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Aktivistin über umstrittenes Uni-Seminar"Kein Tierversuch ist sinnvoll"

Nach Protesten stoppt die Uni Ulm einen Näh- und Operationskurs an lebenden Schweinen. Tierschützerin Corina Gericke spricht über die Aktion und warum sie Tierversuche ablehnt.

Schweine leben besser, wenn man sie lässt. Bild: Imago / Roland Mühlanger

taz: Frau Gericke, ist es nicht sinnvoll, angehende Chirurgen erstmal an Schweinen üben zu lassen, bevor man sie an Menschen lässt?

Corina Gericke: Nein, gewiss nicht! Von den ethischen Gründen abgesehen, ist das schon deshalb unsinnig, weil das Schwein eine ganz andere Anatomie hat. Die einzige vernünftige Art, chirurgische Eingriffe zu erlernen, ist die Übung an lebensechten Modellen, die heute schon sehr weit entwickelt sind, gefolgt von der Assistenz bei einem erfahrenen Chirurgen. Ich möchte mich nicht von einem Arzt operieren lassen, der nur an Tieren geübt hat.

War der Näh- und Operationskurs in Ulm eine Ausnahme oder sind Tierversuche die übliche Praxis in der Ärzteausbildung?

Es gibt verschiedene Übungen an Tieren, die auch an anderen Universitäten durchgeführt werden. Aber der Kurs in Ulm war der einzige seiner Art. Das gilt jedoch nur für das Studium. Bei der Fortbildung von bereits ausgebildeten Ärzten gibt es so etwas immer noch. In Ulm kam aber dazu, dass unerfahrene Studenten an den Tieren üben sollten.

Sind weitere Aktionen wie die gegen den Kurs in Ulm geplant?

Ja, solche Aktionen sind durchaus wieder möglich. Wir wissen, dass es einige Firmen gibt, die solche Kurse aus rein kommerziellen Gründen anbieten. Diese Firmen verdienen damit viel Geld und lassen sich schwerer unter Druck setzen als eine Universität, die ja eine öffentliche Einrichtung ist.

Bild: privat
Die Interviewte

Dr. med. vet. Corina Gericke, 48, ist stellvertretende Vorsitzende und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins Ärzte gegen Tierversuche.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da, was Tierversuche angeht?

Wenn man Ausbildung und Forschung zusammenzählt, liegt Deutschland beim Verbrauch von Tieren im Labor nach Frankreich und Großbritannien an dritter Stelle in der EU.

Steht die mediale Aufmerksamkeit, die Tierversuche bekommen, nicht im Missverhältnis zu den abermillionen Tieren, die für die Nahrungsmittelproduktion gequält werden?

Im Gegenteil! Tierversuche werden in den Medien oft falsch oder positiv dargestellt. Gleichzeitig erlebt der Vegetarismus eine Renaissance und wird derzeit stark thematisiert. Man denke nur an die Proteste gegen die zahlreichen neuen Schweine- und Hähnchenmastanlagen, die große mediale Aufmerksamkeit bekommen. Außerdem kann ein Unrecht nicht mit einem anderen aufgewogen werden. Wenn in Deutschland 60 Millionen Schweine pro Jahr für die Nahrungsmittelproduktion getötet werden und an der Uni Ulm vielleicht 20 bis 30 Tiere, wirkt das zunächst wie ein verschwindend geringer Teil. Es geht hier aber auch um ein Symbol, wie wir mit Tieren in unserer Gesellschaft umgehen.

Gibt es Ausnahmen, bei denen Sie sagen: Ja, hier sind Tierversuche sinnvoll?

Nein, es gibt keine Ausnahmen! Weder aus ethischen noch aus wissenschaftlichen Gründen sind Tierversuche in irgendeiner Form zu rechtfertigen. Warum sie dennoch durchgeführt werden, hat kommerzielle und dogmatische Gründe. Als wissenschaftlich gilt nur, was in Tierversuchen erprobt wurde. Wer das schon seine ganze Karriere lang so gemacht hat, hat kein Interesse, das zu ändern.

