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Alles für die Armen

■ Neuköllner streiten um eine Spende

Neukölln. Der Spender, ein Bauunternehmer aus Gropiusstadt, hatte »in der Zeitung gelesen, daß es in Neukölln sehr viele Arme gibt«. Von dieser Erkenntnis erschüttert, überreichte der 83jährige am 20. März dem Neuköllner Bürgermeister Frank Bielka (SPD) einen Verrechnungsscheck über 100.000 Mark. Auf den Wunsch des Gebers, mit dem Geld »die Not etwas zu lindern«, wies ein Begleitschreiben hin. Bielka nahm Scheck und Brief dankend in Empfang.

Doch am 16. April faßte das Neuköllner Bezirksamt auf Bielkas Vorschlag einen hartherzigen Beschluß. Nicht den Armen sollte die Summe zufließen, sondern ganz feudalen Zwecken: Die eine Hälfte wurde dem Schloß Britz zugeteilt, die andere Hälfte verteilt auf die einzelnen Abteilungen der Bezirksbehörde.

Alle Stadträte stimmten damals zu — auch Jugendstadtrat Michael Wendt (AL), der den Fall gestern publik machte. Man sei von Bielka über den Wunsch des Spenders im unklaren gelassen worden, beschwert sich der Stadtrat heute. Der Bürgermeister spricht von einem Versehen. Er habe den Brief zwar in Empfang genommen, ihn aber sofort an die Verwaltung weitergeleitet: »Mir selbst ist dieses Schreiben nicht bekannt gewesen.«

Stadtrat Wendt hält das für »ausgeschlossen«. Über die Spende müsse neu entschieden werden. Dieser Forderung kam Bielka gestern eilig nach. »Selbstverständlich« werde man den alten Beschluß heute aufheben. hmt

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