Aktivisten wollen Hanna Poddig befreien: Knastpaten statt Klappspaten
Die Aktivistin Hanna Poddig sitzt im Knast. Jetzt suchen Unterstützer nach „Knastpaten“, die ihr Geld zukommen lassen – damit Poddig sich freikaufen kann.
BERLIN taz | Nicht buddeln und auch nicht am Fenstergitter feilen: Damit die Bewegungsaktivistin Hanna Poddig sich möglichst bald und ohne Klappspaten und Stahlreibe aus der Gefangennahme in der Frankfurter Justivollzugsanstalt III befreien kann, setzen UnterstützerInnen von ihr jetzt auf eine kapitalistische Idee: Poddig soll sich freikaufen, sagen sie. Mit einer Kampagne werben sie seit kurzem aktiv um „Knastpaten“.
Seit über einer Woche sitzt die Bewegungsaktivistin nun im Gefängnis, weil sie mit einer Ankettaktion im Jahr 2008 einen Militärtransport stundenlang blockiert hatte und dafür zu 90 Tagessätzen verurteilt worden war. Doch die Strafe wollte Poddig aus Prinzip nicht zahlen. Wie zuvor schon ihre Weggefährtin Franziska Wittig, die im letzten Jahr aus politischen Gründen ihre Geldstrafe freiwillig in eine Haftstrafe umwandeln ließ, ging auch Poddig nun freiwillig ins Gefängnis.
SympathisantInnen rufen jetzt dazu auf, ihr die freiwillig gewählte Isolationszeit zu verkürzen – und mit sogenannten Knastpatenschaften Geld in die Kasse der Freiheit zu spülen. „Das Geld soll den Handlungsspielraum der Aktivistin vergrößern. Sollte die Haft aus irgendwelchen Gründen unerträglich werden oder es draußen wichtigeres zu tun geben, kann es den Freikauf ermöglichen“, heißt es dort.
15 Euro pro Tag – das wäre der Tagessatz, den Poddig abzuleisten hätte. Das heißt: Pro 15 Euro, die eingehen, darf sie einen Tag früher zurück an die Sonne. Wenn sie denn will.
Falls Poddig sich dagegen entschließt, die Strafe stur abzusitzen, so die Unterstützer, solle das Geld für Anwaltskosten und künftige Aktionen genutzt werden. Über 50 Personen sind bereits „Knastpaten“ geworden – darunter zahlreiche Initiativen und der einstige Revolutionsbarde Hannes Wader. Das heißt übersetzt: Über die Hälfte der Knastzeit könnte sie sich jetzt schon frei nehmen – oder ein bisschen sozial faulenzen.
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