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American PieBaustopp für die Türme

■ Mit Pippen, Schrempf und Smith will Portland endlich NBA-Meister werden

And do you believe in rock 'n' roll

Gerade mal zwei Wochen alt ist die Saison 1999/2000 der Basketball-Liga NBA, und schon kristallisieren sich die erwarteten Hierarchien heraus. Im Osten dominieren mit sechs Siegen die Miami Heat, doch der Champion, da sind sich die Experten einig, wird auch diesmal aus dem Westen kommen. Zu krass war letzte Saison der Leistungsverfall von Miami in den Play-offs, zu deutlich die Dominanz der San Antonio Spurs in der Finalserie gegen die New York Knicks.

Auch im Westen sind die üblichen Verdächtigen schon wieder an der Spitze, allen voran die Los Angeles Lakers mit sieben Spielgewinnen und zwei Niederlagen, beide erlitten, als Center Shaquille O'Neal wegen seiner Wutausbrüche suspendiert war. Ebenfalls bestens im Rennen sind Titelverteidiger San Antonio und Halbfinalist Portland TrailBlazers.

Die Spurs sahen naturgemäß wenig Anlass, ihr Team in größerem Stil umzukrempeln. Sie verlassen sich weiterhin auf ihre „Twin Towers“ David Robinson und Tim Duncan. Eine wichtige Ergänzung ist jedoch der 36-jährige Terry Porter. Mit ihm verfügen die Spurs über einen Backup für Point Guard Avery Johnson, der schon in den wenigen Spielen dieser Saison bewiesen hat, dass er mit seiner Erfahrung und Treffsicherheit ganz allein die Mannschaft aus temporären Tiefs heraushieven kann.

Die Lakers haben sich nicht groß damit aufgehalten, ihrem illustren Ensemble neue Spieler hinzuzufügen. Sie suchen ihr Heil im Trainer. Meistercoach Phil Jackson soll das Kunststück schaffen, den verwöhnten Stars nicht nur seine Triangle-Offense, sondern vor allem vernünftige Abwehrarbeit und Teamgeist beizubringen.

Der heißeste Favorit auf die Meisterschaft sind jedoch die Portland TrailBlazers. Für viele galten sie schon in der letzten Saison als das stärkste Team der NBA, gegen San Antonio fanden sie im Halbfinale jedoch kein Mittel. Exakt mit Blick auf die Spurs haben Management und Coach Mike Dunleavy die Mannschaft verstärkt und in Scottie Pippen, Steve Smith und Detlef Schrempf drei vielseitige, erfahrene Spieler gefunden, die perfekt ins Team passen. Los geworden sind sie neben guten, aber verzichtbaren Leuten wie Walt Williams, Jim Jackson oder Kelvin Cato auch den wenig zuverlässigen Isaiah Rider, der bei seinem neuen Klub Atlanta Hawks gerade wieder eine interne Sperre wegen diverser Verstöße aufgebrummt bekam.

Die Zeitung The Oregonian macht den grassierenden Optimismus in der Region an der vorentscheidenden Szene des Halbfinales fest, als Sean Elliott mit einem Dreier Sekunden vor Schluss die Spurs in der Serie mit 2:0 in Führung brachte. Damals spielte Stacey Augmon gegen Elliott, danach vergaben Walt Williams und Jim Jackson mit Fehlwürfen die Chance zum Ausgleich. Jetzt, so The Oregonian, würde Pippen gegen Elliott spielen, der müsste zu Robinson unter den Korb passen, und San Antonio könnte höchstens ausgleichen. Danach hätten es dann sichere Werfer wie Pippen, Smith oder Schrempf in der Hand, das Match für die Blazers zu entscheiden.

Die drei Neuzugänge geben Portland nicht nur eine Fülle von Optionen in Defensive und Offensive, sondern passen außerdem hervorragend zu Center Arvidas Sabonis. Alle drei können zum Korb ziehen, was Isaiah Rider kaum tat, und dort ist oft Platz, weil Sabonis, der exzellent werfen und passen kann, gern an der Dreipunktlinie steht und den gegnerischen Center vom Korb weglockt.

Ein Problem könnte es für Dunleavy sein, den vielen Stars im Team genügend Spielzeit zu verschaffen, doch TV-Analytiker Kenny Smith, zweimal Meister mit den Houston Rockets, sieht Parallelen zu seinem alten Team. „Diese Leute brauchen keine Minuten mehr, um den Coach oder irgendwen zu beeindrucken“, zeigt er sich überzeugt, dass es kein Fegefeuer der Eitelkeiten bei den Blazers geben wird.

So bleibt als größtes Manko, dass es keinen starken Vertreter für Sabonis gibt. Das mache nichts, sagt Detlef Schrempf, „es gibt in der Liga kaum noch Center, die große Sachen machen.“ Nur Shaquille O'Neal und die Twin Towers. Und das könnte am Ende doch zu einem Problem werden. Matti Lieske

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