Felix Magath, Vierfachrolleninhaber : Allmächtiger!
FELIX MAGATH, 53, wurde von VW-Chef Winterkorn geholt, um den VfL Wolfsburg auf Touren zu bringen. FOTO: DPA
Man darf ihn einen Heimkehrer in den Norden nennen: Felix Magath, der neue starke Mann beim VfL Wolfsburg, ist zwar bei Aschaffenburg geboren, hat aber einen Großteil seiner Fußballer-Karriere in Norddeutschland verbracht, wo er mit seiner lakonischen Art durchaus hinpasst.
Mit dem HSV wurde der Sohn einer Ostpreußin und eines Puertorikaners Deutscher Meister und zweimal Europapokalsieger. Seine Trainerlaufbahn begann er 1992 in der Verbandsliga beim FC Bremerhaven, wo er im stolzen Alter von 40 Jahren auch noch mal selbst die Fußballstiefel schnürte. Da hatte er schon zwei Manager-Jobs hinter sich, in Uerdingen und bei seiner alten Liebe HSV. Dort gelang ihm auch der Aufstieg vom Co- zum Cheftrainer – ein bisschen zu früh, wie heute viele HSVer finden. Nach einem Jahr war Schluss.
Als es Thomas Doll im Februar ähnlich erging, schien es, als könnte es mit dem am selben Tag bei Bayern München gefeuerten Magath einen zweiten Versuch geben, aber das ging ihm dann doch zu schnell. „Real Madrid darf anrufen“, sagte er mit nur einer kleinen Portion Ironie.
Gelandet ist er nun in Wolfsburg. Warum er die niedersächsische Provinz der Fußball-Weltbühne vorzieht? Nun, zum einen hat Real Madrid nicht angerufen. Zum anderen hat er den Fußball-Verantwortlichen beim Mutterkonzern VW eine Machtfülle abgehandelt, die in der Bundesliga ihresgleichen sucht. Magath wird in Wolfsburg nicht nur Trainer und Manager sein, sondern auch Sportdirektor und Geschäftsführer. Von den F-Buben bis zu Millionentransfers wird ihm niemand reinreden. Das ist Verantwortung nach Magaths Geschmack, der sich bei früheren Trainerstationen immer wieder auch in Querelen mit dem Management aufgerieben hatte.
Am ehesten sind die Wolfsburger Arbeitsbedingungen wohl mit jenen vergleichbar, die Magath beim VfB Stuttgart hatte. Dort avancierte der Mann, der sich als Werder-Trainer den Spitznamen „Quälix“ erworben hatte, zum gefeierten Förderer von Spielkultur und jungen Talenten aus dem eigenen Nachwuchs. Gute Aussichten für den VfL Wolfsburg, dem derzeit an beidem mangelt. JAN KAHLCKE