American Pie: Der Wurm ist drin
Dennis Rodman spielt wieder Basketball
I started singin ...?
„Er bringt mit, was wir nicht haben: Rebounds und Defense“, sieht Don Nelson, Coach des NBA-Klubs Dallas Mavericks, optimistisch dem ersten Auftritt seines neuesten Zugangs heute Abend gegen die Seattle SuperSonics entgegen. Doch Dennis Rodman bringt auch andere Dinge mit, die den Mavericks bislang abgingen: einen Lebens-, Arbeits- und Umgangsstil, der nicht gerade dem Bild entspricht, das man sich von einem erfolgreichen Basketballprofi macht.
Seit März letzten Jahres hat der 38-Jährige kein Match mehr bestritten. Damals wurde er nach nur 23 Partien bei den Los Angeles Lakers entlassen, weil er mit seinen ständigen Eskapaden, Verspätungen und Abwesenheiten das ohnehin nicht sonderlich homogene Team zu sprengen drohte.
In Dallas, wo Rodman – Spitzname: der Wurm – einst aufwuchs, hat der neue Teambesitzer Mark Cuban, der mit seiner Internetseite broadcast.com Milliardär wurde, die meisten Stolpersteine prophylaktisch aus dem Weg geräumt. Rodman muss nur mit dem Team trainieren, wenn er will, ansonsten genügt es, wenn er in der Halle auf dem Heimtrainer Fahrrad fährt. „Ich habe keine Spielzüge zu lernen“, sagt der Veteran selbst, „es gibt keine Spielzüge.“ In der Offensive wird Rodman lediglich durch ein paar Blocks präsent sein, seine Zeit kommt, wenn ein Wurf unterwegs und ein potenzieller Rebound zu schnappen ist. Bei Spielen braucht er sich erst kurz vor Beginn einzufinden, weil es ihn nervt, allzu lange mit den Kollegen in der Kabine herumzusitzen. Ob er denn nicht auch solche Privilegien möchte, wurde Michael Finley, der Star des Teams, gefragt. „Ich trainiere gern“, lautete dessen lapidare Antwort.
Für seine Dienste soll Rodman etwa 450.000 Dollar bis Saisonende erhalten, das bei den Mavericks mutmaßlich Ende April eintreten wird. Zwar hat das Team neun der letzten zwölf Partien gewonnen, doch der Rückstand auf die Play-off-Ränge ist groß. Rodmans Salär ist wegen der vorgeschriebenen Gehaltsobergrenze recht knapp bemessen, allein für seine Auftritte im Rahmen der Football-Super Bowl in Atlanta soll er 500.000 Dollar eingenommen haben. Rodman weiß jedoch, dass die Chancen für solche Engagements auf Dauer größer sind, wenn er Basketball spielt. „Ich bin begeistert, wieder im Spiel zu sein“, teilte er auf seiner Website bei www.athletedi rect.com mit, „aber vor allem bin ich glücklich, in einem Team zu spielen, das Dennis Dennis sein lässt.“ Bei den Lakers zum Beispiel, räumte deren Coach Phil Jackson ein, wäre dies nicht gewährleistet. „Ich wünschte, wir wären gefestigt genug, um Dennis in dieser Mannschaft zu haben“, sagte Jackson, mit dem Rodman in Chicago drei Titel holte, „aber wir haben weder die Unterstützung dafür noch die Reife.“
„Solange er uns gewinnen hilft, kann er tun, was er will und von mir aus die ganze Nacht wegbleiben“, sagt der 41-jährige Mark Cuban. Dass dies nicht nur ein Scherz ist, zeigte die erste Anschaffung, die der Mavs-Besitzer für das 4.000 Quadratmeter große Gästehaus auf seinem Grundstück tätigte, in dem Rodman zunächst für 3.000 Dollar Monatsmiete wohnen wird: dunkle Vorhänge. Matti Lieske
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