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Aleviten-Protest gegen "Tatort"-KrimiDie falsche Spur

Aleviten aus aller Welt empören sich über einen deutschen Krimi. Die Gemeinde stilisiert sich als Opfer von Diskriminierung, dabei entspricht das im Film gezeigte Szenario durchaus der Realität.

Mehrere Zehntausend Aleviten protestierten imDezember 2007 in Köln gegen die ihrer Meinung nach diskriminierende Darstellung von Aleviten in einem ARD Tatort-Krimi. Bild: ap

Die Aufregung der alevitischen Gemeinde und anderer Migrantenverbände über den "Tatort"-Krimi "Wem Ehre gebührt" macht stutzig - stehen doch Anlass und Aufregung offenbar in keinem Verhältnis. Soll hier durch Empörung über Vorurteile gegenüber Aleviten vielleicht etwas anderes bewirkt werden? Jeden Tag werden im Kino, im Fernsehen und in der Literatur fiktive Verbrechen gezeigt, und wenn wir genau hinsehen, steckt in jeder Biografie eine ganze Welt.

Bei dem Protest geht es um zwei Dinge, die gar nicht Thema des Films waren. Zum einen versucht die alevitische Gemeinde seit langem Anerkennung, vor allem Gleichberechtigung gegenüber den anderen muslimischen Richtungen, den Schiiten und Sunniten, zu erlangen. Und zum anderen wollen die Aleviten - ganz nach dem Motto "Wehret den Anfängen" - verhindern, dass die Binnenverhältnisse ihrer Gemeinschaft, das Verhältnis der Aleviten zu ihren Frauen, die Verhältnisse in ihren Familien an die Öffentlichkeit geraten. Denn die ist nicht anders als bei den Sunniten oder Schiiten.

Die Aleviten sind nicht im Koordinierungsrat der Muslime (KRM) vertreten, weil die anderen Verbände sie, bis jetzt, nicht als Muslime akzeptieren und die Aleviten sich bewusst als eigenständige Glaubensrichtung verstehen und sich von ihnen distanzieren. So ist es ihnen - im Gegensatz zu den anderen Islamvereinen - gelungen, in einigen Bundesländern als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Die Aleviten fühlen sich und werden in der Türkei immer schon "kollektiv marginalisiert", das heißt, sie werden ignoriert, verfolgt und ausgegrenzt. Sie unterscheiden sich von anderen Muslimen durch einen anderen Umgang mit Koran und Bibel, verehren den "präexistenten" Ali, folgen anderen Gebetsriten, ihre Frauen tragen kein Kopftuch. Vielen gelten sie deshalb als Musterbeispiel des modernen Islams und der Integration. Den anderen muslimischen Richtungen gelten die Aleviten nicht als "richtige" Muslime, weil sie nicht die "fünf Säulen" des sunnitischen wie schiitischen Islams akzeptieren und praktizieren.

Dass hinter der Aufregung über den "Tatort" mehr stecken muss als die Empörung über einen Film, wird auch schon durch den Aufwand deutlich, mit dem die Aleviten sich selbst in die Öffentlichkeit gedrängt haben. Die Demonstration von 20.000 Leuten ist eine Botschaft an die Politik: Achtung, es gibt viele Aleviten, und die sind bereit, auf die Straße zu gehen, wenn über sie geredet wird. Sie wenden sich gegen das "Anschwärzen", wie das türkische Massenblatt Hürriyet die Darstellung des "Tatorts" nennt, und Verbandssprecher von der Linkspartei bis zur Türkisch-Islamische Union (Ditib) übten Solidarität wegen der angeblichen Ehrverletzung. Bisher waren die Aleviten gewohnt, als die guten oder als die anderen Muslime in Ruhe gelassen zu werden. Aber nun wird auch über sie in der Öffentlichkeit diskutiert. Und sie zeigen, dass sie, wie andere türkisch-muslimische Männer auch, ihre Ehre verteidigen, wenn es um ihre Töchter und Frauen geht. "Bis zum Tod" war auf einem Transparent in Köln zu lesen. Sie wollen, dass Berichte über ihre Art zu leben weiterhin tabu bleiben. Dabei sollen die Fakten unter den Tisch fallen. Die Aleviten verhalten sich, als wollten sie durch den organisierten Aufschrei die Sache selbst übertönen. Tatsächlich stellen in der türkisch-muslimischen und besonders auch der alevitischen Community Gewalt und sexueller Missbrauch ein ernst zu nehmendes und umfassendes Problem dar.

Alle Untersuchungen, ob in Deutschland oder der Türkei, zeigen, dass in den muslimisch-patriarchalisch geprägten Gesellschaften - eben auch unter Aleviten - sexuelle Gewalt Alltag ist. Das Thema wird seit Jahren tabuisiert. Wer es anspricht, den trifft die Wut, und der wird mit allen Mitteln bekämpft und diffamiert. Der Sexualtherapeut Halis Cicek, selbst Alevit, hat erschütternde Berichte und Lebensgeschichten des sexuellen Leidens veröffentlicht. Das Buch heißt "Resmen irza Gecme" (Die erlaubte Vergewaltigung), ist leider nur auf Türkisch erschienen und schildert die Probleme auch in den alevitischen Gemeinschaften über alevitische Männer. Darin beschreibt Cicek, dass psychisches Elend, sexuelle Probleme wie Impotenz, Depressionen, Sodomie, Pädophilie, Gewalttätigkeiten vieler durch den Zwang zur Heirat, mangelnde Aufklärung durch die patriarchalisch-religiösen Verhältnisse hervorgerufen und reproduziert werden. Der Vorwurf, Inzest und Inzucht seien unter den Aleviten verbreitet, hat neben der diffamierenden Seite ganz reale Ursachen, die nicht nur im religiösen Bereich zu suchen sind, sondern auch mit der besonderen Situation als Minderheit zu tun haben. Bei Aleviten heiraten überwiegend Cousins und Cousinen ersten Grades untereinander.

Grund dafür ist ihre islamische Tradition. Mohammed verheiratete seine Tochter Fatima mit seinem Neffen Ali, Cousin und Cousine ersten Grades. Sie gelten als Begründer des Alevitentums, und ihr Beispiel ist Vorbild. Alle alevitischen Geistlichen müssen aus dieser einen Familie entstammen. Und es gibt in der Tradition dieser Glaubensrichtung wie auch bei sunnitischen Kurden und Türken in Ostanatolien die Sitte der "Besik kertmesi", der Babyhochzeit. Dabei werden Mädchen bei der Geburt oder kurz danach von den Eltern dem Sohn einer verwandten Familie als Braut versprochen. Die eigentliche Hochzeit wird dann bei Geschlechtsreife vollzogen. Wer das Versprechen nicht einhält, muss mit Zwang bis hin zu Mord und Blutrache rechnen.

Bei meinen Recherchen im Herbst 2007 in den hauptsächlich von alevitischen Kurden und Türken bewohnten Gebieten in Südostanatolien berichteten Frauenorganisationen, dass der "Zwang zur Heirat" für alle gilt, dass aber besonders Kindesheirat und Verwandtenehe immer noch Praxis in den Dörfern und dass sexueller Missbrauch an der Tagesordnung ist, dass fast die Hälfte der Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren verheiratet werden. Auch die Anzahl der Suizidfälle unter jungen Frauen ist erschreckend hoch.

Die Empörung der sich in Deutschland aufgeklärt und säkular gebenden Aleviten müsste diesen Missständen und den missbrauchten Frauen und Mädchen ihrer Glaubensgemeinschaft gelten. Das wäre die "offene und ehrliche Debatte", die der Vorsitzende der alevitischen Gemeinde Ali Toprak immer fordert. Den anderen muslimischen und türkischen Verbänden ist die Aufregung nur recht, kann man sich wieder mal gemeinsam als Opfer fühlen und gegen die böse deutsche Gesellschaft wettern.

Man denkt in diesen Fragen gleich: Das Leben der Muslime, besonders ihr Verhältnis zu den Frauen, geht die Deutschen nichts an. Solidarität und gemeinsames Auftreten unter Muslimen und Türken steht wieder, vor allem seit der Wahlkampfdiskussion um die Jugendkriminalität, an erster Stelle der Tagesordnung. Man kämpft dafür, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, um gleichzeitig weiter unbeobachtet "sein religiöses Leben" führen zu können. Deshalb wird man nicht gemeinsam gegen das Gewaltproblem von jugendlichen Migranten tätig, sondern man beklagt die Vorverurteilung der Migranten durch die Politik. Vor einer Woche hat der KRM zu einer Konferenz geladen, auf der sich die Muslimvertreter vor der Islamkonferenz gegen "Islamophobie" und Ausländerfeindlichkeit positionieren wollen. Zu einem konstruktiven Bekenntnis zur deutschen Gesellschaft konnten sie sich nicht durchringen. Der kleinste gemeinsame Nenner scheint die Ablehnung, die Selbstbeschreibung als Opfer zu sein. Wo Bekenntnis zur Verfassung und Rechtstaat, selbstkritische Prüfung und Diskussion, Diskurs über den Islamismus und die eigenen Probleme gefragt wären, gibt man wieder mal den zu Unrecht unter Generalverdacht stehenden Ausländer. Tatsachen wie Zwangsheirat und Frauendiskriminierung werden als üble Nachrede diffamiert, Religionsfreiheit als Freibrief für unkontrolliertes Handeln verstanden und Kritik als "Islamophobie" abgetan.

Islamverbände, Türkenvereine und Aleviten formieren sich. Sie positionieren sich wieder mal als Opfer der deutschen Gesellschaft. Das ist eine alte und bewährte Masche. Es zeigt aber auch, dass die Migranten- und Islamverbandsfunktionäre nicht in der Lage sind, sich als Teil der deutschen Gesellschaft zu begreifen. Denn dann würden sie anders, nämlich offen mit den eigenen Problemen umgehen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Das ist die eigentliche Nachricht und ein fatales Signal für die Integration. Die Diskussion über den "Tatort" führte auf die falsche Spur.

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38 Kommentare

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  • MA
    mavis aktas

    also meiner meinung nach können weder andere religionsgemeinschaften noch nicht gläubige darüber urteilen was bei den aleviten bzw im alevitentum sache ist. es ist eine klare diskriminierung. durch diesen film wurde wiedermal hervorgehoben das die meisten menschen überhaupt keine ahnung haben wie wann wo etwas geschieht diese vorurteile sind einfach mal eine grosse schande.. manche finden es sogar bescheuert als die aleviten am kölner dom protestiert haben aber wieso weil es nicht der wahrheit enspricht wieso sollte man dann nicht der öffentlichkeit zeigen das diese aussagen einfach nur lächerich sind und wiedereinmal zeigen das es immer wieder menschen geben wird die gewisse religionén einfach in den dreck ziehen obwohl sie keine ahnung haben..

     

    durch Fr. Keleks aussage kann man auch deutlich lesen das sie überhaupt keine ahnung hat was sie da schreibt..

     

    gewiss es gibt in manchen fällen solche situationen aber ich würde mal sagen das ist doch in jeder religion so oder???

     

    Fr. Kelek sollte anstatt zu beurteilen anderer religionen ersteinmal in ihr eigene realität zurückkehren

     

    ich glaube das wars dann eigentlich das einzigste was ich sagen wollte

     

    liebe grüsse

     

    mavis aktas

  • C
    Carlo

    Necla Kelek hat recht! Zahlen und Fakten zun Tabuthema:

     

    > ... Der Frauenarzt Rolf Becker, dessen Praxis am Kurfürstendamm auf vorgeburtliche Diagnostik spezialisiert ist, spricht von einem ?brisanten Problem?. In den vergangenen Jahren hatte er in seiner Sprechstunde 160 Cousin-Cousinen-Ehepaare, von denen 14 ein Kind mit ?schweren Anomalien? bekamen ? immerhin eine Rate von 8,5 Prozent.

     

    Becker ärgert sich darüber, dass über dieses Risiko aus falsch verstandener ?politischer Korrektheit? kaum gesprochen wird. ... Beckers Praxiskollege Rolf-Dieter-Wegner weist darauf hin, dass es ?hunderte genetisch bedingte Krankheiten gibt?, deren Häufigkeit durch Verwandtenehen steigt. Seit die Gesundheitsgefahren bei Verwandtenehen wissenschaftlich erwiesen sind, warnt auch die türkische Regierung vor den Risiken. Zu einem Verbot von Verwandtenehen kam es aber bisher nicht: Solange rund ein Viertel der Türken innerhalb der Familie heiratet und eine noch größere Zahl diese Tradition billigt, gibt es für ein Verbot keinen Rückhalt in der Bevölkerung, lautet die gängige Einschätzung. ...

    <

     

    http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/20.05.2003/571165.asp

  • G
    Gülten

    Wie wäre es eigentlich, wenn die Betroffenen mal in den Medien zu Wort kommen? War ja klar, dass Frau Kelek, die wohlbekannt den Tscherkessen angehört, solch einen Artikel über Aleviten veröffentlicht.

    Dieser Artikel ist alles andere als objektiv und wissenschaftlich. Behaupten, kann jeder etwas.

