American Pie: Aggressiv wie Rodman
■ Ohne NBA-Konkurrenz startet die Frauen-Basketball-Liga ABL ihre Saison
To light the sacrificial rite
„Ihr möchtet Profibasketball. Wir spielen!“ lautet einer der Slogans, mit denen die American Basketball League (ABL) für ihre dritte Saison wirbt, die morgen mit der Partie New England Blizzard gegen Philadelphia Rage beginnt. Die Terminplanung der Frauenliga, die sich – anders als ihre Konkurrenzorganisation WNBA, die im Sommer spielt – dafür entschieden hat, ihre Saison parallel zur NBA zu absolvieren, könnte sich plötzlich als Segen erweisen. Nachdem Billy Hunter von der Spielergewerkschaft am Montag Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Arbeitskampf der NBA dämpfte und den Saisonbeginn für Januar prognostizierte, eröffnet sich für die ABL eine einzigartige Chance. „Es gibt da draußen eine Menge Sonics-Fans, und wenn sie uns eine Chance geben, werden sie eine Überraschung erleben“, hofft Tammy Holder, Trainerin von Seattle Reign.
Der in der ABL gespielte Basketball ist weniger dynamisch und aggressiv als der in der NBA und auch in der WNBA, sondern setzt mehr auf Finesse. „Es wird mit einer Menge Ballfertigkeit gespielt, es gibt viele Pässe, und es ist sehr aufregend“, sagt Olympiasiegerin Jennifer Azzi von den San Jose Lasers. Dunkings gibt es nicht, denn, so Co-Trainerin Stephanie Rivera von den Chicago Condors: „Dafür braucht man große Hände.“
Während die WNBA auf ausländische Stars und große Namen im Frauenbasketball setzt, ist die ABL eher eine Fortsetzung des College-Sports. Obwohl die Spielerinnen viel besser bezahlt werden – 80.000 Dollar im Schnitt und ganzjährige Krankenversicherung (WNBA: 26.500 und Krankenversicherung nur für die kurze Saison) –, sind die meisten Stars zur WNBA übergelaufen, die die besseren Fernsehverträge und die höhere Zuschauerzahl (10.869 im Schnitt) hat.
Immerhin konnte auch die ABL ihren Zuschauerschnitt in der letzten Saison um 23 Prozent auf 4.300 steigern, hat verbesserte TV-Kontrakte mit Fox und CBS abgeschlossen und ihr Marketingbudget verdreifacht. Mit Philadelphia Rage, Seattle Reign, Portland Power, Colorado Xplosion und den Chicago Condors sitzen mittlerweile fünf der neun Teams in NBA-Städten, hinzu kommen New England, San Jose, das neue Team von Nashville Noise und der zweifache Champion Columbus Quest. „Ich denke, daß sich die ABL langsam als Teil der amerikanischen Sportszene etabliert“, ist ABL-Chef Gary Cavalli zuversichtlich.
Besonderes Interesse gilt zu Saisonbeginn dem Experiment in Jordantown. Am Freitag können die Basketballfreunde von Chicago beim Match der aus Atlanta zugezogenen Condors gegen Nashville im „Pavilion“ der Universität von Illinois überprüfen, ob Stephanie Rivera zuviel versprach, als sie verkündete: „Wir spielen exakt die gleiche Offensive wie die Bulls, und wir haben Mädchen, die genauso aggressiv rebounden wie Dennis Rodman.“ Matti Lieske
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