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Amazons MP3-Shop wird internationalAmazon will Apple angreifen

Die Plattenfirmen bringen den E-Commerce-Konzern Amazon mit seinem MP3-Angebot gezielt gegen Marktführer iTunes in Stellung. Der nächste Schritt ist die Internationalisierung.

Cat Power - Bei amazonmp3 bis jetzt nur in den USA, bald international ohne Kopierschutz runterladbar. Bild: screenshot amazon.com

Der Onlinehändler Amazon will seinen Internet-Musikladen "Amazon MP3" noch in diesem Jahr auch außerhalb der USA starten. Das teilte das Unternehmen am Sonntag mit, ohne zunächst einen genauen Zeitplan zu nennen. Branchenbeobachtern gilt die Ankündigung dennoch als Kriegserklärung gegen Apples Konkurrenzangebot iTunes, das in allen Ländern, in denen es bislang vertreten ist, derzeit den Marktführer stellt. Amazons großer Vorteil: Die Firma bietet ihren gesamten Musikkatalog ohne digitales Rechtemanagement (DRM) im kopierschutzfreien MP3-Format an, das mit nahezu allen Musikspielern kompatibel ist. Mit Inhalten versorgt wird der E-Commerce-Konzern darüber hinaus von allen vier großen Musikkonzernen Warner, Sony/BMG, EMI und Universal; verfügbar sind laut Amazon derzeit 3,3 Millionen Songs von mehr als 270.000 Künstlern.

Apple selbst würde gerne mehr ungeschützte Songs anbieten, wie Firmenchef Steve Jobs jüngst auf der "Macworld"-Messe Anfang Januar in San Francisco einmal mehr betonte. In der Tat war Jobs es auch, der den Anti-DRM-Zug bei den Plattenfirmen mit ins Rollen brachte: Im Februar 2007 schrieb er einen offenen Brief ("Thoughts on Music") an die Branche, in dem er sie aufforderte, die Nutzer nicht länger mit Kopierschutzmaßnahmen zu gängeln. "Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Online-Laden kopierschutzfreie Musik anbietet. Das wäre die beste Alternative für die Kunden und Apple würde sich in der ersten Sekunde dafür entscheiden." Sein Unternehmen wolle die Kundschaft nicht zwingen, nur seinen iPod als Abspielgerät zu nutzen, betonte Jobs damals. Doch bislang hat Apple von den "Majors" nur EMI verpflichten können, seine Titel wirklich kopierschutzfrei über iTunes zu verkaufen; der weitere Bestand entsprechender Werke bei dem Online-Laden stammt komplett von Independent-Labels, die zuvor schon eher bereit waren, Musik ohne DRM anzubieten.

Das nährt unter Branchenexperten den Verdacht, dass Amazon mit seinem MP3-Laden nun gezielt gegen Apple aufgebaut werden soll, schließlich fürchten die Labels seit längerem die große Macht, die der Computerkonzern inzwischen hat. Die Theorie: iTunes werde zwar mit dem von Nutzern ungeliebten, kopiergeschützten Material weiterversorgt (das wie üblich nur auf Apples populärem Musikspieler iPod läuft), in Sachen MP3 aber "ausgehungert". Somit würden die Verkäufe bei Apple, die der Plattenindustrie inzwischen etliche Millionen einbringen, zwar nicht gestoppt, doch das Zukunftsgeschäft auf Amazon verlagert. Tatsächlich wurden dem Dienst dank einfacher Bedienung und schier unendlicher Kompatibilität zu allen im Markt befindlichen Abspielgeräten von Testern stets gute Noten erteilt. Wie man Unterhaltungsinhalte verkauft, weiß Amazon aus langjähriger Erfahrung mit Medienprodukten "zum Anfassen" - auch darüber knüpfte der Konzern augenscheinlich gute Kontakte zu den Musikfirmen. Hinzu kommt, dass Amazon bereit ist, den Preisgestaltungswünschen der Labels zu entsprechen, während Apple weiterhin hauptsächlich auf die Formel ein Song = 99 Cent setzt.

Im margenreichen Videosegment sieht es allerdings wieder anders aus. Hier ist Apple nach einer ersten Durststrecke voller Konflikte mit den Medienkonzernen -so zog NBC Universal unter anderem seine TV-Inhalte zurück - inzwischen mit seinem neuen Mietmodell ("iTunes Movie Rentals") wieder da. Auf das scheinen sich alle großen Hollywood-Studios einigen zu können, bringt es ihnen doch viel Geld. Amazons Alternativangebot "Unboxed" für Kauf- und Mietfilme kämpft hingegen mit dem Problem, das die Plattenlabels dank MP3 inzwischen gelöst haben: Dem von den Nutzern ungeliebten Kopierschutz, der unter anderem dafür sorgt, dass die Käufer irgendwie nie gänzlich das Gefühl bekommen, ihre erworbenen Inhalte wirklich zu besitzen. Im Gegensatz zur Musikindustrie kann sich Hollywood jedoch bislang (noch) nicht vorstellen, Inhalte auch ohne DRM zu verkaufen. Dabei existieren hier im Grunde die gleichen Probleme wie bei Musik: Gestohlene Filme und TV-Serien sind dank ihrer Kopierschutzfreiheit plötzlich leichter nutz- und bedienbar als legale Angebote.

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