft geschmuggelt. Natürlich mit Hilfe schnöden Mammons. Die 89 Millionen Dollar, die Besitzer Wayne Huizenga für sechs Free Agents investiert hat, machen das erst seit fünf Jahren existierende Team zum zweitteuersten der National League. Hinter den Braves, versteht sich, die allein ihren Pitchern Maddux, Glavine und Smoltz 120 Millionen Dollar für mehrjährige neue Verträge spendierten.
Der Serie gegen die Atlanta Braves sehen die Marlins dennoch zuversichtlich entgegen, schließlich haben sie acht der zwölf Saisonspiele gewonnen. In Miami herrscht Euphorie, nur das Maskottchen ist nicht restlos glücklich. Letzte Woche wurde das Haus von „Billy the Marlin“ ausgeraubt, und es verschwanden auch die Meisterschaftsringe, die er in früheren Identitäten als „Sebastian the Ibis“ und „Miami Maniac“ mit Collegeteams gewonnen hatte. Ein herber Verlust, über welchen den armen Billy wohl nur ein World-Series-Ring hinwegtrösten könnte. Matti Lieske
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