■ Am Rande: Neuer Bertels-Mann
Er ist jung, kommunikativ und schien alle Chancen zu haben – doch nun scheint Thomas Middelhoff, Bertelsmann-Vorstand für Unternehmensentwicklung und zuständig für Multimediageschäfte, im Rennen um die Nachfolge von Vorstandschef Mark Wössner ausgeschieden zu sein.
Der Mann habe noch keine überzeugende Performance geliefert, soll Wössner Middelhoff intern schon mal vorgeworfen haben. Öffentlich zog er Anfang des Monats vor Wirtschaftsjournalisten Middelhoffs Voraussage in Zweifel, bis ins Jahr 2000 seien mit Multimedia zwei Milliarden Mark Umsatz zu erreichen: „So ernst hat es dieser junge Mann mit seiner Prognose nicht gemeint.“ Dabei strebt Wössner genau wie Bertelsmann-Gründer Reinhard Mohn weiterhin eine hausinterne Lösung an, wenn er im Oktober 1998 (an der Pensionsgrenze) in den Aufsichtsratsvorsitz wechselt.
Einem Bericht des manager magazins zufolge wollen sich die Gütersloher nun im zweiten Glied nach einem Wössner-Nachfolger umgucken – bei den Bereichsvorständen und den Chefmanagern großer Unternehmensgruppen des mit 22 Milliarden Mark Umsatz größten Medienkonzerns der Welt. Ein Name fällt dabei besonders oft: Der von Bernd Kundrun, dem Geschäftsführer des Pay-TV- Senders Premiere (Bertelsmann- Anteil 37,5 Prozent). Dessen taktische und kommunikative Fähigkeiten sind Wössner auch an lobarmen Tagen eine Bemerkung wert. Besonders gern sieht man in der Vorstandsetage, wie Kundrun dem Lieblingskonkurrenten Leo Kirch, dem 25 Prozent von Premiere gehören, Paroli bietet. Dessen internen (Blockadedrohung) und externen Angriff (DF 1) hatte Kundrun zuletzt in über eine Viertelmillion Premiere-Neukunden ummünzen können.
Einen neuen Job für den Premiere-Manager müssen diese möglicherweise ohnedies bald suchen: Sollten sich die Gütersloher, wie von Mark Wössner angestrebt, demnächst mit Kirch über eine Neuaufteilung von Premiere und ein Zusammengehen des Senders mit Kirchs DF 1 einigen, müßte der dezidierte Bertels-Mann Kundrun von der Senderspitze weichen. Lutz Meier
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen