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Aktivisten über Papstbesuch"Wir ermuntern nicht zu Eierwürfen"

Wenn der Papst im September nach Berlin kommt, werden nicht nur jubelnde Gläubige die Straßen säumen. Ein Bündnis aus Lesben und Schwulen, Kirchenkritikern und Atheisten bereitet Protestaktionen vor.

Im September landet er in Berlin - und es wird Protest geben. Bild: dpa

taz: Am 1. April machte die Meldung die Runde, der Papst werde sich bei seinem Berlinbesuch im September mit Lesben und Schwulen treffen. Herr Steinert, haben Sie sich diesen Scherz ausgedacht?

Jörg Steinert: Sagen wir, die Idee wurde hier im LSVD spontan geboren. Der Berliner Landesverband hatte so etwas noch nie gemacht. Aber wir dachten, man muss ja Themen nicht immer nur todernst angehen.

In einigen Redaktionen wurde die Nachricht für bare Münze genommen. Ist das nicht ein gutes Zeichen? Anscheinend ist so etwas heute nicht mehr gänzlich unvorstellbar.

Das Protestbündnis

Thomas Beckmann, 49, ist Religionslehrer in Brandenburg und predigt in einer Berliner Innenstadtgemeinde. Er ist in der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) tätig.

Anna Lena Schnaars, 25, ist Sexualpädagogin. Seit 2009 arbeitet sie bei der Beratungsorganisation pro familia.

Jörg Steinert, 29, arbeitet seit 2005 beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, seit 2010 als Geschäftsführer.

Bündnisinfos im Internet: derpapstkommt.wordpress.com

Anna Lena Schnaars: Als ich es gelesen habe, habe ich es nicht ernst genommen, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit dem Thema vertraut bin. Vorstellen kann ich mir schon, dass viele Menschen die Botschaften der Kirche nicht mehr so ernst nehmen und davon ausgehen, dass das kein Problem mehr sein sollte.

Steinert: Wir wissen, dass viele es ernst genommen haben, und klären natürlich darüber auf, dass es nur ein Aprilscherz war. Aber dieser Scherz beinhaltet eine ernste Komponente, nämlich die reale Missachtung, die der Papst gegenüber Lesben und Schwulen an den Tag legt.

Sie sind Teil des Bündnisses "Der Papst kommt", das Protest zum Benedikt-Besuch organisiert. Wie kam das zustande?

Steinert: Anfang des Jahres hat der LSVD zahlreiche Organisationen, die sich mit selbstbestimmter Sexualität beschäftigen, zu einem Netzwerktreffen eingeladen - sowohl lesbisch-schwule Organisationen als auch mehrheitlich heterosexuell geprägte wie pro familia. Die Resonanz war groß. Bereits beim ersten Treffen im Februar haben sich Vertreterinnen und Vertreter von über 20 Organisationen sehr leidenschaftlich an der Diskussion beteiligt. Der Verleger Bruno Gmünder hat dem LSVD sogar eine größere Spende zukommen lassen, damit es eine Koordinierungsstelle geben kann. Beim zweiten Treffen im April haben wir eine Resolution beschlossen, die Arbeitsgrundlage für unsere Bündnisaktivitäten ist. Das Bündnis wächst stetig weiter, im Mai gibt es schon das dritte große Netzwerktreffen.

Wofür genau kritisieren Sie denn den Papst?

Schnaars: Vor allem für seine Geschlechter- und Sexualpolitik. Es geht um das Verbot von Verhütungsmitteln und die Gefährdung gläubiger Menschen, die damit einhergeht. Um das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Um alles, was die sexuelle Selbstbestimmung einschränkt, was Menschen verbietet, zu leben, wie sie möchten, und frei zu wählen, wen sie lieben. Besonderen Wert legen wir auf das Thema Kondompolitik.

Steinert: Es geht um selbstbestimmte Sexualität, die Akzeptanz von Homosexualität und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Aber auch um die negative Haltung des Papstes zu demokratischen Gesellschaften. Der Papst spricht da von einer "Diktatur des Relativismus". Das ist eine demokratiefeindliche Einstellung, die uns erschreckt. Und wenn er vor dem Bundestag als Staatsoberhaupt über seine Wertvorstellungen spricht, um die eigenen Dogmen zur staatlichen Norm zu erheben, mischt er sich in die Innenpolitik eines anderen Landes ein. Andere Staatsoberhäupter kämen gar nicht auf die Idee.

Und was soll während des Papstbesuches passieren?

Steinert: Es gibt sehr viele Ideen. Einig waren wir uns ganz schnell darüber, dass am Tag des Papstbesuchs in Berlin eine große Demonstration stattfinden soll. Der Berliner CSD e. V. wird sie organisieren. Wobei wir ja nicht gegen den Besuch an sich demonstrieren - wir nehmen den Besuch zum Anlass, die Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes kritisch zu beleuchten. Aber wir wissen auch, dass es nicht genügt, nur an diesem Tag etwas zu machen. Wir wollen schon im Vorfeld inhaltlich arbeiten. Es wird Lesungen geben, Vorträge, Aktionen. Das meiste findet nach der Sommerpause statt. Der LSVD wird die Aktivitäten koordinieren, die einzelnen Organisationen leisten ihren jeweiligen Beitrag. Jede wird für sich ihr Pflänzchen gedeihen lassen. Wir lassen viele Blüten blühen, aber wir ziehen zugleich alle am selben Strang.

Die Rede war von Kiss-ins.

Steinert: Es wird vielfältige Aktionen geben. Zum Teil sehr bunte, sehr kreative, wie beim Karneval. Kiss-in-Aktionen haben in der lesbisch-schwulen Community Tradition. Es ist ein ganz einfaches Bild mit großer Ausstrahlung, das ausdrückt: Liebe verdient Respekt - was kannst du dagegen haben?

Schnaars: Es kommt darauf an, zwei Seiten zu zeigen. Einmal, dass es um Liebe geht und auch um Lust. Dafür eignen sich solche Aktionen. Andere Gruppierungen werden die Anliegen mit einem anderen Ernst darstellen. Wichtig ist beides.

Steinert: Genau, manche werden stärker mit Argumenten arbeiten, andere mit plakativen Bildern. Gerade beim Religionsverständnis gibt es eine große Vielfalt im Bündnis, von Atheisten und Laizisten bis hin zu gläubigen Menschen. Das müssen wir unter einen Hut bringen. Platz ist im Bündnis für alle.

Herr Beckmann, Ihr Verein "Homosexuelle und Kirche" (HuK) ist Teil des Protestbündnisses. Gibt es für die religiöse Teilnehmer eine Grenzlinie, die nicht überschritten werden soll?

Thomas Beckmann: So eine Linie würde es schon geben, aber sie zeichnet sich bislang nicht ab. Ich denke, bei der Demonstration sind Situationen vorstellbar, die ein religiöses Empfinden verletzen könnten. Als HuK werden wir uns da eher zurückhalten.

Schnaars: Jede Organisation transportiert die Kritik so, wie es ihr entspricht. Aber wir sind noch an keinen Punkt gekommen, wo man die verschiedenen Positionen nicht mehr miteinander verbinden könnte.

Beim Berlinbesuch des letzten Papstes, Johannes Pauls II., flogen 1996 Farbeier auf das Papamobil. Schließen Sie aus, dass diesmal Ähnliches passiert?

Steinert: Ausschließen kann man es nicht, aber wir werden dazu nicht ermuntern. Wir wollen, dass der Protest friedlich bleibt, es geht auch ohne Eierwürfe. Zu 1996 ist zu sagen: Das war eine relativ spontane Aktion, nicht langfristig geplant oder strukturiert wie diesmal. Ein glücklicher Umstand war damals, dass gleichzeitig mit dem Papstbesuch das Lesbisch-Schwule Stadtfest stattfand und Menschen kurzfristig mobilisiert werden konnten. Aber diesen Fehler wird die katholische Kirche so schnell nicht wieder machen. Diesmal kommt der Papst an einem Wochentag, also wenn die Leute arbeiten gehen und schwer für eine Demonstration zu mobilisieren sind.

Mal grundsätzlich gefragt: Ist es nicht naiv, zu denken, man könne eine katholische Kirche haben ohne Homophobie? Kann man aus Bibel oder Kirchengeschichte eine tolerante Haltung zu nichtheterosexuellen Lebensentwürfen ableiten?

