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Keiner wagt. Taghell ist die Nacht verzagt. So in etwa der Anfang eines Sechszeilers von Gerhard Fuchs-Kittowski – als Intro für einen DFFB-Film von Andrew Hood. Letzterer dreht dieser Tage einen Spielfilm über den Weddinger Glühbirnenerfinder Dieter Binninger und dessen bis zum Flugzeugabsturz begonnene Narva-Privatisierung sowie über die Rolle des Elektrokartells International Electrical Association in Pully bei der mit der anschließenden Narva-Abwicklung einsetzenden allgemeinen „Verfinsterung“ – wie es der Dichter Günter Grass in seiner Fontane- Fortschreibung faßte. Deswegen soll er jetzt auch in dem Glühbirnen-Film von Andrew Hood zu Wort kommen. Grass ist jedoch die nächsten drei Monate gesprächsmäßig ausgebucht, sagt seine Lübecker Sekretärin. Ich schlug dem Filmemacher stattdessen Gregor Gysi vor, der neuerdings ebenfalls – wie weiland Binniger – eigenhändig Privatflugzeuge steuert. Der anders als der MdB Gysi sich mehr im Internationalen Luftraum bewegende Restitutionsbearbeiter Fuchs- Kittowski ist, ebenso wie das ZDF, finanziell an diesem Film beteiligt. Zusammen mit der Schweizer Tabfin AG wollte Fuchs-Kittowski 1992 im Anschluß an Binningers Industrie- Offerte für Narva eine ganze „Lichtstadt“ aus dem Gebäude- Ensemble machen. Seine Bietergemeinschaft wurde jedoch zugunsten der Klingbeilschen (Trigon GmbH) ausgebootet. Auch für mich gab bald die Glühbirne erkenntnismäßig nicht mehr viel her. Eine Reise ans „Glühbirnenkartell“ IEA – nach Pully – ließ sich nicht mehr finanzieren, nachdem auch noch der IEA-Experte Rudolf Mirow von einem Auto überfahren worden war. Stattdessen stieß ich auf das Pariser IEA, die International Energy Agency: das, von den G 7 einmal als „Waffe“ gegen das Kartell der Erdölproduzierenden Länder (OPEC) gegründet, sich nun – glühbirnenmäßig – an einer weltweit liberalisierten „Energie-Balance“ versuchte. Man lud mich zu einem Erdgas-Kongreß ins Trigon-Hotel „Maritim“. Daneben wurde das einst von Hayek gegründete Londoner IEA (Institute for Economic Analysis) immer wichtiger: „Privatisiert werden muß jetzt überall!“ so sagte es einmal ein Mitarbeiter der Treuhand-Osteuropa-Beratung (TOB), nachdem ich ihn gefragt hatte, warum ein Rußlandberater nun plötzlich nach Namibia muß... Aber was sollte das alles? Mitten kam ein Fax aus Springe am Deister. Dort befindet sich das Goebel-Museum – zu Ehren des eigentlichen Erfinders der Edisonschen Glühbirne: Heinrich Goebel. Zum Museum gehört auch eine Goebel-Bastei, mit den Umrissen einer Glühbirne obendrauf. Denn die Glühbirne kommt dieser Tage profitmäßig an ihr Ende und wird durch umgebogene Neonröhren ausgetauscht, die sich gerne hinter den Umrissen einer Glühbirne verbergen und „Energiesparlampen“ heißen. Das Fax aus Springe nun war ein Artikel aus dem „Deister-Boten“: Die Goebel- Basteibirne wäre, da neonilluminiert, für den Hood-Film nicht zu gebrauchen: der Kameramann fand das Licht zu kalt. Und so pinselte der Beleuchter die ewige Glühbirne auf der Bastei rot an. – Prompt waren aber die Springer anderntags mehrheitlich ratlos: „Was ist denn da passiert?“ Und als sie dann das merkwürdige Kamerateam aus Berlin sahen: „Was machen die denn da?“ Sofort schickte der Deister-Bote – zur Aufklärung – einen Lokalredakteur hinauf. Heraus kam dabei ein 140-Zeiler mit Photo – und der beruhigenden Botschaft: Nach Abschluß der Dreharbeiten der Känguruh-Filmproduktion wird die Goebel-Birne wieder neonweiß strahlen, die Berliner haben versprochen, das Rot abzuwaschen! Und so geschah es dann auch – känguruhmäßig! Helmut Höge

wird fortgesetzt

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