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Archiv-Artikel

Alleine in der GAK?

Die Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) hat eine neue Leiterin: Gabriele Mackert über Begeisterungsstürme, Kürzungsvorhaben und den Masterplan

taz: Als Sie in Wien in Ihrem Umfeld erzählt haben, dass Sie nach Bremen gehen werden: Hat man Sie da beneidet oder bedauert?

Gabriele Mackert: Zum einen ist es so, dass in Österreich Bremen überhaupt keine Größe ist. Die meisten vermuten das geografisch auch ganz woanders. Viele denken, es liegt am Meer.

Zum anderen hat die GAK einen guten Ruf. Und die Entscheidung ist gut: Bis jetzt habe ich gearbeitet in der abgesicherten Zone einer großen Institution. In der GAK bin ich plötzlich in der Situation, auch eine soziale und politische Position in der Stadt zu beziehen. Das sind zwei Aspekte, die ich auf keinen Fall vernachlässigen will, denn: Die GAK braucht Lobbying.

Was soll sich ändern an der Rolle der GAK in der Stadt?

Man muss das Ganze noch bekannter machen. Auf der Wohnungssuche beispielsweise habe ich gesagt: „Ich fange in der GAK an.“ Dann dachten die, das sei eine Krankenkasse oder eine Versicherung.

Ich sehe die GAK als für Bremen ganz wichtiges Schaufenster für die zeitgenössische Kunst. Auch im Mehrklang mit der Kunsthalle, der Weserburg und der Städtischen Galerie. Die GAK hat die Aufgabe, junge Kunst nach Bremen zu bringen. Meine Vorgängerin Eva Schmidt hat das sehr gut gemacht und viele Künstler früh hier ausgestellt, die dann Karriere gemacht haben.

Wie werden Sie vorgehen bei der Auswahl der Künstler?

Die Auswahl der Künstler wird medienübergreifend sein. Es wird durchaus auch ganz traditionelle Malerei geben – da habe ich überhaupt keine Berührungsängste. Was mich da interessiert ist zum Beispiel ein künstlerischer Ansatz, der die Möglichkeiten des Mediums mitreflektiert. Also Malerei, die sich ihrer eigenen Tradition bewusst ist und damit auch spielt. Aber das verlange ich auch von einer Videoposition.

Was werden Sie konzeptionell anders machen als Ihre Vorgängerin?

Ich will eine Abendöffnung, weil ich glaube, dass das zeitgemäßer ist: Die Leute arbeiten tagsüber, wann sollten sie also hier herkommen?

Und ich möchte, dass an den Abenden auch etwas angeboten wird. Ich werde versuchen, eine Vermittlungsoffensive zu starten, die allerdings nicht so sehr in eine didaktische Richtung geht: Ich will eine Veranstaltung machen namens „Kunst im Dialog“ und die Leute einladen, über Kunst zu sprechen.

Außerdem habe ich vor, die Salontradition zu beleben: Bremer Bürger sollen die Möglichkeit haben, durch Vermittlung der GAK einen Künstler nach Hause einzuladen. Dort können sie mit Freunden ein Abendessen veranstalten und der Künstler präsentiert sich kurz, so dass die Auseinandersetzung in diesem Kreis stattfindet.

Und ich will einen Salon der Sammler hinkriegen: Sammler können ein Werk in die GAK bringen, das hier vorstellen und vor allem ihre persönliche Beziehung dazu darstellen. Diese individuellen Bindungen gilt es zu stärken. Kunst konfrontiert uns immer wieder damit, dass wir sie nicht verstehen. Ich will das Selbstbewusstsein stärken, die positiven Effekte dieser Auseinandersetzung zu sehen.

Was vermuten Sie denn für ein Publikum in Bremen?

Ich würde schätzen, dass man hier nicht überschwängliche Begeisterungsstürme auslösen kann, sondern dass die Menschen eher zurückhaltend sind. Aber dass sie tolerant und neugierig sind.

Gibt es eine spezifische Stärke Bremens ?

Ich glaube: Offenheit.

Was wird der Masterplan von Kultursenator Gloystein mit der GAK machen?

Ich habe keine Angst vor dem Masterplan von Herrn Gloystein. Mehr private Förderung, Drittmittel und so weiter: Die GAK erfüllt seit langem viele Kriterien, die da aufgemacht werden.

Es wird also weitergehen in die Richtung, von Geldgebern Mittel einzuwerben. Die GAK könnte ihre Arbeit nie allein mit dem Geld, das vom Kulturressort kommt, bestreiten. Wirklich schlimm ist die Entwicklung der Zuschüsse für Personalkosten, die 2005 für die GAK ansteht: Wenn die Beschlüsse so bestehen bleiben, hat die GAK ab Mai 2005 nur eine Angestellte, und das bin ich. Dass es hier darum geht, auch eine Bürokontinuität zu haben, wird gerne vergessen.

Diese Kürzung wäre ein Rückschritt gegenüber den letzten Jahren. Aber wenn wir uns anstrengen sollen für die Kulturhauptstadt-Bewerbung, brauchen wir auch Unterstützung. Ich fordere keine Unterstützung, die über das hinaus geht, was die GAK in den letzten Jahren hatte. Aber es soll natürlich auch nicht weniger sein. Gefährlich ist die Tendenz, Gelder nur mehr auf Sonderprojekte bezogen zu bewilligen, aber nicht auf das Kerngeschäft. Interview: Klaus Irler