    Gott sei Dank, gibt es genügend deutsche Professoren an den Universitäten und Intellektuelle, die ein ganz anderes Bild von den Aleviten haben. Nämlich: welches der Wahrheit entspricht. Natürlich stören sich die Sunniten daran, weil die Aleviten als modern und fortgeschritten gelten, weil sie keine Kopftücher tragen und nicht in der Moschee beten gehen. Deswegen werden sie in der Türkei diskriminiert!!! Zwangshochzeiten und Inzucht gibt es nicht bei den Sunniten? Was für eine lächerliche Aussage. Die Wahrheit soll bitte nicht falsifiziert werden!! Das Vorurteil gegenüber Aleviten bezüglich Inzucht usw. ist nur entstanden, weil die Aleviten gemeinsam, also Frauen und Männer an einem Tisch essen. Und die Gleichberechtigung der Frau ein wichtiger Bestandteil der alevitischen Religion ist. Ja, ich umarme meinen Vater und meinen Bruder, auch wenn sie Männer sind. Und wenn die strengläubigen Sunniten etwas dagegen haben, dann sollten sie sich mal aufklären lassen...und Frau Kelek auch. So denken die extremen Sunniten doch auch über die deutsche Gesellschaft, wieso wird das nicht erwähnt???

    Traurig, so einen falsifizierten Beitrag zu veröffentlichen, nur um sich beliebt machen zu wollen.

    P.S. Die Sunniten, die sich hier als Pseudoaleviten ausgeben sind einfach nur armselig. Traut ihr euch eurer Identität nicht? Bitte nicht so auffällig schlecht über die Aleviten schreiben....DANKE!!

  • PE
    Patrik Erhardt

    Ich würde gerne auch mein Kommentar abgeben, aber viele sind mir zuvor gekommen, möchte jedoch mitteilen, das ich mich den Kommentaren anschließe.

     

    Ich als Deutscher besitze mehr Wissen und Kenntnis bezüglich dem Islam und speziell den Aleviten, um die es hier auch geht, als die Frau Kelek

    darum sage ich:

     

    "MEHR BILDUNG FÜR FRAU KELEK"

     

    PS: Die taz sollte sich darum bemühen, das ihre Artikel auf Tatsachen und wahre Begebenheiten basieren, damit auch die nicht all so wissenden, verstehen worin das Problem lag bzw. liegt in Bezug auf die Demonstration von über 20 000 Personen

  • A
    Alster

    In welches Fahrwasser Deutschland hineingezogen

    wurde, hört man schon an den Meinungen, die hier

    herrschen. Sind die Deutschen eigentlich Gäste im

    eigenen Land oder sollen sie durch Politik und Justiz dazu gemacht werden? Nach 62- Jahren müsste

    die Selbstdemütigung der Deutschen doch eigentlich ein Ende finden. Was da für eine SCHAU

    abgezogen wird um einen Scheiß-Krimi. Was ist mit

    dem malträtierten Rentner-, da spricht keine Sau

    mehr drüber. Leben wir hier eigentlich in einem

    Kindergarten?

  • CK
    Cemalettin Karatas

    Die beste Antwort, die Frau Kelek auf ihre "Ausführungen" verdient, ist sie nicht zu beachten.

    Frau Kelek u.ä., die sich durch eine gezwungene Isolisierung zu ihren Wurzeln besonders hervorheben und ins Rampenlicht stellen möchten, suchen verzweifelt nach Anerkennung.

    Wir Aleviten pflegen solche Gefühle nicht, weshalb wir trotz der Umstände, (die in den Kommentaren zuvor treffend dargestellt worden sind) weiterhin an den "guten Menschen" glauben.

    Nun doch noch eine Antwort an Frau Kelek:

    Es würde Ihnen gut tun, auch mal an den guten Menschen zu glauben. Sie werden sehen, dass Ihre Ängste sich allmählich legen, sie ruhiger schlafen, ..

    und wenn dann sogar ein Lächeln in den Mundwinkeln zu erkennen ist,

    betreten Sie bitte eine Alevitische Gemeinde in Ihrer Nähe.

    Ich wünsche Frau Kelek gutes Gelingen, und glaube auch an den guten Menschen in ihr..

  • MK
    Murat Kurt

    Necla Kelek wird weder von muslimischen noch von türkischen Verbänden ernst genommen. Daraus wird in der deutschen Presse der Vorwurf generiert, diese Kreise seien nicht Aufgeklärt. Unverschämt und arrogant finde ich diese Haltung.

     

    Es gibt eine reihe von Themen, wie Kindstötungen, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung von Ausländern in der Schule und durch das Schulsystem, sexuelle Gewalt gegenüber Jungen (teilweise durch christliche geistliche). Sollten wir diese Problemfelder auf die deutsche Kultur, der christlichen Werte oder der freiheitlichen Grundordnung zuschreiben ? Die deutsche Version einer Necla Kelek würde dies sicherlich tun und aus den Haaren gezogene Argumente dafür finden.

     

    Necla Kelek hingegen wird von den Medien als Sprachrohr für Vorurteile, welche in der deutschen Mehrheitsgesellschaft verankert sind, gerne benutzt; denn auf Grund ihrer türkischen Herkunft kann man sie als angebliche Aufklärerin darstellen und unterschwällig der Fremdenfeindlichkeit im eigenen Land luft geben.

     

    Leider ist der Einfluss der Ausländer in diesem Land auf Medien (wie ARD, NDR) und Zeitungen, wie der taz sehr gering, sonst würden andere objektivere Meinungen publiziert.

  • PB
    Petra Bolte

    In sehr vielen traditionellen, verwandtschaftlich organisierten Gesellschaften gilt die Kreuzkusinenheirat als Ideal (Mutters-Bruders-Kind heiratet Vaters-Schwesters-Kind), in einigen die Parallelkusinenheirat (Mutters-Schwesters-Kind heiratet Vaters-Bruders-Kind). Jeder Ethnologe kennt das. In der Praxis handelt es sich dabei aber sehr oft nicht um Cousins/Cousinen ersten Grades, sondern um klassifikatorische Verwandtschaft. Bei diesen Eheschließungen handelt es sich keinesfalls um Inzest, übrigens auch nach deutschem Recht nicht. Frau Kelek offenbart mit ihrer diesbezüglichen Abqualifizierung der alevitischen Community eine für eine Soziologin beklagenswerte Unkenntnis.

     

    Arrangierte Ehen, wie sie in weiten Teilen Asiens und Teilen der islamischen Welt ganz und gäbe sind, sind ohne Zweifel in Deutschland nicht tolerabel. Von jedem Migranten muss man erwarten dürfen, dass er/sie sich die Werte des GG zu eigen macht. Nach meinen persönlichen Erfahrungen haben viele Aleviten damit aber eher weniger Probleme als manche anderen Einwanderergruppen.

     

    Insofern ist Frau Kelek mit ihrem Beitrag über das Ziel hinausgeschossen.

  • R
    Rigo

    Liebe Leute,

     

    es ist schwierig zu diesem sachlich beizutragen. Sprich emotionslos und objektiv. Ich, selber Alevit und in Deutschland geboren, werde versuchen, meinen Teil dazu beizutragen. Zunächst mochte ich gerne zu einem Problem meine Position beziehen. Anschließend werde ich Worte von Frau Kelek aus meiner Sicht kommentieren, die teilweise absolut an der Wahrheit vorbeigehen und die zeigen, dass sie fundamentale Wissenslücken im Bezug auf den Islam hat.

    Ich kenne die aktuellen Diskussionen unter den Aleviten. Es gibt eine große Anzahl, die behauptet, dass Aleviten keine Moslems sind und andersrum behauptet der andere Teil, dass wir Moslems sind. Die Behauptung, Aleviten seien keine Moslems, ist unwissenschaftlich und nicht wahrheitsgetreu. Der Gründer des Alevitentums ist auch nicht Haci-Bektas-Veli. Haci Bektas Veli ist ein Schüler von Hoca Ahmed Yesevi (er war derjenige, der den Islam nach Anatolien, also damals von türkischen Völkergruppen-damals noch keine Moslems-bewohnte Gebiete brachte. Zum Islam konvertierten diese türkischen Völkergruppen, weil Yesevi Verfechter des mystischen/sufistischen Islams gewesen ist). Wer Haci Bektas kennt und sowohl ihn als auch seine Schriften studiert hat, wird wissen, dass dieser bspw. seine Pilgerfahrt nach Mekka abgeleistet hat. Ali Ertan Toprak scheint dies nicht zu wissen. So viel zu den Beziehungen der Aleviten zum Islam.

    1. Frau Kelek behauptet, dass Ali der Neffe von Mohammed sei und folglich Ali seine Cousine ersten Grades geheiratet haben soll. Das ist falsch. Ali ist nicht der Neffe sondern der Cousin Mohammeds, folglich heiratet er nicht seine Cousine ersten Grades. Einer Islamkritikerin sollten solche Fakten bekannt sein.

     

    2. Frau Kelek, Ali E. Toprak ist nicht der 1. Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschland sondern "nur" der Generalsekretär.

     

    3. Die Behauptung, dass bei Aleviten überwiegend Cousins ersten Grades heiraten ist völlig daneben gegriffen. Ich bin mindestens auf 20 alevitischen Hochzeiten im Jahr. Ich muss Ihnen mitteilen, dass hiervon nicht eine dabei war in den letzten Jahren, wo Cousins ersten Grades geheiratet haben.

     

    4. Sie sagen, ausnahmsweise mal richtig, dass alevitische Frauen kein Kopftuch tragen. Ist das nicht ein Indiz dafür, dass diese Frauen emanzipiert und sowohl in der Familie als auch gesellschaft absolut gleichberechtigt sind???

     

    5. Sie behaupten, dass bei der Demonstration in Köln Männer ihre Ehre verteidigt haben. Wenn Sie ihre absolut verbittert-verbissen emanzipierte antitürkisch und antiislamische Brille abgenommen hätten, hätten Sie gesehen, dass Frauen unter den 20.000 Demonstranten mindestens in gleicher Anzahl vertreten waren. Daraus könnten! Sie, was Sie wahrscheinlich nicht tun werden, ableiten, dass es bei dieser Demo nicht um die Verteidigung der Ehre von patriarchalischen Männern ging, sondern um ein uraltes Vorurteil von Sunniten, dass in dieser Sendung "fiktiv" als wahrheitsgetreu gesendet worden ist. Oder wie erklären Sie sich sonst, den großen Anteil von sexuell missbrauchten Frauen bei einer Demonstration, bei der Männer ihre "befleckte" Ehre verteidigen (wahrscheinlich werden Sie sagen, "diese Frauen mussten aus Angst vor ihren Männern dorthin")?

     

    6. Sexuelle Gewalt, Frau Kelek, ist nicht gleich Inzucht. Den Aleviten ging es bei der Demo nicht um die Behauptung, dass es bei den Aleviten sexuelle Gewalt sondern Inzucht gibt. Oder behaupten Sie, dass sexuelle Gewalt nur in den Familien vorkommt, in denen Cousins ersten Grades miteinander verheiratet sind?

     

    7. Sie behaupten, "Man kämpft dafür, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, um gleichzeitig weiter unbeobachtet "sein religiöses Leben" führen zu können." Wenn Sie sich in der Alevitischen Lehre auskennen würden, würden Sie wissen, dass Aleviten, allen Glaubensrichtungen, sämtlichen Ideologien in gleicher Nähe/Distanz steht. Toleranz wird bei Aleviten ganz groß geschrieben.

    Außerdem sollten Sie wissen Frau Kelek, dass die Aleviten bereits als Religionsgemeinschaft anerkannt worden ist. Andernfalls könnte in 5 Bundesländern ab kommendem Schuljahr kein "Alevitischer Religionsunterricht" an Grundschulen stattfinden.

     

    8. Wenn die Aleviten wollen würden, dass Themen bzgl. ihrer Religion tabu bleiben, würde sich der Dachverband nicht um Aufklärung in diesem Ausmaß anstrengen. Die Aleviten sind in dieser Sendung der deutschen Gesellschaft falsch dargestellt worden. Wir fordern, dass die deutsche Gesellschaft in Bezug auf Aleviten und ihrer Religion aufgeklärt werden.

     

    Aber bitte objektiv!!!

     

    Und hierfür, Frau Kelek, brauchen wir, die Aleviten, Sie nicht.

     

    Trotzdem danken wir Ihnen, für Ihre Ausführungen und tolerieren auch Ihren Standpunkt. Aber auch Sie und die Kommentatoren in diesem Blog, müssen unsere Meinungen und Anstrengungen zur "Richtigstellung" des Themas tolerieren.

  • MT
    Mehmet-.Ali Tosun

    Sexuelle Züchtung ist ein generelles Problem und kann nicht nur auf die Aleviten und dem Islam sterilisiert werden. Diese Form der Züchtigung finden wir in allen Kulturkreisen, sei es in der christlichen etc.

    Wir müssen uns einfach über die Brisanz dieser Angelegenheit, "Inzest" im Sinne sein. Die Vorurteile der sunnitischen islamischen Religionsgemeinschaft in der Türkei, wie auch in Europa, gibt es nunmehr seit mehreren Jahrhunderten. Solang es Personen wie Frau Kelek gibt, werden diese Vorurteil nie abgebaut werden. Frau Akgün, Frau Kelek, Frau Winter. Personen die der Integration eher schaden als nützen.

  • B
    Berlin

    frage an frau necla kelek :

    bitte in welchen städten 2007 haben sie den recherschiert ?

    Mit welcher Frauenorganisation haben sie geschprochen ?

     

    Frau Kelek ich behaupte das sie zu 80 % inzinieren, um Ihre Karriere zugunsten der aleviten zu steigern.

     

    Ich würde mich sehr freuen wenn die taz zu diesem artikel eine gegenüberstellung der aleviten veröffentlicht.