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21 Kommentare

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  • D
    Diana

    Ich möchte die Leute, die so pauschal gegen Tierversuche wettern, mal sterbenskrank im Krankenbett liegen sehen oder neben ihren Kindern, die gerade verrecken. Die meisten wünschen sich dann, die Forschung wäre noch schneller und weiter vorangekommen als sie das jetzt schon ist. Und ehrlich jedes Antibiotikum, jede Impfung und jedes Medikament beruht auf Tierversuchen. Und wer hat nicht schon mal davon profitiert.

    Ich will Tierversuche nicht verherrlichen und wenn man brauchbare Alternativen hat sollte man die wirklich nehmen. Dem ist oft aber nicht so und Laien wie Tierschützer können das nicht beurteilen.

     

    Ausserdem ist es schon so, dass Tierversuche starker Regulation und Prüfung unterliegen und auch sichergestellt wird, dass die Tiere keine Schmerzen empfinden.

     

    Derweil ist das in der Landwirtschaft und Haustieren nicht so. Jeder Depp/Psychopath etc kann sich Tiere halten. Und da wird nicht kontrolliert wie er mit denen umgeht oder wie er die hält.

  • H
    Hannelore

    "Beispielsweise, wie man bei Medikamentenstudien ohne Tierversuche auskommen soll."

     

    Tierversuche, sowas unnötiges aber auch. Die gute Homöopathie kommt schließlich auch ohne aus.

  • P
    Peter

    @ Timo: Denken Sie darüber nach bevor sie nächstes mal eine Stechmücke erschlagen, vielleicht wäre es besser sich selbst aus der Gleichung zu nehmen.

    @Michael: Von "Erfolgen" kann bei Tierversuchen keine Rede sein und selbige wird es nie geben, da in diesen Versuchen meist Hypothesen negiert werden. Zudem ist die Art des Versuches entscheidend. Alles bezieht sich momentan darauf, dass die Tiere im Anschluss an einen Versuch sterben, dies ist aber nicht stets der Fall. Wie hier schon formuliert gibt es Versuchsaufbauten, bei denen ein organisches System als Grundlage dienen muss. Sie sind alle herzlich eingeladen um an solchen Vortestreihen teilzunehmen.

    @Eckard Wendt: Völlig richtig, man muss sich gesund ernähren, dazu zählt auch gutes, ökologisch und ökonomisches Fleisch. Im Erfinden von Krankheiten sind wir Deutschen übringes Spitzenreiter, was maßgeblich daran liegt, dass wir uns solchen Käse einreden lassen. Schließlich sind wir alle "mündige Bürger". Und wenn sie selbst Körpersender sind sollten sie sich ja darüber im klaren sein was für einen unglaublich wichtigen Dienst sie an einer Generation nach Ihnen vollbringen. Hierfür ein ernst gemeintes Danke! Aber Ich denke mit dem selben Ehrfurcht und Pietät denken viele Forscher über ihre Versuchstiere nach. Und bitte nun keine Diskussion, dass Forscher doch abgestumpft und kalt sind. Forscher sind auch Menschen und mit welchem Recht sollte man sagen, dass Forscher weniger wert wären als alle anderen.

  • J
    Jantiff

    Tierversuche in der chirurg. Ausbildung waren nie nötig. In England sind sie seit über 100 Jahren verboten. Zehntausende Mediziner sind (nicht nur in England) exzellente Chirurgen geworden, haben lebenslang komplizierte OPs am Menschen erfolgreich durchgeführt, ohne vorher am Tier geübt zu haben. Gelernt haben sie ihr Handwerk so:

     

    "Zuerst schaut man zu, dann assistiert man einem Chirurgen, und zwar viele Male bei der gleichen Operation. Nachdem man die verschiedenen Phasen einer Operation und die Schwierigkeiten, die auftauchen könnten, begriffen hat, und nachdem man gelernt hat, wie Komplikationen überwunden werden können, erst dann kann man anfangen, zu operieren. Zuerst leichte Fälle unter Aufsicht eines erfahrenen Chirurgen, der vor einem falschen Schritt warnen kann oder Rat erteilt, wenn man irgendwelche Zweifel hegt, wie man vorgehen soll. Das ist die wahre Ausbildung des Chirurgen, und ich behaupte rundheraus: eine andere gibt es nicht."

