kurzkritik : Alle rufen John
Das Junge Theater inszenierte Lars Noréns Psychozeitlupe „Nachtwache“ – gelangweilt und langweilig.
John wird traumatisiert. Ehefrau Charlotte macht vor seinen Augen mit Bruder Alan rum und ruft: John, guck mal. Dessen Freundin, Maria, ist angewidert und ruft auch John, John. Tu was. Der steht da in Tüllkleid mit zwei Puppen in der Hand. Verfahrene Situation irgendwie. Wie kam das? Schon zu Beginn irrlichtert das Quartett rastlos um die Urne mit der Asche der toten Mutter herum – und alle hör‘n Ödipus trapsen.
Das Stück „Nachtwache“ des Schweden Lars Norén zeigt die Entfremdung von Brüdern und von Paaren, die Panik, sich in zu viel Nähe zu verlieren. Ja, den Wunsch nach Partnertausch. In der dreistündigen Inszenierung des Jungen Theaters (Regie: Heiko Senst) rauschen die Panikattacken aber so vorbei wie ein Pärchenstreit im Café. Trotz überbordender Symbolik: Die Frauen sind Liliths, erste Frauen, Siegerinnen, die Männer Adams, immer einen Schritt hinterher, weil sie mit den relaxteren Frauen nicht klar kommen.
Als distanziert ungläubige Maria und als egoistische Charlotte sind es schließlich auch Olga Okrepilova und Gabi Herz, die den Anspruch retten, „wunschlos unglückliche“ Menschen zu zeigen. Robert Best
Wiederaufnahme im September: 2.-4. und 9.-11., je 20h in der Schwankhalle, ☎ 700141