: Akademische Diät
Das Elend der Hochschulreform ■ Von Hannes Koch
ProfessorInnen auf Diät setzen? Den Lohn kürzen, wenn sie nichts bringen? Ihnen anstatt der beamtenmäßigen Stellen auf Lebenszeit lieber befristete Verträge geben? Zwiespältig, zwiespältig. Schließlich würde damit auch eine soziale Errungenschaft zunichte gemacht. Und Sozialabbau genießt in linken Kreisen – zu Recht – einen schlechten Ruf.
Doch diese Forderungen, die auch in diesem UNIspezial auf den Seiten 9 und 14 erhoben werden, gehören noch zu denen, die am ehesten geeignet sind, die Lage an den Hochschulen zu verbessern. Sitzen doch dort nicht wenige DozentInnen, die nicht mehr das tun, was man von ihnen erwarten kann: daß sie sich nicht nur bei der Forschung, sondern auch der Lehre Mühe geben. Frischer Wind kann nicht schaden.
Freilich wäre es übertrieben, diesen schwächlichen Ansatz von Leuten, die als „fortschrittlich“ bekannt sind, mit dem großen Wort „Hochschulreform“ zu belegen. Letztlich verbirgt sich dahinter auch nichts anderes als die ewige Liberalisierung, die sich die Konservativen auf die Fahne geschrieben haben. Leider, leider, so muß man feststellen, gibt es kaum Ideen, wie eine demokratische, sozial ausgewogene Reform der universitären Bildung aussehen könnte.
Zukunftsminister Rüttgers und seine Kohorten sind dagegen in der Offensive, machen sich bereits daran, das Bafög zum verzinsten Volldarlehen umzugestalten (Seite 16), kürzen Studienplätze und Ausgaben.
Nichtsdestoweniger muß eine mehr anwendungsorientierte Ausbildung nicht unbedingt negative Folgen zeitigen. Der Bericht über das Uniradio auf Seite 6 gibt ein Beispiel, wie das Studium auch unter härteren Bedingungen durchaus Spaß machen kann. In diese Richtung geht auch das Plädoyer des Bürgermeister-Kandidaten Norbert Hähnel (Seite 3), den wir trotz großer Terminprobleme für einen Beitrag gewinnen konnten.
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