Beckmann: Die evangelische Kirche macht es uns doch vor. Gerade unsere Landeskirche hat eine klare Position der Akzeptanz ihrer homosexuellen Mitglieder, die sich auch in den offiziellen Äußerungen abzeichnet. Bei den Katholiken dagegen geht die Entwicklung der letzten 20, 30 Jahre an der Leitungsebene vorbei. Es gibt allerdings einzelne progressive Bistümer, die das Gespräch suchen, und auch Gemeinden, in denen sich homosexuelle Paare wohlfühlen.

Steinert: Im Vorfeld des diesjährigen CSD wird die evangelische Kirche in Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg einen Gottesdienst veranstalten. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist Mitglied im Bündnis gegen Homophobie. Sprich: Andere Religionsgemeinschaften mit den gleichen Wurzeln öffnen sich dem Thema. Und offenbar sehen viele Katholikinnen und Katholiken zwischen Glauben und Homosexualität auch keinen Widerspruch. Der Regierender Bürgermeister ist auch beides, Katholik und schwul. Das Problem besteht seitens der Amtskirche und des Papstes.

Der schwule katholische Theologe David Berger sagt, es gebe überproportional viele schwule Priester in der katholischen Kirche. Auch den Papst selbst hält er für homosexuell. Halten Sie das für wahrscheinlich?

Beckmann: Es bringt nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Aber dass es überproportional viele schwule Priester gibt, hat ja Gründe. Wenn man aus sehr konservativen Kreisen stammt und schwul ist, ist der Priesterberuf eine der wenigen Möglichkeiten, einer heterosexuellen Beziehung zu entgehen. Die richtige Motivation für diesen Beruf ist das natürlich nicht.

Steinert: Ich kenne die Äußerungen von Berger und anderen, die sich in der Kirche gut auskennen. Aber wir als LSVD lehnen Zwangsouting ab. Wir würden auch keinen schwulen Fußballprofi outen. Insofern äußern wir uns auch nicht über die sexuelle Identität eines Papstes.

Teilen Sie die Auffassung, dass die aggressive homophobe Haltung der katholischen Kirche auch darauf zurückzuführen ist, dass viele ihrer leitenden Mitglieder die eigene Homosexualität verdrängen?

Steinert: Es gibt Studien, die genau das sagen. Wenn Menschen ein negatives Verhältnis zur eigenen Identität und Sexualität haben, reagieren sie nicht selten besonders ablehnend. Und die Themen Sexualität und Homosexualität sind in der katholischen Kirche offenbar immer noch ein großes Tabu.

Wenn das Treffen mit Benedikt kein Aprilscherz wäre - was würden Sie ihm sagen?

Steinert: Man sollte ihm konkrete Erfahrungen von Menschen erzählen. Einzelschicksale machen emotional erfahrbar, was es heißt, Ablehnung zu erleben.

Schnaars: Mir wäre wichtig, ihm klarzumachen, dass das, was er vermeintlich für die Menschen tut, diesen Menschen nicht mehr entspricht. Die Wertvorstellungen der Kirche waren vielleicht irgendwann einmal hilfreich, aber heute sind sie in dieser Form nicht mehr gültig. Das sieht man ja daran, wie viele gläubige Katholikinnen und Katholiken leben und denken. Das entspricht den Vorstellungen des Papstes längst nicht mehr. In Ländern, in denen Menschen noch abhängiger von der Kirche sind, hat das aber massive Auswirkungen.

Beckmann: Für uns als HuK wäre es nicht das erste Gespräch. Mit Ratzinger hat es seitens der HuK oder einzelner Mitglieder wiederholt Begegnungen gegeben, als er noch Kardinal und Leiter der römischen Glaubenskongregation war. Unsere Positionen sind ihm also vertraut. Was wir ihm sagen würden? Im Fall der katholischen Kirche sind zwei Punkte für uns besonders ärgerlich. Erstens: Sie akzeptiert keine offen lesbischen und schwulen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweitens: Es gibt immer noch keine liturgische Form der Segnung homosexueller Partnerschaften. Das ist sicherlich nicht für jeden die ideale Form, aber es wäre ein Zeichen von Akzeptanz und Liebe.

Wo würden Sie ein Treffen mit dem Papst anberaumen?

