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Alternativer NobelpreisAward ehrt Friedensaktivisten

Ein Jurist aus Sri Lanka, eine kenianische Friedensaktivistin und ein Farmer-Ehepaar aus Kanada erhalten den diesjährigen "Right Livelihood Award".

Der alternative Nobelpreis wird zwei Tage vor der Nobelpreisvergabe im schwedischen Reichstag verliehen. Bild: rightlivelihood.org

STOCKHOLM taz Praktische Lösungen für drängende globale Probleme. Dafür werden die am Dienstag in Stockholm bekanntgegebenen diesjährigen PreisträgerInnen des "alternativen Nobelpreises" geehrt. Ausgezeichnet werden der sri-lankanische Jurist Christopher Weeramantry und die Friedensaktivistin Dekha Ibrahim Abdi aus Kenia, welche den Preis erhalten, weil sie - so die Begründung des Preisstifters Jakob von Uexküll - mit ihrer Arbeit demonstrieren, wie Krieg und Terror durch das Völkerrecht und durch aktive Konfliktlösung verhindert werden können". Ausserdem Percy and Louise Schmeiser aus Kanada und das Unternehmen Grameen Shakti aus Bangladesch, "weil sie uns gezeigt haben, wie zwei unentbehrliche Bausteine unseres globalen Ökosystems, unsere landwirtschaftlichen Ressourcen und unser globales Klima, noch zu retten sind" (Uexküll).

Grameen Shakti ist ein 1996 gegründetes Non-profit-Unternehmen, das zur - im letzten Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrten - Grameen-Bank gehört. Dessen Ziel ist es, eine kostengünstige und klimafreundliche Energieversorgung für die arme dörfliche Bevölkerung bereitzustellen. Das Konzept sind vor allem Photovoltaic-Solarpanele, die an Batterien gekoppelt sind. Bislang wurden über 100.000 derartige Solaranlagen in 30.000 Dörfer geliefert. Das Ziel sind 1 Million Installationen bis zum Jahr 2015. Daneben beschäftigt man sich auch mit Wind- und Biogasanlagen.

Durch den so gewonnenen Strom wird nicht nur die feuergefährliche Kerosinbeleuchtung ersetzt, sondern, so die Jury "in Tausenden bangladeschischen Dörfern eine nachhaltige Beleuchtung und Energieversorgung möglich gemacht, die die Gesundheit, Bildung und Produktivität fördert." Die Finanzierung der Anlagen geschieht nach dem Vorbild des Mikrokreditsystems der Grameen-Bank. Für deren technischen Unterhalt wurden vor allem Frauen entsprechend ausgebildet.

Das kanadische Ehepaar Percy und Louise Schmeiser das, so die Jurybegründung, die Artenvielfalt und der Rechte der Bauern verteidigt, weil "sie die derzeitige ökologisch und moralisch perverse Auslegung des Patentrechts in Frage stellt", wird für ihren Kampf gegen die Praktiken der Firma Monsanto geehrt. Das Farmerehepaar hatte einen Musterprozess gegen Monsanto bis zum Obersten Gerichtshof geführt, als diese Firma 1998 von ihnen Lizenzgebühren für genmodifiziertes Saatgut verlangen wollte, welches die Schmeisers nie ausgesät hatten. Das aber von Nachbaräckern auf ihre Felder geweht worden war. Diese Forderung wurde gerichtlich abgewiesen.

Der Prozess führte ausserdem dazu, dass das Oberste Gericht das kanadische Parlament ermahnte, ein Gesetz für den Umgang mit gentechnisch verändertem Pflanzengut zu verabschieden, damit in Zukunft derart bizarre Verfahren vermieden würden. Derzeit führen die Schmeisers einen weiteren Musterprozess, in dem sie von Monsanto Schadensersatz für das Ausjäten genmodifizierter Pflanzen haben wollen, deren Saat wiederum von Nachbarfeldern auf die ihren geweht wurde. Die Jury ehrt ihren Kampf, "die Welt auf die Gefahren für die Landwirtschaft und die Artenvielfalt aufmerksam zu machen, die von der zunehmenden Marktdominanz und dem aggressiven Marketing von Firmen ausgeht, die Saatgut gentechnisch manipulieren".

Der Juraprofessor Christopher Weeramantry aus Sri Lanka wurde vor allem bekannt, weil er als Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag 1996 in einem abweichendem Votum begründete, warum die Anwendung oder Drohung mit Nuklearwaffen immer gegen das Völkerrecht verstößt. 2001 gründete er in Sri Lanka das Weeramantry-Friedenszentrum. Die Jury würdigt "seine lebenslange bahnbrechende Arbeit für die Stärkung und Ausweitung des Völkerrechts".

Die 1964 in der nordkenianischen Provinz Wajir geborene Dekha Ibrahim Abdi wird ausgezeichnet "weil sie in unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Situationen gezeigt hat, wie religiöse und andere Differenzen sogar nach gewalttätigen Konflikten versöhnt werden können und wie in einem kooperativen Prozess Frieden und Entwicklung erreicht werden kann". Abdi war u.a. Gründungsmitglied von COPA ("Coalition of Peace in Africa") und gehört seit kurzem zum Beratergremium des Berghof Forschungszentrums für konstruktive Konfliktbearbeitung. 2005 war sie zu einer der "1000 Frauen für den Nobelpreis" nominiert worden.

Der "Right Livelihood Award", so die offizielle Bezeichnung des "alternativen Nobelpreises" wurde 1980 von dem deutsch-schwedischen Publizisten, Philatelisten und späteren Europa-Abgeordneten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Geehrt werden sollen nach den Statuten "Menschen und Initiativen, die Lösungen für die dringendsten Probleme unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen". Über die Vergabe entscheidet eine internationale Jury. In diesem Jahr traf sie die Auswahl zwischen 84 vorgeschlagenen KandidatInnen aus 42 Ländern. Die PreisträgerInnen teilen sich das Preisgeld von 2 Millionen Kronen, umgerechnet 220.000 Euro. Bisher wurden 123 Organisationen und Einzelpersonen aus fast 60 Ländern geehrt. Aus dem deutschsprachigen Raum beispielsweise Hermann Scheer, Petra Kelly, Hans-Peter Dürr und Robert Jungk. Die diesjährige Preisverleihung findet am 7. Dezember - zwei Tage vor der Nobelpreisvergabe - im schwedischen Reichstag statt.

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