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Archiv-Artikel

Alles ins Netz

Die Münchner Staatsbibliothek stellt Google ihre Bestände zum Einscannen zur Verfügung

Von MH

Es ist ein gut gekühltes Dasein, das die neun Millionen Bücher der Bayerischen Staatsbibliothek bislang führen. Und vor allem ein einsames: Vor den Toren der Stadt in zwei computerüberwachten Magazinen lagern die meisten Werke der 1558 gegründeten Bibliothek. Ans Tageslicht kommt ein Buch nur, wenn ein Student oder Forscher per Computer eine Bestellung aufgibt.

Ein Teil dieser Inhalte, genauer gesagt eine Million Bücher, werden jetzt aus ihrer Beinahe-Isolation befreit. Die „Stabi“ und der US-Konzern „Google“ haben die Digitalisierung sämtlicher urheberrechtsfreier Werke beschlossen, die bislang in den Kühlhallen lagern. Die Bibliothek stellt die Bücher zur Verfügung, die Firma scannt ein. Im Endeffekt werden damit über books.google.de und www.bsb-muenchen.de in den nächsten Jahren alle deutschen Klassiker, etwa Goethes „Faust“ oder Schillers „Räuber“, kostenlos zugänglich. Denn als Faustregel gilt: Bücher werden 70 Jahre nach dem Tod des Autors urheberrechtsfrei – gescannt werden darf also die gesamte deutsche Literatur bis Mitte des 19. Jahrhunderts.

Während in Frankreich von Staats wegen erbittert gegen die Vergooglung gekämpft wird, freut man sich im sonst so konservativen München über die technische Hilfeleistung aus den Staaten: „Damit öffnen wir unsere Bibliothek buchstäblich der ganzen Welt und bringen die wahre Bestimmung der Bibliotheken – nämlich die Entdeckung von Büchern und Wissen – einen entscheidenden Schritt voran“, so Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek. Andere Teilnehmer des Google-Projekts sind die Library of Congress und die Bibliotheken von Harvard, Princeton und Oxford.

Angst vor einem Kulturhegemon Google hat man keine in München: „Die Bereitstellung der deutschen Literatur ist der Gegenbeweis zu einem vermeintlichen US-Übergewicht“, meint Stabi-Sprecher Peter Schnitzlein. Die Frage sei intern auch gar nicht diskutiert worden. Entscheidend für die Stabi sei die „unglaubliche Chance“. MH