Steinert: Da sind wir ganz offen. Wir würden in eine katholische Einrichtung gehen, er könnte zu pro familia oder zum LSVD kommen. Ich glaube, an solchen Kleinigkeiten würde das nicht scheitern. Wir sind ein kritisches, aber dialogbereites Bündnis.

Ein Tässchen Tee würde Benedikt bei Ihnen also schon bekommen?

Steinert: Natürlich.

Schnaars: Und einen Platz auf dem Sofa.

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17 Kommentare

 / 
  • JO
    Jürgen O.

    wenn Sie unbedingt an Ihrem vorurteil festhalten wollen, dass schwule und lesben nicht "wirklich" lieben, dann wird man Ihnen dieses unsinnige und übrigens extrem arrogante und verletzende vorurteil vermutlich nicht ausreden können.

     

    ich sehe in csd-paraden z.b. viele paare, die ihre liebe zeigen, ohne dabei irgendwas sexuelles auch nur anzudeuten. ich sehe da viele gruppen und vereine, die ihre kulturelle und soziale arbeit präsentieren. ich sehe leute, die sich phantasievoll verkleiden und leute, die einfach so spaß haben, wie sie sind. wenn Sie da "NUR" sexuelles sehen, sollten Sie nicht andere für Ihr kleines wahrnehmungsproblem verantwortlich machen.

     

    >"ich dachte bei unsterblicher Seele eigentlich mehr an den Himmel,in den wir doch irgendwie alle kommen wollen."

     

    an solchen sprachlichen feinheiten verrät sich die ignorante grundhaltung: SIE wollen in den himmel kommen. ich nicht, und schon gar nicht "alle".

  • S
    Staatsbürger

    Mal ein paar Fakten:

     

    Das Herz reicht dem Klerikalismus nicht zur Liebe. Deswegen wurde unlängst einem querschnittsgelähmten Mann in Italien die kirchliche Trauung verweigert.

     

    Auch religiöse Fanatiker katholischer Konfessionen können töten. Prominentes Beispiel: die Ermordung des schwulen Schriftstellers Garcia Lorca durch Franquisten. Zur Blütezeit des Opus Dei gab es in Spanien ab 1954 übrigens auch Straflager für Schwule.

     

    Und zum Schluss noch Daten zur klerikalen Fruchtbarkeit (was das mit Herz und Liebe zu tun haben soll, weiß ich nicht:.

    Aktuelle Geburtenraten laut CIA-Factbook.

    Polen: 1,3, Dänemark (kulturprotestantisch, Lebenspartnerschaft sei 1989): 1,74, Iran (diktatorischer Gottesstaat mit Todesstrafe für Homosexuelle): 1,88, Island (kulturprotestantisch, gleichgeschlechtliche Zivilehe, lesbische Ministerpräsidentin): 1,89

  • S
    Stellamaris

    Lieber Jürgen O.,

    wenn Sie so genau wissen,was der Papst so meint haben Sie sicher alle seine Schriften gelesen,besonders seine erste Enzyklika: "Deus caritas est" oder: Gott ist die Liebe.

    Wenn man in Deutschland mehr Fortpflanzung BETREIBEN würde statt darüber nur zu reden und im wahrsten Sinne des Wortes FRUCHTLOSE Diskussionen zu führen brauchten wir keinen Sarrazin,um uns auf unser demografisches Desaster hinzuweisen.

    Den altjüngferlichen(?) Begriff "Unterleib" habe ich verwendet,weil dies ein öffentliches Forum zum einen ist und ich zum anderen die Fäkalsprache nicht mag.

    Im Übrigen sind es die Schwulen und Lesben selbst,die ihre Form der Liebe rein auf das Sexuelle reduzieren,das scheinen Sie zu übersehen.In ihren "Paraden" kommt ja nichts anderes zum Ausdruck.

    Was ich ganz lustig finde:

    den Begriff "Hölle" haben Sie erwähnt,ich dachte bei unsterblicher Seele eigentlich mehr an den Himmel,in den wir doch irgendwie alle kommen wollen.

    Na,nichts für ungut.

    vielleicht sehen wir uns dort...

    Denn wie ich schon sagte,das HERZ ist maßgebend,nicht der Rest.

    Und IHR Herz kenne ich ja gar nicht,das kennt nur Gott.

  • N
    nihi.list

    Jürgen O:

    "eine religion, die solche anhänger hat, braucht eigentlich keine kritiker"

     

    Und was würden die ganzen aufgeklärten und vernunftbegabten Religionskritiker so machen?

     

    Etwa mutig den Islam kritisieren? Wohl kaum. Erstens ist das politisch unkorrekt und zweitens könnten sich einige Änhänger dieser friedliebenden Religion tatsächlich beleidigt fühlen; mit entsprechenden Konsequenzen für den Kritiker

     

    Wann wurde zuletzt eigentlich ein Schwuler im Vatikan hingerichtet? Muss schon eine Weile her sein.

    Wenn wirklich das Interesse der Schwulen und Lesben im Vordergrund steht, warum gibt es dann nicht massive Mahnwachen vor der iranischen Botschaft?

     

    Richtet doch Eure Aktivitäten endlich auf die wirklich problematischen Fälle und hört mit den Scheingefechten auf.

  • JO
    Jürgen O.

    zu stellamaris:

     

    falls es Sie interessiert: auch schwule und lesben lieben nicht mit dem "unterleib".

     

    im gegensatz zu Ihrer behauptung stellt gerade ratzinger die biologischen aspekte in den mittelpunkt seiner liebesbetrachtrungen, indem er die auf fortpflanzung ausgelegte sexualität zur einzigen der "schöpfungsordung" gemäßen und somit erlaubten form der geschlechtlichen liebe erklärt. dass ihm das, was Sie so altjüngferlich als "den unterleib" bezeichnen, unwichtig sei, ist wohl das genaue gegenteil der wahrheit.

     

    die alberne süffisante drohung mit der angeblichen unsterblichkeit der seele (ohoo, die hölle wartet auf die ungläubigen!) ist übrigens ebenso unbeeindruckend wie geschmacklos.

     

    eine religion, die solche anhänger hat, braucht eigentlich keine kritiker...

  • S
    Stellamaris

    Für Jesus Christus ist die Liebe oberhalb des Nabels relevant,genauer gesagt,in der Herzgegend und in der Seele.

    Folgerichtig wird sich der Papst auch nur für Eure Seelen und Herzen und nicht für Euren Körper inclusive Unterleib und seiner Funktionen interessieren.

    Bekanntlich bleibt ja vom Körper eines Tages nicht viel übrig-aber die Seele ist nun mal unsterblich.

    Übrigens auch die von Nichtchristen...

  • S
    Staatsbürger

    Prof. Ratzinger hat ein Weltbild am rechten Rand des verfassungsmäßig Vertretbaren. Die Affintiäten kath. Organisationen zu totalitären Regimen (Opus Dei – Franco, Piusbrüder – Vichy) sind offensichtlich, die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Gleichberechtigung Gleichgeschlechtlicher bekämpft der Vatikan systematisch. Auf UN-Ebene geht es da um Leib und Leben der Betroffenen. Prof. Ratzinger bekämpft elementare Menschenrechte und stigmatisiert Mitmenschen kontrafaktisch als von Gott nicht gewollt.

    Hier geht es nicht um Libertinage. Gerade die stabilen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften (laut statistischem Amt in Dänemark niedrigere Scheidungsrate als bei Ehen) werden vom Papst und seiner Kirche systematisch bekämpft. Sie sind für ihn die 'Legalisierung des Bösen' (2003). Gerade Treue und Liebe sind für die kath. Morallehre dabei ein Problem: „Eine Lebenspartnerschaft, welche durch die ausdrückliche Einführung einer Treuepflicht die Sexualpartnerschaft der gleichgeschlechtlichen Lebenspartner voraussetzt, muss daher seitens der Katholischen Kirche mit aller Entschiedenheit abgelehnt werden.“ (Österr. Bischofskonferenz 2008)

  • R
    Raimund

    Der Papst ruft Wiederspruch hervor, vor allem bei denen, die in unserer westlichen und konsumorientierten Gesellschaft die Verabsolutierung der eigenen Lust zum Sinn des Lebens gemacht haben.

     

    Sexualität ist etwas Schönes und Wertvolles, wenn sie ein Mittel der Stärkung der Liebe in einer Partnerschaft ist. Wenn ich diese Sexualität jede Nacht einem anderen hinterherwerfe, kann der Sex, der Andere oder ich mir nicht besonders viel bedeuten.

