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Alte planen Demo für ihre Rechte

■ Forderung: Pflegeversicherung / Ausreichende Plätze in Heimen, Vahr und Bremer Westen aber unterversorgt

Die Alten haben jetzt genug von den Vertröstungen. Spätestens im März wollen sie in Bremen auf die Straße gehen: um zu demonstrieren, daß die Pflegeversicherung so schnell wie möglich eingeführt werden muß — und nicht erst, wenn die Bundesregierung sich mit der widerspenstigen FDP auf eine gemeinsame Lösung geeinigt hat. Denn in ihren Koalitionsvereinbarungen hat die Kohl-Regierung die Vorlage des überfälligen Gesetzentwurfs auf Juni 1992 verschoben.

Die demographische Entwicklung drängt auf eine Lösung zur Absicherung des Pflegerisikos. In Bremen z.B. ist fast ein Viertel der EinwohnerInnen 60 Jahre oder älter. Für sie stehen im Stadtgebiet 4.779 Alten- oder Pflegeheimplätze zur Verfügung. Gemessen an den Bedarfszahlen, wie sie zum Beispiel aufgrund von Eckwerten in Baden-Württemberg und nach Schätzungen des Kuratoriums Deutscher Altershilfe aufgestellt wurden, steht Bremen damit ganz gut da. Dies belegen auch die Statistiken, die von der Sozialbehörde („dank der PC's, die wir jetzt endlich haben“ — so der zuständige Abteilungsleiter, Karl Bronke) gerade vorgelegt wurden. Ob die Praxis der stationären Altenpflege in Bremen allerdings genau so rosig aussieht, wie es die Zahlen vermitteln wollen, das versuchte die CDU mit einer Anhörung in der Bürgerschaft herauszufinden.

Die Struktur des Angebots entspricht den Bedürfnissen schon mal nicht, was Karl Bronke aus Sicht der Behörde auch bestätigte: So fehlen in etlichen Stadtteilen (besonders im Westen und in der Vahr) stationäre Einrichtungen. Außerdem geht der Trend derjenigen, die in Pflege- oder Wohnheime einziehen wollen, seit Jahren weg von den „Jungsenioren“ hin zu denen, die gleich als Schwerstpflegefälle aufgenommen werden müssen. Damit verschieben sich auch innerhalb der Häuser Strukturen wie auch die Anforderungen an das Personal: Die Belastung der PflegerInnen steigt kontinuierlich. Für rehabilitierende Maßnahmen, wie sie im Sinne einer neuen Altenpolitik und „ganzheitlicher Pflege“ gewünscht sind, bleibt keine Zeit.

Besonders die Träger der 52 Heime in Bremen (davon rund 1/3 in privater Trägerschaft) wollten „Pflegenotstand“ nicht gelten lassen. „Probleme“ gaben sie allerdings zu: Besonders weil die hohe Quote von Berufsrückkehrerinnen den Belastungen nicht gewachsen seien. Indiz dafür: ein hoher Krankenstand. Als Konsequenz notierte Roswitha Erlenwein, Moderatorin der CDU-Anhörung und deren sozialpolitische Sprecherin: Die Arbeitsplatzgestaltung muß attraktiver, für die Beschäftigten vor allem planbarer werden. Außerdem müsse endlich ein einheitliches Berufsbild und die Finanzierung der Ausbildung zur AltenpflegerIn her. Bislang werden Bremer AltenpflegerInnen nur über Umschulung und Fortbildung finanziert.

Weitgehend übereinstimmendes Resümee von CDU, Sozialbehörde und den Trägern in der Altenhilfe nach ihrer gemeinsamen Bestandsaufnahme: Der Bremer Altenplan aus den 70er Jahren muß fortgeschrieben werden. Wohnen im Alter sollte weitestgehend selbstbestimmt sein: Stationäre Einrichtungen sollen künftig stadtteilnah und mit maximal 60 Plätzen gebaut werden. Zusammen mit ambulanten Hilfen und der neu aufgebauten Kurzzeitpflege (derzeit rund 100 Plätze) solle damit ein integriertes Konzept verwirklicht werden. Und bei alledem dürfen die Betroffenen natürlich nicht vergessen werden: Die Beteiligung ihrer Heimbeiräte müsse weiter ausgebaut werden. ra

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