     

    mit freundlichen grüßen ein alevitischer bürger aus berlin

  • AA
    Aziz Aslan

    Zunächst einmal muss ich anmerken, dass ich Frau Kelek auf einer Exkursion nach Israel im Jahre 2000 die Gelegenheit hatte sie näher kennen zu lernen. Auf dieser Exkursion viel mir vorallem ihre Unwissenheit in verschiedenen Belangen bzgl. verschieden Kulturen und Religionen auf, umso mehr habe ich mich über ihren Artikel in der TAZ gewundert der jeder wissenschaftlich Grundlage entbert. Denn weil einige Menschen mit alevitischem Hintergrund nach ihrer Auslegung schon als Babys unter einander versprochen wurden oder werden schließt Sie daraus, dass diese Praxis bei den Aleviten so üblich wäre. Sie sollte sich doch zumindest im Bereich der Soziologie auskennen und nicht irgendwelche stereotypischen Vorurteile aufgreifen und diese mit psycheudo wissenschaftlichen Argumente zu untermauern.Ferner ist es faktisch auch so, dass in den Gebieten um Diyarbakir, Urfa, Sirnak, Mardin, Hakkari und den weiteren sogenannten kurdischen Gebieten ausser in Diyarbakir (in zwei Dörfern), Urfa(drei Dörfern) in den übrigen Städten keine Aleviten leben.Soviel zu den "tiefgehenden" Recherchen von der Soziologien Frau Kelek.Des Weitern möchte ich auch auf einige Kommentare eingehen, die Aleviten können sehr wohl mit Kritik umgehen wenn sie denn berechtigt ist. Denn die Aleviten sind nicht die besseren Menschen und behaupten dieses auch nicht, dennoch sollten sie doch in einer demokratischen Gesellschaft das Recht haben die Dinge aus ihrer Perspektive darzulegen und dann sollte sich der außenstehende ein eigenes Bild über die angeblichen Tatsachen machen.

  • H
    Hatice

    Vom jeglichen wissenschaftlichen Untersuchung enfernte Behauptung verunglimmpft die selbsernannte Soziologin die Aleviten genauso wie in dem fiktiven Film im ARD!

    Erstens sollte sie über die Aleviten sich informieren, wie die Stellung der Frau in der familie bei der Gleichbehandlung ist und im alevitischen Lehre ihr Platz hat.

    Zweitens behauptet sie,dass Insezt bei der Aleviten verbreitet ist. Dazu fällt mir mein unterkiefer runter..Nach welcher Untersuchungen?

    nach welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit welcher Vergleich? Wir sind nicht besser als die anderen auch nicht schlechten als die Anderen!

    Ist sie denn bezahlte wissenschaftlerin von Mollahs und Scheihs?

    Drittens sagt sie, dass die Aleviten nicht anders sind als Sunitten und Schiiten. Wo leben wir Frau wissenschaftlerin? Haben Sie nie um sich geguckt und über die Lebensphilosophie der Aleviten gelesen und erfahren. Es gibt reichlich Dokumentationen darüber. Gehen Sie ran und lesen Sie darüber!!!

    Viertens: Gerade sind die Aleviten, die hier für Emanzipation der Frauen kämpfen, die für Integration sich einsetzen, die für freiheit der Presse, Meinung und Kunst ihr leben ins Spiel bringen in der Türkei und hier. Gerade sind die Aleviten, die in der Türkei für laistismus sich einsetzen, gegen die "Kopftücher" ihre Stellung beziehen, weil sie dies einen Ausdruck der Frauenünterdrückung sehen!!

    Wenn Sie sich profilieren wollen, suchen sie andere Problemfelder. Das heisst nicht , dass wir nicht diskutieren wollen, sondern solche Themen sehen wir unsere Aufgabe im ersten Linie unsere mitmenschen sachlich aufzuklären aber nicht provozieren.Versuchen Sie mal über die "heiliges Buch Koran" zu diskutieren, wo die Frauen ihr Platz unter der Knie des Mannes vorgesehen wird!

    Aber nicht bei der Aleviten!!!

    Wir haben die Gleichbehandlung der Frauen als höchste priorität nach unserer alevitischen Lehre.

    Die Taz sollte solche kommentare lieber verzichten und eine sachlich konstruktive Disskusion veranstalten. Nichts gegen Kritik auch gegen die Aleviten, aber bitte mit der Sachkenntnis.

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Die Vielfalt der Meinungen ist uns wichtig.

  • TS
    Thomas Schmidinger

    Sicher spricht Necla Kelek hier auch real vorhandene Probleme an, vergaloppiert sich dann aber völlig, wenn sie behauptet, dass "in der türkisch-muslimischen und besonders auch der alevitischen Community Gewalt und sexueller Missbrauch ein ernst zu nehmendes und umfassendes Problem" darstellen würden.

     

    Wenn eine gebildete Soziologin so einen Satz formuliert, dann sollte sie belegen weshalb diese Probleme "besonders" in der alevitischen Community vorkommen würden. Bei der Verbreitung antialevitischer Ressentiments in der Türkei wirkt dieser Satz geradezu wie eine Reproduduktion dieser Ressentiments. Wird schon so sein, dass es sexuellen Missbrauch AUCH unter AlevitInnen gibt - es gibt ihn schließlich auch unter Christen - dass es ihn unter AlevitInnen "besonders" gibt, müsste Necla Kelek aber erst belegen.

     

    Ich bin generell skeptisch, wenn Religionen immer gleich beleidigt sind und mit Klagen, Demonstrationen,... drohen. Zugleich habe ich aber ein gewisses Verständnis für die Empfindlichkeit von Opfern von Ressentiments auf eben diese. Und wenn ausgerechnet der Alevite dann der Kinderschänder ist, wirkt das ähnlich, wie wenn der Kindermörder, dann doch der Jude gewesen wäre...

  • SK
    Shêxo Kartal

    Ein ungewöhnlicher Alevit?

     

    Seit 30 Jahren lebe ich unter Christen in Deutschland. Jedes Mal, wenn ich nach meiner Religion gefragt wurde, stellte ich fest, wie weit eine Religion die Menschen in ihrem Denken und Handeln einschränkt, gar beschränkt? Aus diesem Grunde hat meine Lebensphilosophie mehr an Bedeutung gewonnen ? ich war und bin sehr glücklich, zu keiner der Weltreligionen anzugehören. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich durch diesen Gedankengut der Menschheit mehr an Werten vermitteln kann, als jene, die das Welt- und Lebensgeschehen in einer monotheistischen Religion erklären könnten. Denn nach meiner alevitischen Auffassung ist die Aufgabe jeden Menschgeborenen die Ganzheit zu verstehen und die ist nicht nur auf diese Welt bezogen ? es existieren Milliarden von weiteren Sternen?

