piwik no script img

Alke Wierth spaziert durch den Britzer GartenDer Zeittunnelreintegrationspark

Bald blühen sie wieder Foto: dpa

Längere Besuche in jenem Teil der Bundesrepublik, der von Berlinern früher und auch heute noch Westdeutschland genannt wird, bringen unweigerlich Erinnerungen mit sich. Erinnerungen an die Kindheit, in meinem Fall in den 70er Jahren: an Familientreffen, Schlaghosen, Sahnetorten, an entfernte Verwandte, die immer ältlich waren, obwohl seinerzeit jünger als man selber jetzt. Und natürlich – gerade im Frühling – an Sonntagsausflüge.

Die machte man als Kind gerne, weil es Eis gab. Als Jugendlicher hasste man sie. Und irgendwann im Erwachsenenalter beginnt man, die Tradition zu pflegen. Am Sonntag gehen wir spazieren.

Dafür gibt es in Berlin zwei Sorten Parks: solche, in die jeder reindarf, und solche, für die man Eintritt bezahlt. Von den Letzteren möchte ich den WestdeutschlandheimkehrerInnen meiner Generation den Britzer Garten empfehlen. Dieser Park im kleinbürgerlichen Teil des Mischbezirks Neukölln erleichtert die Rückkehr aus der alten in die längst nicht mehr neue Heimat durch eine Art sonntägliche Zeittunnelreintegration.

Im Britzer Garten kann man wie in einem Freilichtmuseum durch die eigene Kindheit spazieren. Vornehme 70-jährige Paare mit gepflegten Fönfrisuren flanieren dort untergehakt: er mit dunklem Jackett und Krawatte, sie mit gedecktfarbenem Kostüm und Perlonstrümpfen. Es tummeln sich Drei-Generation-Familien, deren junge Eltern offenbar einen Ort suchten, wo sie Oma und Opa (zu Besuch aus Westdeutschland) nicht allzu sehr mit der schmutzigen Berliner Realität konfrontieren. Am See versuchen Zehnjährige, ihren Vätern die Fernbedienung für Modellboote zu entwinden, die jene diesen vermutlich zu Weihnachten geschenkt haben. Auf der Veranstaltungsbühne spielt eine Band alten Rock’n’ Roll: perfekt für den schonenden Übergang aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart.

Am Wochenende ist im Britzer Garten übrigens Spargelfest mit Kochshow. Und auch die Eröffnung der jährlichen Tulpenschau lässt nicht mehr lange auf sich warten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen