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Archiv-Artikel

Alles unter einem Dach

Synergien oder Zentralisierungswut: Erziehungsberatungsstellen Mitte und West jetzt zusammen mit privaten Trägern in der Doventorcontrescarpe

Von ado

Bremen taz ■ Erziehende mit Beratungsbedarf haben jetzt eine zentrale Anlaufstelle. Gestern bezogen die Erziehungsberatungsstellen Mitte und West ihre neuen gemeinsamen Räume in der Doventorcontrescarpe 172. Die Beratungsstelle West befand sich zuvor in der Elisabethstraße und das Büro Mitte in der Graf-Moltke-Straße. Ebenfalls am neuen Standort sind jetzt auch der Fachdienst Aufsuchende Familienberatung sowie, in privater Trägerschaft, die Familienwerkstatt der Reisenden Werkschule Scholen und das Zentrum für trauernde Kinder.

„Wir wollen das Bestehende durch Synergien optimieren“, erklärte Jürgen Hartwig, Leiter des Amtes für soziale Dienste, die Motivation für den Zusammenzug. Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) betonte, die neuen Räumlichkeiten dienten der Kooperation zwischen den einzelnen Beratungsanbietern.

Es waren allerdings auch kritische Stimmen zu hören. Familienrichterin Sabine Heinke mahnte an, dass Bremen endlich ein flächendeckendes Beratungsangebot für Trennungsfamilien realisieren müsse. Dieses sei, seit das Sorgerecht für Scheidungskinder im Grundsatz an beide Elternteile gehe, gesetzlich vorgesehen. In Bremen allerdings kümmere sich erkennbar nur die Erziehungsberatungsstelle West um geschiedene Paare mit Kindern. „Das ist viel zu wenig für die ganze Stadt“, kritisierte Heinke in ihrer Rede auf der gestrigen Eröffnungsveranstaltung.

Die „Zentralisierung der Erziehungsberatung“ beklagte unterdessen eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle Mitte. Der alte Standort in der Graf-Moltke-Straße sei ideal gewesen. „Aus dem Viertel will doch niemand extra ins Doventor kommen.“

Erst im vergangenen Jahr war die Zahl der Beratungsstellen von sieben auf vier und die Zahl der Stellen von zwanzig auf zehn reduziert worden. Außerdem, so die Erziehungsberaterin weiter, schrecke die behördliche Atmosphäre des neuen Standorts die Klienten ab. Ebenfalls problematisch sei die Akustik der neuen Räume, die das Mithören von Gesprächen aus dem Nebenraum ermögliche. „In der Graf-Moltke-Straße war es viel leichter, ein gutes Beratungsgespräch zu führen“, sagt die enttäuschte Beraterin. ado