    (Prof. Dr. Abel Desjardins, Chirurg an der "Ecole normale supériere" und Präsident der Pariser Chirurgischen Gesellschaft, Paris)

     

    Desjardins hat im 19. Jahrhundert gelebt und Tierversuche abgelehnt. Schon damals haben viele berühmte Chirurgen notiert, dass man bei Tierversuchen in der chirurg. Ausbildung verlernt, Menschen zu operieren.

     

    Nun leben wir im 21. Jahrhundert, und Forumsbeiträge wie der von Guntherkummerlande ("Lieber ein paar Schweine qualvoll sterben lassen") sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit und bezeugen, welchen Schaden das Dogma „Tiere müssen leiden um des Fortschritts willen“ angerichtet hat: Es hat uns innerlich verrohen lassen.

     

    1875, als der Tierversuch eine junge „Wissenschaft“ war, wurden in England 800 Tiere im Labor geopfert. Kaum ein guter Name, den man damals nicht unter den Tierversuchsgegnern finden konnte: Liszt, Wagner, Hugo („Tierversuche sind ein Verbrechen"), Carroll, Fabre, Coleridge, Ibsen, Twain, Shaw, Salt, Tennyson, Tolstoi, von Suttner und Dutzende mehr . . .

     

    Landesweit damals der Aufschrei in England, als „belastende“ Experimente an die Öffentlichkeit gelangten. Aber jedes noch so intellektuelle, mitfühlende Argument der Tierversuchsgegner wurde durch die aus dem Tierexperiment abgeleiteten Heilsversprechungen übertönt. Und so kletterten die Zahlen ins Astronomische: 1971 wurden in England jährl. (!) 5.607.400 Labortiere "verbraucht", fünf Sechstel davon ohne Betäubung. In den USA, wo inzwischen mächtige Institute TV mit Milliarden Steuergeldern förderten, waren es 1971 ca. 200 Mio. Tiere jährlich (!), darunter 1 Mio. Hunde und Katzen. Ein apokalyptisches Leid, das bereits Schulkindern als Fortschritt eingetrichtert wurde. Bei uns lag zu dieser Zeit ein Taschenbuch für Kinder im Handel, das experimentierfreudige Jungforscher anleitete, wie man Nagetieren nach dem Versuch das Genick bricht.

     

    Noch bis in die 70er wurden Affen und Hunde in Schlitten gesetzt und im Labor gegen Wände geschossen, um ihre furchtbaren Verletzungen zu studieren, und wer hier Mitgefühl zeigte, wurde als Träumer und Spinner abgekanzelt, da diese Versuche „alternativlos“ waren, um Autos sicherer zu machen. Über den Fortschritt, den die Konzentration auf human-basierte (Körperspenden) bzw. ethisch unbedenkliche Methoden (Dummy) mit sich brachte, brauche ich wohl nicht zu reden.

     

    Und darüber, dass ausgerechnet die Krankheiten, für die in den letzten 100 Jahren Milliarden Versuchstiere "verforscht" worden sind, am dramatischsten zunehmen, lieber auch nicht. Dass wir das eklatante Missverhältnis zwischen diesen Quälereien und dem angeblichen wissenschaftlichen Wert der daraus gewonnenen Resultate nicht mehr bemerken, ist auch der "Gehirnwäsche" durch die Medien zu verdanken, die vor jeder Tierquälerei auf die Knie fallen, solange sie unter der Flagge der Naturwissenschaft als "Durchbruch" bzw. neuer "Therapieansatz" vermeldet wird.

     

    Wir stehen den Tieren gegenüber mehr als tief in der Schuld.

     

    Dass jemand (wie Frau Dr. Gericke), der sich diesem Wahnsinn, der wie eine Massenpsychose anmutet, entschlossen und mitfühlend entgegenstellt, in diesem Forum ausgelacht und als "ideologisch verblendet" bezeichnet wird, ist leider ein besonders eindrucksvoller Beweis für unsere innerliche Verrohung durch die gewalttätige Ära des Tierversuchs.