     

    Hat die "freie Liebe" denn zu glücklicheren, stabileren Partnerschaften geführt? Ist die Lebenszufriedenheit der vielen Singles gestiegen? Wenn das Wort "Liebe" mittlerweile als Synonym für anonymen Sex verwendet wird haben wir den weisen (ja genau!!!) alten Herrn in Weiss nötiger als je, um evtl. einen Moment über den Sinn unseres Lebens nachzudenken.

  • H
    Hansi

    Schade, daß das Bündnis sich nur auf die "sexualpolitische" Thematik zurückzieht. An Ratzinger, RKK und Vatikan gibt es deutlich mehr zu kritisieren.

     

    Es ist das erste Mal (und hoffentlich das letzte!), daß ein Religionsführer, gleichzeitig "Staatschef" einer Wahlmonarchie, vor dem Parlament sprechen darf. Nicht eine einzige Fraktion hat diesem Kniefall der Demokratie vor der Religion Einhalt geboten, nichtmal Grüne oder Linke.

     

    Ratzinger steht für eine reaktionäre Politik in allen Bereichen. Man denke an die Pius-Brüder oder seine Äußerungen zur blutigen Missionierung Lateinamerikas. Hoffentlich gibt es im September nicht nur die lauwarme Kritik, die hier präsentiert wurde.

  • DS
    Der Sizilianer

    @ Wulf:

     

    "Numerische Minderheit" katholische Kirche?

     

    Das "Statistische Landesamt Berlin" nennt folgende Mitgliedszahlen für das Jahr 2009:

     

    Evangelische Kirche: 665.008

    Römisch-Katholische Kirche: 320.796

    Islamische Religionsgemeinschaften: 249.000

    Jüdische Religionsgemeinschaften: 10.733

     

    Sie sehen: Die These stimmt noch nicht einmal für Berlin.

    Woran genau würden Sie einen Status als "diskursive Minderheit" festmachen wollen?

     

    @ FAXENDICKE:

    Meine Meinung: Gegen jeden religiösen Fundamentalismus - für Religionsfreiheit!

     

    Ich kann natürlich nicht für die Aktivistinnen und Aktivisten des Bündnisses sprechen, aber ich vermute doch, dass sehr wahrscheinlich der größte Teil der dort vertretenen Organisationen einen solchen Standpunkt ebenfalls vertreten würden oder zumindest akzeptabel fänden.

    Und Sie? Was meinen Sie?

     

    @ Jürgen O.:

    Danke Ihnen für den gelungenen Kommentar!

     

    @ Bündnis: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für September!

  • W
    Wulf

    @von Hopfen:

     

    Der Papst hat nicht selbstherrlich entschieden vor dem Bundestag sprechen zu wollen, sondern er wurde eingeladen. Er würde sicher nicht drauf bestehen.

     

    Und natürlich sind die Katholiken in Gesamtdeutschland eine Minderheit. Die Zahlen sprechen für sich.

     

     

    @ Jürgen O:

     

    Wenn ich das Interview lese, dann erscheint mir das Bündnis wie ein Einsatzteam, dass überlegt wie es seine sexualpolitische Lufthoheit verteidigen könnte. Das Kokettieren mit der persönlichen Erniedrigung des eingeladenen Gastes spricht dabei beunruhigende Bände.

     

    Die römisch-katholische Kirche als 'minderheiten-', 'demokratiefeindlich' und 'antipluralistisch' hinzustellen, ist billig aber nicht recht und verkennt die Tatsache, dass sich die Katholische Kirche immer! weitesgehend gegen totalitäre politische Tendenzen gestemmt hat.

    Dass sie auch heute einen schweren Stand hat, sagt weniger über sie selbst aus als über das politische System in dem wir 'aufgeklärt', 'demokratisch' und 'plural' leben zu meinen.

     

    Wenn man meint, der Papst störe sich groß an küssenden Männern, dann soll man derlei Unsinn doch gerne machen, da diese Form der ach-so-bunten Kritik ohnehin nur eine kleine Kolumne in der Bildzeitung wert sein wird.

     

    Bleibt die Frage, ob diese Gesellschaft nicht größere Probleme hat als die hinlänglich geklärte Frage, wer mit wem in Bett gehen darf.