     

    Eine Drehbuchautorin, Angelina Maccarone, hat ein Drehbuch geschrieben, nach dem in der ARD-Tatort-Serie von Aleviten und/oder deren Glaubensauffassung dargestellt wurde. Ohne die genannte Sendung gesehen zu haben, soll dieser Artikel sich auf die daraufhin in Medien erschienene Berichterstattungen bzw. Proteste richten:

     

    Sowohl die Autorin Angelina Maccarone, als auch die Muslime (Sunniten) und Repräsentanten der Aleviten mögen hierdurch ein noch nicht in dem Ausmaß bekannten Stoff" entdeckt zu haben. Schade und Schande für alle Beteiligten. Denn keine der genannten "Interessierten" sind in der Lage den Geist des Alevitismus zu verstehen. Dazu müssen sie alle den Menschen studieren und verstehen. Dessen Schöpfung und dessen Existenz in Erde, Luft, Feuer und Wasser müssen sie studieren. Vielleicht werden sie auf einige Ihrer Lebensfragen Antworte finden. Sie werden dann feststellen, dass diese Philosophie nicht stetig ist, sondern es kein Ende hat - jedenfalls viel weiter geht, als die Hirnmasse eines Menschen in der Lage wäre, darin ein Ende festzustellen? Ob vor allen die Buchautorin die erforderliche Intelligenz, civil Courage und geistige Größe(n) besitzt, will ich unterstellend bezweifeln. Gerne lasse ich mich von Menschengrößen belehren!

     

    Sunniten in der Türkei sollten auf folgenden Fragen eine Antwort formulieren, als die oben gestellten:

    Warum wurden im Juli 1993 in Sivas 35 alevitische Künstler, Musiker, Schriftsteller in einem Hotel verbrannt? Welche Lehre haben sie daraus gezogen? Welsches Denkmal hat nun der sunnitisch-kemalistischer Staat dort errichtet?

    Warum ist der Monat Ramadan für Aleviten ein so spannender Monat? Warum werden viele Lokale in diesem Monat geschlossen und ein Alevit muss auf jeden Fall mit einigen Risiken ein Restaurant aufsuchen?

    Warum wurde ich in der Internatschule verprügelt, weil ich nicht fastete? Warum werden die Aleviten von den Sunniten mit "schlimmer als die Gâvur (gemeint sind hier Christen!)?" beschimpft? Warum sitzt der Glaube bei den Sunniten so fest, dass Aleviten keine Muslime sind?

     

    Aleviten in der Türkei sollten genau auf diese Fragen hinhören und einfach glauben, dass sie nicht dem Islam angehören - aber auch keiner anderen Weltreligion. Sie sollen sich nicht im Vakuum fühlen, wenn sie über die genannten Weltreligionen stehen. Im Gegenteil dürfen sie darauf Stolz sein, weil sie als jene Lebensweise allen Religionen ihre Flügel öffnet, deren Beschränktheiten eine offene Tür zeigt und im Kern den größten Schöpfer, den Menschen, sieht.

     

    Regisseurin und Drehbuchautorin Angelina Maccarone, sollte sich etwas Bildung verschaffen. Es sei denn sie ist von der primitiven kommerziellen Masse nicht weit entfernt.

     

    Die Verantwortlichen der Sender NDR/ARD sollten ebenso lernen und nun auch verantworten, dass die seit der französischen Revolution errungenen Werte in Europa nicht zu Billigproduktionen verpresst werden dürfen. Eben, seit 30 Jahren genieße ich das Demokratie-Leben in Deutschland! Als Mensch, als kurdisch-alevitischer Künstler, als Dipl.-Ing. und als Steuerzahler verurteile ich auf schärfste alle Dummheiten dieses Ereignisses und fordere unmissverständliche Entschuldigung durch ARD/NDR-Verantwortlichen von Menschen.

     

    Shêxo Kartal - 31.12.2007 / Burscheid

  • N
    noname

    Das was in Österreich eine Susanne Winter leistet, besorgt bei uns Frau Kelek! Komisch, wie die gleiche perfide Verleumdung (Muslime hätten eine stärkere Affinität zu sexuellem Missbrauch als andere Menschen) geadelt wird und in der taz erscheinen kann, wenn sie bloß von einer "Islamkritikerin" mit "Migrationshintergrund" vorgebracht wird.

     

    Wieso darf sich eine Frau, die sich mit ihrem "gefühlten Wissen" schon oft auf Kosten von Muslimen profiliert hat, nun auch in dieser Weise bei der taz auslassen - hat die FAZ etwa keine Verwendung mehr für sie?

  • AB
    André Berthy

    Ich finde Necla Kelek schreibt hier neben dem Thema. Die Aleviten sind hier nicht dafür eingetreten idealisiert oder verschönert oder sonstwie besser gestellt zu werden. Es ging um die Aufarbeitung eines Vorurteils in einem Tatort. Die Regisseurin meinte, sie hätte das sorgfälltig rechechiert und sei mit Aleviten bekannt. Ihre Entschuldigungen waren so sonderbar, dass ein Teil des Aufruhrs wohl auch durch ihre ungelenke Art hervorgerufen wurde. Und was Necla Kelek hier jetzt schreibt, dreht sich um ganz andere Dinge.

     

    Ausserdem lässt sie ein wenig ausser Acht, dass sie hier auf einem Hohen Roß in Deutschland sitzt. Die meisten Aleviten in der Türkei und besonders in den Gebieten des Südostens und des Ostens leben in einer schwierigen Situation.

     

    Die Aleviten sind normale Menschen, sie behaupten nicht, besser zu sein. Sie wollen ja gerade gleich behandelt werden. Und die meisten fühlen sich in Deutschland zu Hause. Auch bei Deutschen, Franzosen, Italienern und anderen Völker kommen solche Probleme vor. Es ist keine alevitische Besonderheit. Cousin- und Cousinnenheirat ist in fast allen islamischen Richtungen verbreitet.

     

    Selbst in Indien, wo Hindus Verwandte nicht heiraten dürfen, haben Muslime innerhalb der Verwandschaft geheiratet. Bei Aleviten kam hinzu, dass sunnitische Familien in der Türkei sie häufig abgelehnt haben. Gerade auch wegen der Vorurteile, die sie osmanischer Zeit immer wieder wiederholt worden sind. Ich denke, dass Necla Kelek wohl der Stoff ausgeht, deswegen macht sie hier mal die Tabubrecherin a la Maccarone und verpackt relativ banale Wahrheiten in psyeudo-wissenschaftliche Ausführungen.

  • ND
    Nadile Dogan

    Necla Kelek macht sich wohl einen Gaudi daraus, hier die Tabubrecherin zu spielen. Erstens brauchen die Aleviten nicht von der Alevitin Necla Kelek Belehrungen. Es gibt in der Türkei Tausende Aleviten und Alevitinnen, die sich gut ausdrücken können und die ihre Anliegen auch in Form von Büchern und Artikeln diskutieren. Dass die Lebensverhältnisse im Osten der Türkei und Kurdistan nicht gut sind, ist kein Geheimnis. Warum dann diese explizite Darstelleung bei Kelek?

     

    Bei der Tatort-Geschichte war es doch so, dass Regisseurin ein uraltes Vorurteil in einen Tatort über sexuellen Missbrauch verarbeitet hat, der für viele Aleviten sich so anfühlte, als hätten türkische Islamfanatiker oder Rechtsextremisten die Episode gedreht. Ihre Entschuldigung ("Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich mich entschuldige") klang nicht ehrlich und eher aufgesetzt. Ausserdem hätte Frau Maccarone in dem Milieu ihrer Eltern, katholische Italiener, die Episode auch drehen können. Das hat sie aber nicht getan.