     

     

     

     

    PS:

    Es gibt Tierversuche, in denen Nanomaterialen keine schädigende Wirkung "nachgewiesen" werden konnte. Andere TV "beweisen" genau das Gegenteil. Kommt auf den Auftraggeber an. Ganze Industriezweige profitieren davon: Der eine hat Hunderttausende Tiere auf dem Gewissen, um die Gefährlichkeit von Zuckerersatzstoffen zu "beweisen". Die Hersteller von künstlichem Süßstoff haben aber genau das Gegenteil "bewiesen". Zigarettenhersteller haben jahrzehntelang Tiere verforscht, um zu "beweisen", dass Passivrauchen keinen Krebs erzeugt. Alles im Tierversuch belegt: Bier erzeugt Krebs. Bier erzeugt keinen Krebs. Die Pille ist unschädlich. Die Pille ist schädlich. Bisphenol erzeugt Leukämie. Bisphenol A erzeugt keine Leukämie. Das ist ja das Schöne: Man kann im Tierversuch je nach Wirtschaftsinteresse alles "beweisen". Wissenschaftlicher wird er dadurch nicht.

  • EW
    Eckard Wendt

    Ich stimme Frau Gericke inhaltlich zu.

    Die meisten gesundheitlichen Störungen sind ernährungsbedingt und damit leicht vermeidbar. Aber wir (fr)essen uns ja lieber billig krank, statt vorzubeugen. Gesunde Körper haben im Allgemeinen ein stabiles Immunsystem, das mit fast allen Krankheiten zurechtkommt. Außerdem brauchen wir gar nicht so viele Medikamente, für deren Absatz gelegentlich sogar neue Krankheiten erfunden werden (Wechseljahre des Mannes). Üben können angehende Mediziner nicht nur an den erwähnten Dummies, sondern auch an Leichen. Ich habe mich deshalb zur Körperspende entschieden.

    Ach ja, und schließlich sollten wir auch begreifen und akzeptieren, daß zum Leben nicht nur die Geburt, sondern auch der Tod gehört.

  • M
    Michael

    Hallo,

    also ich befürchte, dass es einige Missverständisse zu den "Erfolgen" der Tierversuchsforschung hier gibt: Sie wird ja immer als notwendiges Übel betrachtet.Wenn man allerdings genauer hinschaut, steht es um die Erkenntnisse der Tierversuchsforschung schlecht.

     

    Von den wenigen Übersichtsstudien kommen z.B. solche Ergebnisse bei raus: Krebsursache im Tierversuch "Genauso gut könnte man eine Münze werfen" (Studie von Pfizer), 92% der Medikamente im Tierversuch als sicher geltend, kommen bei der Anwendung beim Menschen nicht durch die klinische Prüfung (Studie der amerikanischen Arzneimittelbehörde) usw. Und viele Medikamente und Therapieverfahren waren im Tierversuch tödlich, beim Menschen aber wirksam (Bsp. Aspirin).

  • F
    FMH

    @Timo

    Logisch fortgesetzt würde das heißen, dass man anstatt Möbel aus Holz zu bauen, auch gleich die Knochen kleiner Kinder verwenden könnte.

    Unsere Gesellschaft, nein eigentlich fast alle, wenn nicht sogar alle Gesellschaften, bis auf einige Jäger-Sammler-Kulturen, sind sich in dem Punkt einig, dass ein Menschenleben weniger Wert ist als das eines Tieres. Da kann man sich jetzt darüber aufregen, eine lebendige Tatsache ist es jedoch und wird es immer bleiben. Damit sind Argumente wie "woher nimmt man das Recht" vollkommen unsinnig. Man nimmt das Recht aus der Lebenswirklichkeit, die es eventuell seit anbegin der Menscheit gibt.

  • R
    Ramona

    Unsere Gesellschaft und unsere Machthaber, nehmen die schwächsten und wehrlosen aus unserer Mitte, um mit ihnen diese grausamen Sachen auszuführen. ''Tiere sind eben Tiere und keine Menschen deshalb fühlen sie auch keinen Schmerz und es macht ihnen nicht's aus''.Ich möchte jeden Menschen der dies Unterstützt bitten einmal in die Augen eines Misshandelten Tieres zu gucken und dann zu sagen, es macht ihm nicht's aus!

  • T
    Timo

    An Alle die der Meinung, sind

    "doch, ein Tierversuch ist notwendig, wenn er Menschen hilft..":

    Woher nehmt Ihr die Gewissheit, dass menschliches Leben mehr wert ist als das des Tieres?

    Das ist aus Speziismusgründen und ansozialisierten Gründern sicherlich so verbreitet, aber sollte doch hinterfragt werden.

