Als Prozesshilfe für Wissenschaftlerin: Israel will Eichmann-Erinnerungen freigeben
Jerusalem (AP) – Israel gibt die seit fast 40 Jahren unter Verschluss gehaltenen Memoiren des hingerichteten NS-Verbrechers Adolf Eichmann für die Öffentlichkeit frei. Die 1.300 Seiten umfassenden Memoiren sollen in den kommenden Tagen erscheinen. Ein Exemplar sei bereits an die amerikanische Wissenschaftlerin Deborah Lipstadt gesandt worden, die sich gegen die Klage des Holocaust-Revisionisten David Irving verteidigen müsse.
Israel hatte schon im vergangenen Jahr die Veröffentlichung der Memoiren angekündigt. Geplant war eine wissenschaftliche Ausgabe mit Kommentaren, die erst in Monaten oder Jahren fertig gestellt worden wäre. Historiker hatten aber eine unkommentierte Ausgabe gefordert. Kritiker befürchten, Eichmanns Aufzeichnungen, in denen dieser sich als kleines Rädchen darstellt, könnten missbraucht werden. Eichmann hatte sie im Gefängnis in Israel geschrieben und den Behörden übergeben.
Generalstaatsanwalt Eljakim Rubinstein erklärte, Israels moralische Verpflichtung, Lipstadt gegen Irving beizustehen, habe die Bedenken gegen eine Veröffentlichung überwogen.
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