: Aktionen gegen Sex-Tourismus
■ „Aktionstag gegen Sexismus und Tourismus“ gegen Reisebüros auch in Bremen / Zehn mit Schals vermummte Frauen warfen Prospekte auf den Boden und sprühten Parolen
Die zwei Frauen, die im N.U.R.-Reisebüro in der Sögestraße arbeiten, mußten gestern nachmittag ihren Laden aufräumen und saubermachen. An die zehn mit Schals vermummte Frauen waren gegen 15 Uhr in den Laden gestürmt, hatten die Prospekte aus den Regalen gerissen und auf die Straße geworfen, Kondome, mit einer glibberigen Flüssigkeit gefüllt und mit der Aufschrift „Kampf dem Sex-Tourismus“, in den Laden geworfen und mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam gemacht. Mit Schablonen sprühten sie ihre Parole auf den Boden und an die Wände. Entsprechende Aktionen haben die Frauen auch gegen andere Reiseläden unternommen.
Sie hinterließen ein vierseitiges Flugblatt, auf dem der gestrige Tag zum „Aktionstag gegen Sexismus und Sextourismus“ erklärt wird. Das Flugblatt informiert insbesondere über den Sex-Tourismus nach Thailand und fordert zum „Kampf dem Patriarchat - Kampf dem Kapital“ auf: „Alle 5 Minuten wird in der BRD eine Frau vergewaltigt. Sexistische Gewalt ist der schärfste Ausdruck von Männerherrschaft.“ Auf dem Blatt sind Aktionen aus der vergangenen Zeit erwähnt: zwei Demonstrationen in Ostasien und vier Anschläge der „Roten Zora“ gegen Mädchenhändler in der Bundesrepublik und das philippinische Konsulat in Bonn. „Der größte Umschlag
platz für den internationalen Frauenhandel ist die BRD.“
Die beiden Angestellten des Reiseladens in der Sögestraße meinten, mit dieser Aktion hätten sich „Frauen gegen Frauen“ gewandt. Es gebe zwar Sex-Tou rismus, nicht allerdings in ihrem Reise-Angebot. Sie hätten mit den zehn Frauen über das Thema diskutieren wollen, aber die Aktions-Frauen hätten erklärt, jetzt werde nicht mehr diskutiert. Die Laden-Angestellten finden es „scheinheilig“, mit Gewalt gegen Gewalt vorzugehen, das sei „Pseudoprotest“. Auch die vorbeigehenden Passenten hätten, so die Reisebüro -Frauen, die Aktion nur als Schmiererei empfunden und abgelehnt.
kb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen