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Airbus ohne AnwohnerGeisterdorf Neuenfelde

Im Bereich der Airbus-Landebahn in Neuenfelde stehen 50 Häuser leer. Eigentlich sollten sie schon längst wieder bezogen werden, doch der Senat fürchtet neue Klagen gegen den Flugverkehr.

Manche Nachbarn wären Airbus schon recht: Schaulustige sehen im November 2005 dem ersten A380 zu. Bild: dpa

In Neuenfelde, dem Dorf am Ende der Airbus-Werkspiste, stehen nach wie vor rund 50 Häuser leer. Der Senat hatte sie gekauft, um zu verhindern, dass deren Eigentümer gegen die Erweiterung des Airbus-Flugzeugwerks klagten. Der Leerstand widerspricht einem Versprechen, das Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gegenüber den BürgerInnen Neuenfeldes abgegeben hat - und auch dem Koalitionsvertrag zwischen GAL und CDU. Doch der Senat zögert, weil er sich juristisch nicht auf der sicheren Seite fühlt.

Die Situation in der Hasselwerder Straße und am Rosengarten hat etwas gespenstisches. Jeder weiß, dass in vielen Häusern keiner wohnt und trotzdem geht jeden Abend das Licht an hinter den Fenstern. Das Wohnungsunternehmen Saga / GWG, das die Häuser im Auftrag der Stadt verwaltet, hat Zeitschaltuhren installiert. Es will den Neuenfeldern auf diese Weise den Leerstand erträglich machen.

Bürgermeister von Beust hatte versprochen, die Häuser würden wieder vermietet, als er den Kompromiss mit den Dorfbewohnern beim Thema Airbus-Werkserweiterung suchte. Das ist schon einige Jahre her. Auch im Koalitionsvertrag von CDU und GAL taucht das Problem auf. "Der Leerstand von Immobilien im Dorf Neuenfelde wird beendet", heißt es dort klipp und klar. "Angestrebt wird eine vollständige Vermietung."

Doch damit tun sich die Behörden schwer: "Über eine Vermietung zu reinen Wohnzwecken kann erst entschieden werden, sobald die anhängigen Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit der Start- und Landebahnverlängerung rechtskräftig abgeschlossen sind", heißt es in einer Stellungnahme der federführenden Finanzbehörde. Der Senat wolle vermeiden, sich neue Klagen durch die Mieter zuzuziehen, sagt Behördensprecher Daniel Stricker.

Aktuell werde geprüft, ob die Häuser, die heute zum Teil gewerblich vermietet seien, wieder als reine Wohnungen vermietet oder gar verkauft werden könnten. Die Stadt biete sie vor allem Vereinen, Verbänden und Künstlern an.

Parallel dazu werde untersucht, wie laut es in den Straßen direkt neben der Start- und Landebahn sei. Außerdem werde der Zustand der Häuser und deren Instandsetzungsbedarf begutachtet. Die Ergebnisse würden im Herbst erwartet, teilte die Finanzbehörde mit. Auf alle Fälle wolle der Senat verhindern, "dass die Arbeitsfähigkeit von Airbus beeinträchtigt wird", sagt Stricker.

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