Alkoholkontrollen umgehen Dank Apps: Beschwipst vorbei an der Polizei

Wer sein Auto in den USA auch betrunken nicht stehen lassen will, kann mit Smartphone-Apps Alkoholkontrollen umgehen. Dagegen wandten sich jetzt vier Senatoren – teilweise mit Erfolg.

Alles so klein: Wer zu beschwipst ist, könnte Probleme haben, die richtige App am Smartphone aufzurufen, um Polizeikontrollen zu entgehen. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein paar Drinks in einer Bar und dann die Frage: Wie geht's nach Hause? Smartphone-Apps können den Weg zur nächsten Haltestelle weisen, die günstigsten Taxis auswerfen oder die nächste Pension empfehlen. In den USA gibt es jedoch auch Apps, die die günstigste Route mit dem Auto berechnen – und zwar die, die Polizeikontrollen umgeht.

Die Apps, die es für Apple, Blackberry und Googles Android in verschiedenen Ausführungen gibt, informieren den Nutzer über von der Polizei eingesetzten Alkohol- und Radarkontrollen sowie Ampelkameras und weisen eine alternative Fahrroute aus. Apps wie "Checkpointer", "Fuzz Alert" oder "tipsy" (deutsch: "beschwipst") basieren auf großen Datenbanken, die immer wieder aktualisiert werden oder aber auf Informationen von anderen Nutzern, die untereinander ausgetauscht werden können.

In den USA gilt in den meisten Bundesstaaten die Null-Promille-Grenze. Dennoch sterben Angaben der Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit jährlich mehr als 10.000 Amerikaner bei Verkehrsunfällen, in denen einer oder mehrere Beteiligte unter Alkoholeinfluss standen. Daher gibt es überall im Land sogenannte "DUI Checkpoints" ("Driving under Influence" - "Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss"), an denen die örtlichen Behörden Alkohol- und Drogentests durchführen. Doch die können nun Dank der Apps einfach umfahren werden.

Vier demokratische Senatoren fürchten, dass durch die Apps die Zahl der Opfer konstant bleibt - oder gar steigt. Harry Reid, Charles Schumer, Frank Lautenberg und Tom Udall schrieben daher einen Brief an Apple, Google und Research in Motion, den Hersteller von Blackberry, mit der Aufforderung, die entsprechenden Apps aus ihren Online-Stores zu entfernen. "Sie gefährden die öffentliche Sicherheit", heißt es darin.

Einen Tag, nachdem die Politiker öffentlich mit ihrem Brief auf die Apps aufmerksam machten, reagierte Research in Motion und verbannte entsprechende Angebote aus seinem App-Store. Das mag den einzelnen Blackberry-Nutzer nicht davon abhalten, seine Autoschlüssel in der Kneipe zu lassen und ein Taxi zu nehmen. Doch das Risiko steigt wieder, in eine Kontrolle zu geraten. Von Google und Apple gab es bislang keine Reaktion auf den Vorstoß der Politiker. "Tipsy" etwa ist nach wie vor im App-Store erhältlich – und zwar kostenlos. (hav)

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