: Am Wasser ist Deutschland am schönsten
Kein Wunder, dass viele Radfernwege den Flüssen folgen. Gleich fünf davon und noch zwei Kanäle obendrein hat der Fünf-Flüsse-Radweg im Angebot – und das alles auf handlichen 300 Kilometern. Vorsicht ist nur bei der Beschilderung geboten: Radkarten sind empfehlenswert
VON WOLFGANG A. LEIDIGKEIT
Wer mit dem Rad verreist, liebt Deutschland – zumindest etwas mehr als der Tourist ohne Bike. Während im vergangenen Jahr nur knapp 31 Prozent aller Einheimischen sich in diesem unserem Urlaubsland vergnügten, waren es bei den Radlern immerhin 37 Prozent. Von den ADFC-Mitgliedern radelten gar rund 45 Prozent urlaubsbedingt durch heimische Gefilde. So die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung des Fahrradclubs.
Zu erfahren ist auch, dass vor allem Flusstouren großen Anklang fanden: Elbe, Weser, Donau und Altmühl waren die Favoriten. Fließgewässer satt, das könnte auch das Motto des bayrischen Fünf-Flüsse-Radwegs sein. Denn der bietet außer einer Hand voll Flüssen auch noch zwei Kanäle.
Zum Arrangement gehört auch der untere Teil der beliebten Altmühl – doch gerade dieser Abschnitt verdient keine guten Noten. Womit überhaupt nicht der Fluss selbst gemeint ist, sondern der dortige Verlauf des Radfernweges: Über weite Strecken wird er parallel zur stark befahrenen Bundesstraße geführt. Da wirkt die deutsche Landschaft gleich weniger schön.
Folgt man dem präzisen Führer des Bikeline-Verlages, beginnt die Rundreise in Regensburg. Gut, zur Kulturhauptstadt 2010 hat es nicht gelangt, doch an ihren Sehenswürdigkeiten dürfte es nicht gelegen haben. Von Regensburg wird man ein kurzes Stück entlang der Donau zum Flüsschen Naab geführt, durch dessen Tal sich der Radweg weitgehend abseits von Autostraßen windet. Im Städtchen Kallmünz, nicht zu Unrecht als „Perle“ des Naabtals vermarktet, wechselt der Fünf-Flüsse-Radweg zur Vils. Entlang einem militärischen Sperrgebiet – auch das ist Heimat – geht die Reise durch eine herrliche Waldlandschaft nach Schmidtmühlen.
Doch Vorsicht! Hier kann man sich wegen einer eher verwirrenden Beschilderung leicht verfahren. Denn wer die erste ausgeschilderte Möglichkeit nach links nutzt, landet am Lauterbach und wird nicht, wie eigentlich geplant, auf einer ehemaligen Bahntrasse oberhalb der Vils Richtung Amberg weitergeleitet.
Amberg, dann Sulzbach-Rosenberg, mal hübsch und mal beschaulich – und damit einen die Romantik nicht zu sehr einlullt, hat man hier mit den einzigen ernsthaften Steigungen der gesamten Tour zu kämpfen. Von der Vils geht’s an die Pegnitz, die allerdings erst in der Höhe von Hersbrück erreicht wird. Der Radweg führt nun über Lauf nach Nürnberg, wobei die historische Altstadt von Lauf ebenso eine Besichtigung wert ist wie die der Lebkuchen-Metropole.
Mit dem Ludwig-Main-Donau-Kanal erwartet den Reisenden kurz hinter Nürnberg einer der attraktivsten Abschnitte der Tour. Zwar über weite Strecken linealgerade, aber dafür garniert mit einer Vielzahl von Schleusen und geführt durch grandiose Wald- und Hügellandschaft. Wer hier von Langeweile befallen wird, der sollte vielleicht doch über etwas anderes als einen Fahrradurlaub in Deutschland nachdenken.
Die letzten beiden Abschnitte des Fünf-Flüsse-Radweges führen entlang dem weniger reizvollen Main-Donau-Kanal beziehungsweise der Altmühl zurück an die Donau nach Regensburg. Und dort wird man dann rund 300 Kilometer mehr auf dem Tacho haben. Oder sogar noch mehr, weil man vielleicht die ein oder andere Landschaft intensiver erforscht hat.
Oder weil man vom Weg abgekommen ist. Auch das ist möglich, siehe oben, obwohl ja die Ausschilderung durchgängig ist. Aber eben nicht immer eindeutig. Auch für diesen schönen Teil Deutschlands gilt: Ohne gute Landkarte und Reiseführer sollte man sich besser nicht auf den (Rad-)Weg machen.
Weitere Informationen über Sehenswürdigkeiten und Verlauf der Radwanderroute stehen im Internet unter www.fuenf-fluesse-radweg.de