    Nur weil wir glauben, die Krönung der Schöpfung zu sein- finde ich es falsch, andere Lebensformen für unsere Forschungen zu nutzen, wenn sie dabei an Leib oder Seele zu schaden kommen- auch wenn wir Menschen davon soooo viel hätten (Das sei mal dahin gestellt- denn bspw. Contergan war im Tierversuch sauber! Und Aspirin tötet Katzen in kleinen Mengen!).

    Dann könnte man doch auch einen Behinderten nehmen- oder ein Kleinkind- da ist die Intelligenz ja auch nicht ausgeprägter als bei einem Affen oder einem Hund... Es ist durchaus bekannt, wenn man sich ein wenig einliest und sich in Forschungskreisen umhört, dass die Tierversuche einfach dazu gehören und man selbst für eine besch...Doktorarbeit am besten ein paar Mäuse umbringt, damit es am Ende nach was aussieht.

    Ach je, was ist das nur für eine traurige Welt in der wir zum Mond fliegen, die Tiefsee erforschen, von hier nach Afrika telefonieren können- aber nicht nur Technik etc. einsetzen um Lebewesen nicht töten zu müssen! Es gäbe doch etliche Möglichkeiten...

  • V
    Veritas

    Ich wäre wirklich daran interessiert, welche dieser "in-vitro" Versuche den Abbau eines Stoffes in Leber oder Niere abbilden können, oder in welchem Versuch eine Wirkdosis auf ein kompartimentiertes System festgelegt werden kann.

  • EP
    E. Petras

    Die Thematik ist zu komplex, um sie in einem so kurzen Interview erschöpfend behandeln zu können - doch es ist ein Anfang gemacht - dafür danke ich der TAZ!

     

    Die meisten hier in den Kommentaren aufgeworfenen Irritationen lassen sich bei intensivem Studium der Homepages:www.aerzte-gegen-tierversuche.de (Diese Ärzte sind nicht nur aus ethischen, sondern auch aus methodenkritischen Gründen gegen Tierversuche), www.invitrojobs.de, www.tierrechte.de (Stichwort Tierversuche) und anderen beantworten.

     

    Es ist nötig, endlich der Tatsache ins Auge zu sehen, dass Tierversuche keine wirkliche Sicherheit bieten können und oft nur als Alibi fungieren. Gern gaukeln wir uns selbst die "Sicherheit neuer Medikamente vor - die meisten Nebenwirkungen aber entdeckt man erst am Menschen!

     

    Ein Großteil der Versuche wird sogar von denen, die sie selbst durchführen, in persönlichen Gesprächen (mit mir) als wenig nützlich erachtet.

     

    Es stimmt auch nicht, dass in-vitro-Methoden weniger Sicherheit bieten. Sie sind oft sogar genauer und vor allem auf den Menschen übertragbar! Dass es noch so wenige Alternativmethoden gibt, hängt damit zusammen, dass nur ein Bruchteil der Forschungsgelder in diese fließt. hier müssen die Weichen endlich anders getellt werden - zum Wohle von Mensch und Tier!

  • P
    Panne

    In einer Diskussion, in der es darum geht, ob Tierversuche in irgendeiner Form "ethisch" gerechtfertigt sind, kann es kein objektiv begründbares "Ja" oder "Nein" geben. Woher beziehen wir unsere Ethik? Aus verschiedensten Quellen und Weltanschauungen! Da wir diese Quellen nicht alle teilen, können wir auch nicht alle einer Meinung sein. Allerdings ist es an der Zeit, dass wir uns mehrheitlich und demokratisch entscheiden müssen, was wir wollen. Wollen wir uns über jegliche Lebewesen stellen und sie für unsere Zwecke (Nahrung, Kleidung, Forschung, Vergnügen,...) benutzen wie ein totes Produkt?

    Oder sagt uns das moralisch weniger zu? Sind wir dann auch dazu bereit, die Konsequenzen zu tragen?

     

     

    Ich persönlich finde es genauso verwerflich an den Eingeweiden einer Ratte zu forschen, wie an den Eingeweiden eines Menschen. Das sagt mir meine ureigene Moral. Ich mache da keinen Unterschied. Medizinischer Fortschritt, gebaut auf den Kadavern von Tieren mag gut funktionieren. Aber menschlicher (!) Fortschritt ist das meiner Meinung nach nicht.