    Der Papst wird in dieser Hinsicht etwas zu sagen haben, das Bündnis 'Der Papst kommt' wie es aussieht, nicht.

  • PL
    prof.dr.gernot lucas

    wenn sie nur im kreis ihrer eigenen verblendeten anhänger ihre absurden wie antiquierten meinungen vertreten würden, warum nicht, das wäre noch zu ertragen. aber das bornierte selbstverständnis und der vertretungsanspruch für die ganze gesellschaft, das ist unerträglich. was hat der ratzefatzke vor unserem bundestag zu suchen, der einen säkulären staat zu vertreten hat ?

    prof.dr.gernot lucas

  • JO
    Jürgen O.

    zu wulf:

     

    ratzinger als unterdrückter vertreter einer minderheit, dem "das sprechen erschwert" wird und dessen meinungsfreiheit in gefahr ist? auf absurdere weise könnte man die realität kaum noch verzerren.

     

    kleiner hinweis: meinungsfreiheit beinhaltet zwar das recht des andersdenkenden, seine meinung zu sagen, nicht aber das recht, dabei unwidersprochen zu bleiben. erst recht dann nicht, wenn er seinerseits minderheitenfeindliche, anti-aufklärerische und teils undemokratische haltungen vertritt.

     

    und schon gar nicht beinhaltet meinungsfreiheit das automatische recht, vor dem deutschen parlament zu sprechen. ich halte es für einen skandal, dass ein mann, der mehrere der grundlagen unserer aufgeklärten, pluralistischen und demokratischen gesellschaft immer wieder ganz offen in frage stellt, dorthin eingeladen wird.

     

    und eine kritische auseinandersetzung mit seiner meinung ist ja nicht einmal eingeplant: er wird dort seine predigt abhalten, widerspruchslos, wie er es gewohnt ist, dann geht das große ringeküssen los und dann verschwindet er. diskussion? kritische nachfragen? fehlanzeige. die ganze aktion widerspricht zutiefst dem zweck des parlamentes.

     

    und das schlimmste dabei ist ja noch, das KEINE der parteien sich zu ernsthafter kritik aufrafft (von einzelpersonen wie volker beck mal abgesehen)!

  • R
    Rainer

    Nun es gibt aber auch eine andere Sicht der Dinge, bezogen auf die "halbamtlichen" Schwul-lesbischen Vereine (Aidshilfen z.B.), deren Funktionäre, so meine konkrete Erfahrung, selbst häufig ein sehr bigottes Leben führen. Nicht wenige Funktionäre der Aidshilfen geben sich nach außen gerne modisch links-liberal, aber persönlich kann man häufig ein radikales Weltbild feststellen, durchtränkt von richtigen Hass gegen Andersdenkende und selbst zwischen Schwulen und Lesben bzw. zu Transgenderen herrscht ein angespanntes Verhältnis, dass nur nach aussen für die Medien "funktioniert". Vielleicht ist das auch der Grund, warum nicht einmal 5 % der Schwulen und Lesben Vertrauen zu den Aidshilfen haben !

  • H
    hopfen

    @Wulf: Aber einem von ihnen wird auch nicht erlaubt vor dem deutschen Bundestag zu sprechen. Und auf Deutschland bezogen sind die Katholiken keine Minderheit.

  • F
    FAXENDICKE

    Man wünscht sich das diese Gruppen mit soviel Elan wie sie gegen Christen vorgehen es auch gegen Moslems machen, aber dann wären sie ja islamophob. Gibt es noch keine Christenphobie?

  • W
    Wulf

    Das fatale an dieser ganzen Sache ist, dass diese Herren meinen, eine Minderheitenposition zu vertreten. Allerdings müsste zumindest der CSD e.v. zugeben, dass für ihre alljährliche Prozession die halbe Stadt abgesperrt wird.

    Dem Papst als Oberhaupt einer nicht nur numerischen, sondern vor allem auch diskursiven Berliner Minderheit, soll natürlich das Sprechen erschwert werden.

    Möchten die Vertreter des Bündnisses doch zur Kenntnis nehmen, dass Demokratie (die sie in seltsamer Verdrehung der Tatsachen vom Papst einfordern) immer auch die Freiheit der Andersdenkenden sei.