     

    Also, Necla Kelek, Deine Bücher finde ich ganz mutig, aber was Du hier schreibst, gefällt mir nicht. Und die Alevitische Community in der Türkei hat eigene Köpfe und Wissenschaftler, dort kennt Dich niemand. Die Probleme dort können die Leute auch ohne Dich anpacken.

     

    In Almanya schöngeistig den Islam und Aleviten durch die Mangel ziehen, ist die eine Sache. Aber unter einem Wachturm, unter Angst und in wirtschaftlicher Not zu leben, sind ganz andere Dinge. Aleviten und besonders alevitische Kurden haben in der Türkei und in Kurdistan viele Probleme. Nicht nur eins. Und eigentlich weißt Du das auch.

    PR für die Alevitische Community - das war ja das Argument von Frau Maccarone. Und das steht jetzt bei Dir hier auch. Das ist erfunden, die Aleviten haben Selbstbewusstsein, aber nicht um den Preis von Auseinandersetzungen. Die Kunst hat nämlich auch einen hohen Stellenwert in der Alevitischen Community. Und Künstler werden geachtet.

  • B
    Berlinerin

    Wie traurig für die TAZ, dass sie auf Frau Kelek zurückgreifen muss. Immer wieder sind es die üblichen Verdächtigen, die es schaffen mit ihrer unwissenschaftlichen Art Empörung von den Betroffenen und Applaus von Unwissenden hervorzurufen. Steht also so schlecht um die Verkaufszahlen der TAZ? Ich bin schwer enttäuscht. Über Frau Kelek kann ich nur sagen: weiter so, Sie bekommen bald Ihren Oscar!

  • D
    Deniz

    Grundsätzlich und tendenziell muss ich Frau Kelek Recht geben. Die Art und Weise, wie sich die islamische Welt bei, nennen wir´s mal Problemen, verhält ist immer die gleiche: wir sind Opfer und der Griff zum Schlachtbeil ist immer gerechtfertigt. Allerdings hat sie, das Thema betreffend, anscheinend mal wieder weit ausgeholt und meint wohl, dass sie mit dem, was sie in ihrem Artikel behauptet, etwas füchrterlich integratives aus dem Hut gezaubert hat; durchaus mit Erfolg. Die ersten maßlos politischen Seelen melden sich bereits mit " ich find das gut ", einem in der fünften Klasse zum Thema Lieblingsfarben ausgesprochenem Kommentar ähnelnt, " dass mal gesagt wird, was Sache ist...".

    Traditionen und religiöse Riten sind nun mal Relikte aus Urzeiten. Deshalb werden sie aufgeklärten Menschen immer ein wenig seltsam erscheinen. Die besagten Traditionen ziehen sich allerdings durch sämtliche Religionen und soziale Schichten. Wie kommt Frau Kelek bloß darauf, dass das nur bzw. ein spezifisches Problem in den alevitischen Gemeinden ist?

  • M
    Michael

    Ein sehr interessanter Artikel, der mit dem liebgewordenen Ansicht aufräumt, dass die Aleviten die "besseren" Türken seien.

     

    Dass viele alevitische Kommentatoren hier wutschnaubend auf Frau Kelek losgehen und ihr jede Kompetenz absprechen, war vorauszusehen.

     

    Die Verhaltensweise scheint typisch für viele islamische Gruppen zu sein: Keine Selbstreflektion, keine Aufklärung und immer sind die anderen Schuld.

  • IN
    Ihr Name Simon

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Schön, das ist die eine Sichtweise. Gut dass dies veröffentlicht wurde!

    Jetzt sollte aber auch ein Bericht aus alevitischer Sicht veröffentlicht werden. Nur dann können sich die Leser ein eigenes Urteil bilden.

    "Een Manns Rede ist keen Manns Rede -

    du musst hören alle beede!"

  • S
    SgtAwesome

    Hm, da die Autorin NECLA KELEK heißt kann ja gar nicht die "Rassist-Keule" geschwungen werden... schade was? (Würde mich auch wundern wenn die TAZ rechtsgesinnte Autoren hätte)

     

    Was mich aber am meisten irritiert ist daß die Leute die sich hier beschweren noch nicht einmal abstreiten daß sie ihre Kinder schon als Babys verheiraten und die Ehe dann mit 12-16 Jahren vollzogen wird ohne daß die Mädchen ein Mitentscheidungsrecht hätten.

     

    Da ist es dann auch komplett egal ob ein gewisser "Haci Bektas Veli" oder sonstwer die Religion gegründet hat.

     

    Des weiteren... Das Abo kündigen (immerhin drohen dies 2 von 8 Kommentatoren an), wegen einem Artikel der einem nicht passt? Ich kenne niemanden christlichen Glaubens der sein FAZ, WELT, Süddeutsche oder sonstwas Abo kündigen würde weil dort Kritik (richtig oder falsch) am Christentum geübt wird. Dies ist mal wieder der "kollektive Aufschrei" den die Autorin auch in ihrem Artikel angesprochen hat und den man jedesmal wenn es jemand gewagt hat die Sitten und Gebräuche, die nicht mit dem GG zu vereinbaren sind, zu kritisieren.

    Lieber mal mit der Kritik auseinandersetzen als nur empört zu sein würde ich empfehlen.

  • TN
    tut nichts zur sache

    die kolumnistin meint mit der üblichen provokation einen diskurs zu betreiben, sie täuscht. es ist nichts anderes als unwissende, dahergeplauderte, kochsche Vorurteile zu säen.

  • G
    Gürsel

    Was bezweckt eigentlich die taz eigentlich? Warum lässt die Redaktion die Alewiten erneut zu provozieren und zwar über eine hasserfühlte Frontsoziologin im Dienst der CDU. Sie hat weder etwas Ahnung davon, was sie schreibt, noch ist ihre soziologische Methode (Webersche Idealtyp) dafür geeignet, um über die über Themen, die sie abhandelt, Erkenntnisse zu gewinnen. Von einer kritischen Wissenschaftlerin erwate ich etwas Substanz: eine Haltung, die die Forschung auch als ein Mittel versteht verändern einzugreifen.

  • HC
    Haydar Celik

    Bin selber Türkischer Alevite und muss sagen das

    Der Artikel von Necla Kelek sehr gelungen ist. Die Aleviten sehen sich mittlerweile selbst nicht mehr als Moslems. Und als Nichtmuslimische Gemeinschaft wollen sie anerkannt werden. Und da nutzt man jede Gelegenheit. Die Demo war der größte Schwachsinn. Inzest habe ich bei 3 bekannten Kurdischen Aleviten die wir sehr gut kennen miterlebt. Dieses Vorurteil existiert und nicht umsonst. Im türkischen sagt man "Wo kein Feuer ist ist auch kein Rauch"

    Die DITIB hat ihr bedauern zur kentniss gegeben was ich garnicht verstehen kann. Es wird von Alevitischen Brüdern und Schwestern gesprochen obwolh die Aleviten sich, speziell der Ali Ertan Toprak, sich selbst garnicht als Moslem sieht !