    Klar können wir viel von Tierversuchen lernen. Auch Dinge, die die Welt vielleicht in Teilen (für uns) besser machen können. Aber der Zweck heiligt die Mittel in diesem Falle keineswegs. Für mich.

  • P
    porquero

    so eine unverschämtheit...will diese frau tierversuche einfach pauschal verbieten. dabei gibt es doch sicher tiere, denen diese versuche gar nichts ausmachen, weil sie ja keine schmerzen empfinden, oder extra dafür gezüchtet wurden oder einfach zu dumm sind, um den höheren nutzen der versuche für die menschen zu erkennen. mit diesen tieren wird man ja wohl ein bisschen rumexperimentieren dürfen, oder? mit den anderen natürlich nicht, wobei auch bei höher entwickelten tieren (wie schweinen) natürlich ausnahmen gelten...

  • ST
    Stefan Treue

    Es ist unerlässlich, dass die Begründung jedes einzelnen Tierversuchs und jedes Einsatzes von Tieren in der Ausbildung genau geprüft wird. Dies ist in Deutschland durch das Tierschutzgesetz vorgeschrieben und eine öffentliche Diskussion darüber ist wichtig. Das Tierschutzgesetz erkennt aber auch an, dass es für manche Tierversuche keinen Ersatz gibt und sie eine entscheidende Rolle u.a. bei medizinischen Problemen spielen. Politik und Öffentlichkeit sind glücklicherweise mit genug gesundem Menschenverstand ausgestattet um Frau Guericke haltlose Behauptung, dass alle Tierversuche sinnlos seien zu ignorieren. Sonst wäre es traurig bestellt um die unzähligen Patienten die ohne Tierversuche nicht Dank Innenohrprothesen wieder hören können, nicht dank Tiefenhirnstimulation mit ihrer Parkinsonschen Krankheit leben können, nicht trotz AIDS-Erkrankung noch am Leben sind und nicht von giftigen und sinnlosen Substanzen geschützt wären die ihnen sonst vielleicht als ‘Medizin’ verkauft würden.

  • S
    Sturm

    Die Aussage Tierversuche seien "weder aus ethischen noch aus wissenschaftlichen Gründen in irgendeiner Form zu rechtfertigen" kann ich nicht nachvollziehen.

     

    Beispiel: Risikobewertung von Chemikalien. Sicher ist es Unsinn, Millionen von (z.B.) Ratten oder Fischen mit unrealistisch hohen Konzentrationen von Umweltchemikalien zu vergiften, um einen "LD50" zu bestimmen (Dosis bei der 50% der Versuchstiere sterben). Wie sieht es aber bei subtileren Schadeffekten aus, die bei Konzentrationen auftreten koennen, die in der Umwelt messbar sind? Hierbei werden Tiere an Konzentrationen exponiert, die denen in der Umwelt entsprechen, und die kein Leiden hervorrufen, aber oekologisch relevante Effekte erzeugen koennen, z.B. auf das Reproduktionsvermoegen. Die Ergebnisse koennen zum Schutz freilebender Tiere beitragen.

     

    Als Beispiel lassen sich hormonaehnliche Wirkungen nennen. Alternativmethoden (zum Beispiel Zellkultursysteme) koennen erst dann beitragen, wenn die Mechanismen verstanden sind. Davon kann aber zur Zeit noch nicht die Rede sein. Selbst wenn Mechanismen geklaert sind und Alternativsysteme erprobt, stellt sich das noch ungeloeste Problem, wie positive Befunde an Zellkultursystemen quantitativ zu bewerten sind. Ein weiteres Beispiel sind Nanomaterialien: Als Nanomaterialien koennen gut erforschte Stoffe voellig unerwartete Schadeffekte hervorrufen.

     

    Es ist durchaus nicht so, dass der Opportunismusvorwurf in der Forschungslandschaft nur Tierversuchsbefuerworter treffen wuerde: Tierversuche sind teuer und erzeugen eine negative Aussenwirkung. Es wird heute von Wissenschaftlern erwartet, dass sie in praktisch jedem Antrag auf Forschungsgelder aussagekraeftige Zellkultur und Komputermodellierungen versprechen. Diese Ersatzmethoden sind sehr wichtig und sollten wo immer es geht eingesetzt werden - doch gibt es keinen Zweifel, dass sie eben noch weit davon entfernt sind, zutreffende Prognosen machen zu koennen wenn es drauf ankommt.

