Alles auf Anfang

■ Campus und Lebenskunst: Der „Arbeitskreis zur Förderung junger Künste“ tritt mit einer Lesung ans Licht der Öffentlichkeit

Wer kennt das nicht: Irgendwann schaut man zurück auf die letzten paar Lebensjahre. Und sieht Ideen, die man hatte, und die sich in der Regel in Luft aufgelöst haben. Meist kann man darüber heilfroh sein. Mitunter aber bleibt der Nachgeschmack einer nicht genutzten Chance. Und dann gibt es Ideen, die, wenn man sie ins Rollen bringt, fast wie von selbst laufen. Als hätte die Welt gerade darauf gewartet.

Ungefähr so begann der „Arbeitskreis zur Förderung junger Künste“, kurz AK. Im vergangenen Jahr machten sich einige Studierende der Bremer Uni auf den Weg, genau das zu tun. Nämlich junge KünstlerInnen zu fördern. Der AstA ließ sich überzeugen. und bewilligte einen Etat, mit dem sich einiges anstellen läßt.

Was ist Kunst? Und was ist jung? Der Name klingt, als hätte man lange dran herumgebastelt. Ein Wunder, wenn man sich nicht auch Gedanken gemacht hätte zu diesen grundsätzlichen Fragen. Jung bezieht sich, kriegt das Konzept geschickt die Kurve, nicht eigentlich auf das Lebensalter. Eher auf die (eben noch nicht vorhandene) Repräsentation der KünstlerInnen in der Öffentlichkeit. Und Kunst, ja, das sei nicht so einfach. Man gehe zunächst von der Eigendefinition derjenigen aus, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Wenn jemand Stühle baut und sagt, meine Stühle sind Kunst, werde das zunächst einmal ernst genommen. Die Exklusivität so gering wie möglich halten, darum gehe es.

Der AK ist eine Ansammlung von Einzelprojekten. Die Einteilung nach Kunstsparten soll durchbrochen werden. Keine neue Idee, aber darum nicht eine schlechte. Wie packt man das an? Es braucht Dynamik, das Zusammenspiel von Stetigem und Flüchtigem. Das klingt selber schon poetisch, bezieht sich aber auf das Konzept der Arbeit, die nun in die Aktionsphase tritt.

Die Literatursektion des AK heißt „Wortschwimmer“. Auf der ersten Veranstaltung der Reihe „eingetaucht in...“ wird unter anderen Tim Ingold, der allseits geschätzte Fachkundige der taz für die Themenfelder Bergwandern, Motorsport und Partyknutschfleck seine literarischen Erkundungen der alpinen Seite des Stadtstaats unterbrechen, um mit neuen Texten ins Thema des Abends einzutauchen: Flüssigkeiten. Ein Thema, daß zu einer erstaunlichen Fülle von Assoziationen führt, sagt Anne Himmelreich vom AK. Diese Bandbreite wird in Texten, Musik, Bildern und Photographien präsentiert. Mit dem Lyriker Uche Nduka konnte ein bereits renommierter Gast gewonnen werden.

Für den Herbst sind weitere Überschreitungen von Gattungsgrenzen geplant. Etwa eine Ausstellung, in der Bühnenbilder als selbständige Kunstwerke gewürdigt werden. tsc

Kontakt: Anne Himmelreich 4341667. Die Lesung und Ausstellung von 'Wortschwimmer' am 20. Juni um 20 Uhr im Ambiente