    "Der Koran ist nicht unser Buch"

    "Die 5 Säulen haben bei uns keinen Wert"

     

    Ich gratuliere der Taz und vorallem Necla Kelek für den gelungenen Artikel und bedanke mich. Manche Alevien sollten wachgerüttelt werden.

  • MN
    Margot N.

    Frau Kelek sollte aus ihrem Soziologie-Studium (falls eines ordenlich absolviert) kennen, dass man mit Pauschalaussagen, Vermutungen und "hast Du nicht gehört" wirklich aufpassen !

    Beruhen ihre Fakten auf objektiven Untersuchungen- wann,wo- wieviele Menschen, Frauen, Familien etc wurden dazu gefragt- Erhebungsumfang- Auswertungen.... Peinlich!

    Vielleicht sollte sie beim nächsten Versuch- einen Artikel zu schreiben- lieber Rat von anderen wiss. Diziplinen holen (Historiker? Politologen? etc.). Mit "investigativen Journalismus" hat das NICHTS zu tun!

    Die Alma mater "produziert" doch sicherlich noch andere Soziologen etc. ohne "Befangenheitsproblemen"....

  • S
    serah

    hier hat jemand geschrieben,dass es in südostanatolien (sprich dem kurdischen teil) keine aleviten gäbe....was ist das für ein unsinn??? ich bin selbst kurdin(aber keine alevitin) und kenne unzählige alevitische kurden....die kommen alle aus dem sogenannten südostanatolien!!!

  • B
    Bayer

    Also von diesen angeblich wissenschaftlichen Statistiken oder Arbeiten über die Sexuellen Übergriffe und Missbrauch auf denen sich Frau Kelek bezieht würde ich gerne mal die Quellen sehen. Weil mir das alles total neu ist und von wegen Aleviten aus dem Südosten der Türkei wie viele Aleviten gibt es den im südosten der Türkei???? Ich weiß nichts von Aleviten in Urfa, Mardin oder Batman.

    Genau wie Frau Akgün nutzt Frau Kelek auch die Stunde um sich publik zu machen mehr nicht.

  • C
    christoph

    @kein taz-leser-mehr

    Wenn überwiegend Cousins u Cousinen in einer Gesellschaft miteinander verheiratet werden, spricht man biologisch schon von inzucht.

     

    Komisch, dass Sie fragen.

  • W
    Württemberger

    Ein guter und interessanter Artikel. Wobei ich etwas verwundert bin, dass die taz so etwas veröffentlicht.

  • AU
    Aylin Ulas

    Dieser Artikel ist in keinster Weise objektiv. Die TAZ enttäuscht mich. Werde sofort mein Abo kündigen!

  • A
    Alster

    Ich bin dafür, dass in den öffentlich, rechtlichen

    Sendern nur noch Märchenfilme gezeigt werden.

  • O
    outback

    Ich kann mich nur dem Vorkommentar von Herrn Polat anschließen total falsche Tatsachen

     

    Zitat: Grund dafür ist ihre islamische Tradition. Mohammed verheiratete seine Tochter Fatima mit seinem Neffen Ali, Cousin und Cousine ersten Grades. Sie gelten als Begründer des Alevitentums

     

    Grüder des Alevitentums ist Ordensgründer "Haci Bektas Veli" und nicht Ali und seine Frau. Falsche Behauptungen finden aufmerksame Leser in allen Artikel von Frau Kelek.Ich finde es Schade das die taz sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat diesen Artikel gegen zu lesen.

  • KT
    kein taz-leser mehr

    Wir Aleviten versuchen seit langem uns das Alevitentum zu definieren, da kommt Frau Kelek erklärt uns in ein paar Zeilen, was die Sache ist. Anscheinend hat sie das Wissen nach einem Besuch in Südostanatolien angeeignet. Dumm nur, dass dort KEINE Aleviten leben! Die Frage lautet, was qualifiziert Frau Kelek über Aleviten und Alevitentum zu schreiben?

     

    So ein Satz "Der Vorwurf, Inzest und Inzucht seien unter den Aleviten verbreitet, hat neben der diffamierenden Seite ganz reale Ursachen, die nicht nur im religiösen Bereich zu suchen sind, sondern auch mit der besonderen Situation als Minderheit zu tun haben." Ein diffamierendes Vorwurf als Beleg? Frau Kelek ist Beweis schuldig!

    "Bei Aleviten heiraten überwiegend Cousins und Cousinen ersten Grades untereinander." Ist das Inzest und Inzucht? Frau Kelek macht sich lächerlich.

  • A
    aoBerlin

    Deutsche Medien und Kurdische Aleviten:

    Staatlich organisierte Beschmutzung ausländischer, insbesondere kurdischer Gemeinschaften in Deutschland gehört bedauerlicherweise zum festen Bestandteil der politischen Kultur der in der BRD regierenden Obrigkeiten! ...

    Frau N. Kelek betreibt hier (ebenso wie die ARD und die TAZ!) weder Integration noch Aufklärung - sie ist selektiert und wird durch üble "Deutsche" auf Fremde in der BRD paranoid eingesetzt!!

  • EP
    Eser Polat

    Ein durch und durch unwissenschaftlicher Artikel jenseits der Wirklichkeit, mit dem sich Frau Kelek - die ich sonst wirklich sehr schätze - selbst ins Aus schießt.

     

    Zitat: "Alle Untersuchungen, ob in Deutschland oder der Türkei, zeigen, dass in den muslimisch-patriarchalisch geprägten Gesellschaften - eben auch unter Aleviten - sexuelle Gewalt Alltag ist."

     

    Dabei übersieht Frau Kelek einen ausserordentlich elementaren, ja gar vitalen Punkt: Die alevitische Gesellschaft ist eben keine(!)muslimisch-patriarchalisch geprägte Gesellschaft, sondern sehr konsequent matriarchalisch!

     

    Mit diesem Artikel zeigt Frau Kelek zu meinem großen Bedauern, dass Sie von den Aleviten offensichtlich auch nicht mehr weiss, als der Durchschnittssunnite aus der Türkei!

  • AJ
    Achim Jung

    Find' ich Klasse, dass mal gesagt wird, was Sache ist in einer TAZ, die sonst immer schnell bei der Hand ist mit Tausend Entschuldigungen und sog. Differenzierungen gegenueber der Gewaltbereitschaft und der sexuellen Unterdrueckung von Frauen in der Gruppe mit islamischem Migrationshintergrund. Solange sich die ueberwaeltigende Mehrheit der islamischen Familien nicht einmal in Deutschland an den menschenrechtlichen Mindeststandards messen lassen wollen, darf es fuer Laender wie die Tuerkei, in denen selbst die Diskussion ueber den islamofaschistischen Wahnsinn unterdrueckt wird, in der EU keinen Platz geben.