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Algeriens Bürgerkrieg eskaliert

■ Regime bereitet die Einberufung von Reservisten vor

Algier/Paris (AFP/dpa) – Die algerische Führung will den Kampf gegen die Islamische Heilsfront FIS weiter verschärfen. Innenminister Salim Saadi gab am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Blida bekannt, die Regierung erwäge jetzt die Einberufung von Reservisten. Jeder Algerier, der Wehrdienst geleistet habe, müsse mit einer Einberufung rechnen. Zugleich begannen die geplanten Gespräche von Präsident Liamine Zeroual mit Vertretern der Opposition, in die auch die FIS einbezogen werden soll.

Saadi erklärte auf seiner Pressekonferenz, seit der Befreiung von mehr als 900 Häftlingen aus dem Gefängnis von Tazoult-Lambese am 10. März seien fast 200 Angehörige islamistischer Organisationen getötet worden. Beinahe täglich werden auch islamistische Attentate auf Ausländer und Intellektuelle gemeldet.

Nachdem vor drei Tagen wieder zwei Franzosen erschossen worden waren, forderte das französische Außenministerium alle Franzosen auf, Algerien zu verlassen, sofern „ihre Anwesenheit nicht unverzichtbar ist“. In Algerien leben noch zwischen 1.500 und 3.000 Franzosen. Dazu kommen etwa 25.000 Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Das algerische Wirtschaftsministerium gab bekannt, daß die Preise für subventionierte Grundnahrungsmittel wie Brot, Mehl oder Milch mit sofortiger Wirkung um 25 bis 100 Prozent angehoben werden. Der Schritt dürfte im Zusammenhang mit den Bemühungen Algiers erfolgen, zu einer Kreditübereinkunft mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu gelangen. Das Land ist mit rund 26 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet.

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