Allianz verkauft Dresdner Bank: Die deutsche Superbank kommt
Wenn nichts Überraschendes mehr passiert, beschließt die Allianz am Sonntag den Verkauf der Dresdner Bank - an die Commerzbank. Chinas Staatsbank scheint aus dem Rennen zu sein.
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BERLIN taz Die Commerzbank hat die Konkurrentin Dresdner Bank fast sicher. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete gestern unter Bezug auf Insider, dass sich die Vorstände der Commerzbank und der Dresdner-Mutter Allianz in der Nacht zuvor in Grundzügen einig geworden seien. Eine endgültige Entscheidung wird allerdings erst am Sonntag erwartet, wenn die Aufsichtsräte beider Konzerne tagen. Die Commerzbank dürfte endlich ans Ziel kommen: Schon 2000 wollte sie mit der Dresdner fusionieren.
Aus dem Rennen ist damit offenbar die China Development Bank (CDB). Die CDB hat zwar Berichten zufolge mehr geboten und steht im Gegensatz zur Commerzbank wohl nicht unter Druck, drastische Einsparungen beim Personal vorzunehmen.
Auf der anderen Seite bestünde bei einem Verkauf an eine staatliche Bank das Risiko politischen Widerstands. Schließlich plant die Regierung gerade ein Gesetz zur Abwehr von Investitionen ausländischer Staatsfonds. Überdies gibt es Kritik am Finanzgebaren der CDB, die viel zu leichtsinnig auch riskante Kredite vergeben haben soll. Unterm Strich überwiegen in den Augen der Allianz offenbar die Nachteile.
"Die Commerzbank liegt klar vorn", zitiert die Financial Times Deutschland einen Insider. Demnach wolle die Commerzbank die Dresdner in zwei Teilen schlucken: 51 Prozent jetzt, den Rest im nächsten Jahr. Zur Finanzierung könnte die Commerzbank neue Aktien ausgeben und ihre Investmentfonds-Tochter Cominvest im Tausch der Allianz überlassen. Diese soll dafür sicherstellen, dass der Commerzbank keine Verluste durch die Investmentbanking-Tochter Dresdner Kleinwort entstehen, die mit faulen US-Hypotheken zu kämpfen hat.
Die Allianz hatte sich 2001 die Dresdner-Übernahme 24 Milliarden Euro kosten lassen - jetzt wird sie nach Analystenschätzungen allenfalls 9 Milliarden dafür bekommen. Endgültig gescheitert ist damit das noch vor ein paar Jahren als Zukunft des Finanzsektors gepriesene Allfinanz-Modell, bei dem Bankfilialen Versicherungspolicen ins Angebot nehmen und der freundliche Versicherungsvertreter gleich auch Investmentsfondsanteile an die Kunden bringt. Die Dresdner wurde stattdessen schnell zum Sorgenkind der Allianz. Ein Sparkurs inklusive des Abbaus tausender Stellen brachte das Institut zwar aus den roten Zahlen, doch geriet es mit Ausbruch der Finanzmarktkrise im vergangenen Sommer schon wieder in die Verlustzone. Auch die Deutsche Bank hatte sich 2003 aus dem Versicherungsgeschäft verabschiedet und ihre Anteile an Gerling zurückgegeben.
Kommt nun Schwung in die Konsolidierung der deutschen Bankenlandschaft? Immer wieder hatte es geheißen, größere Zusammenschlüsse seien unumgänglich, um international mithalten zu können. Doch vor acht Jahren platzte gleich zweimal eine Elefantenhochzeit: erst von Deutscher und Dresdner Bank und dann von Dresdner und Commerzbank. Doch so ganz stagnierte die Neuordnung des Sektors nie. Die deutschen Geschäftsbanken kauften zunächst vor allem im Ausland Expertise ein. Die Dresdner Bank legte sich schon 1995 das britische Investmenthaus Kleinwort Benson zu und die Deutsche Bank ein paar Jahre später zwei US-Investmentbanken, Bankers Trust und Zurich Scudder.
Und umgekehrt übernahmen Ausländer deutsche Banken: etwa die schwedische SEB im Jahr 2000 die BfG und die italienische Unicredit 2005 die HypoVereinsbank. Die Commerzbank, die lange abgeschlagen hinterherhinkte, gelangte 2005 auf Rang zwei nach der Deutschen Bank durch die Übernahme der Hypothekenbank Eurohypo. Überdies kam es zu mehreren Fusionen von Landesbanken, und weitere werden erwartet, seitdem die EU ihnen die staatlichen Garantien wegnahm. Gut 2.000 Banken und Sparkassen gibt es in Deutschland, so viele wie sonst nirgends. Aber Anfang der 1990er-Jahre waren es noch doppelt so viele gewesen.
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