     

    Ich kann Ihnen versichern dass es so manchen Industriezweigen sehr recht waere, die Umweltbewertung von Chemikalien nur noch ueber Ersatzsysteme abzuwickeln, und zwar aus Finanz- und Imagegruenden. Dass Ersatzsysteme in der Regel um Groessenordnungen weniger empfindlich sind, mag rein zufaellig sein.

  • P
    Petra

    Hm.

    Wer sagt, es gibt keine Ausnahmen, in denen Tierversuche sinnvoll sind, muss dann aber auch für alle wichtigen Anwendungen die gleichguten Alternativen benennen können, zum Bespiel für das ERforschen von neuen Medikamenten.

     

    Ich will der Frau ja nicht einfach unterstellen, dass sie dazu nicht evtl. was Vernünftiges zu sagen hat, aber aus diesem Artikel geht es zumindest nicht hervor.

    Hätten die ein, zwei Absätze nicht auch noch auf die Seite gepasst.

     

    Will man sie etwa am Ende als lächerlich hinstellen? Oder findet man sie so toll, dass man inhaltliche Argumente nicht weiter für nötig hält? Oder hat man sich die Frage erst gar nicht gesteltt?

    Ein möglicher Grund trauriger als der andere....

  • G
    guntherkummerlande

    Natürlich müssen Tierversuche durchgeführt werden,

    um Chirugen ein Gefühl für biologisches

    Gewebe zu geben.

    Künstliche Modelle sind teurer und

    können auch die medizinische Situation nicht

    wiedergeben, weil es sich nur um unbelebte

    Objekte handelt.

     

    In unserer Gesellschaft muß der Schutz des

    menschlichen Lebens

    und seiner langfristigen

    Überlebensperspektive auf einer intakten und

    artenreichen Erde das oberste Primat

    sein.

     

    Die Universitäten dürfen sich nicht jeder

    Firlefanz-Strömung von außen ausliefern.

    Die Tiere werden in unser schlechten

    Ökonomie millionenfach gefoltert.

    Aber hier ist es nicht aus kapitalistischen Interessen, sondern zum Schutz des Menschen

    und damit ist es legitim!!!

    Lieber sollen ein paar Schweine qualvoll sterben,

    wenn damit ein(e) angehende® ChirugIn, als

    Pfuscherin aufgibt und doch eine andere

    Vertiefungsrichtung wählt, als

    wenn hunderte medizinische Pfuschereien

    im Laufe dieser Ärztekarrieren entstehen.

    Wo bleibt der gesunde Menschenverstand

    in dieser profilneurotischen Welt?

  • DK
    Dena Kelishadi

    Interessantes Interview, Danke Sebastian Fischer!

  • T
    tageslicht

    "Nein, es gibt keine Ausnahmen! Weder aus ethischen noch aus wissenschaftlichen Gründen sind Tierversuche in irgendeiner Form zu rechtfertigen."

     

    Das ist einfach nicht wahr. Da können Sie, liebe Taz, noch 30 akademische Titel aufzählen. Allein was die Wissenschaft dank der Aplysia Californica über das Nervensystem herausgefunden hat, besitzt einen unvorstellbaren Wert zum Verständnis des Nervensystems und entsprechender Krankheiten.

    Ich bin dafür, solche Experimente in Zukunft an Gehirnen wie dem von Frau Gericke durchzuführen. Ich habe keine Lust, dass aufgrund solcher ideologisch völlig verblendeten Menschen der medizinische Fortschritt aufgehalten oder auch nur gebremst wird.

  • F
    FMH

    "Kein Tierversuch ist sinnvoll"

    Da wäre ich ja wirklich einmal gespannt auf die Begründung. Beispielsweise, wie man bei Medikamentenstudien ohne Tierversuche auskommen soll.

  • B
    boot

    jetzt würde man natürlich gerne die gegen seite lesen um einzuschätzen was an den aussagen von frau gericke dran ist