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Archiv-Artikel

NEUES DENKEN Alle können müssen

Laut Welttoilettenorganisation (WTO) haben fast 40 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sanitärer Versorgung. In vielen Ländern landen Fäkalien daher oft unkontrolliert in der Landschaft oder Latrinengruben. Das hat folgen für die Gesundheit der Menschen, da immer wieder Krankheitserreger ins Grundwasser durchsickern.

Mit dem Konzept „Carbonization and Sanitation“ (CaSa) entwickelte der Verein Ingenieure ohne Grenzen gemeinsam mit der tansanischen Nro Mavuno-Project eine praktische Lösung dieses Problems. Die Grundidee: die Hygienisierung von Fäkalien durch Trockentoiletten, in denen feste und flüssige Bestandteile der Hinterlassenschaften getrennt voneinander aufgefangen werden. Nach einmonatiger Lagerung kann der Urin als Dünger bereits auf die Felder gebracht werden. Die weiteren Überreste werden durch eine Wärmebehandlung von Keimen befreit und lassen sich nach ihrer Kompostierung ebenfalls landwirtschaftlich nutzen. Das Ergebnis ist ein geschlossener Kreislauf, der Nährstoffe und Kohlenstoff auf die Felder zurückführt und die Fruchtbarkeit der Böden erhält, anstatt gesundheitliche Probleme zu verursachen.

Im Sommer 2013 wurde die Idee der Trockentoiletten erstmals in Kagera, einer Region im Nordwesten Tansanias, erprobt und erwies sich als äußerst erfolgreich. Nun soll das Konzept in größerem Umfang getestet werden. Während des Baus einer Schule in Kagera soll die sanitäre Versorgung der Bauarbeiter vollständig durch die Trockentoiletten erfolgen. Klappt das, wird im kommenden Jahr auch die Schule selbst mit den Biotoiletten ausgestattet. Geplant ist das Internat für 1.200 Mädchen.

Und auch wer nicht auf die Schule gehen wird, könnte von dem CaSa-Konzept profitieren. Denn Nachahmung ist explizit erwünscht. Damit das auch klappt, stellen Ingenieure ohne Grenzen und Mavuno das Konzept inklusive einer Selbstbauanleitung der Bevölkerung regelmäßig in Workshops vor. „Carbonization and Sanitation“ ist ein Projekt der Regionalgruppe Berlin des Vereins Ingenieure ohne Grenzen und der TU Berlin und wird in Zusammenarbeit mit der tansanischen Partnerorganisation Mavuno Project durchgeführt.

■ Der Text ist ein Auszug der Projektbeschreibung von Ingenieure ohne Grenzen