Afrika wird totgefüttert

■ Die Nahrungsmittelhilfe schadet den Empfängern / Die Märkte für die lokale Nahrungsmittelproduktion werden durch sie zerstört

Wer sich kritisch zur Nahrungsmittelhilfe an Hungerländer äußerte, geriet lange Zeit in Verdacht, gegenüber dem Leiden der Menschen in der Dritten Welt stumpf zu sein. Erst anläßlich des „Tages für Afrika“ - der von viel Rummel und Remmi–Demmi begleiteten bundesweiten Spendenaktion im Januar 1985 - wurden selbst in gemäßigt–liberalen Blättern die langfristigen Auswirkungen der Nahrungsmittelhilfe problematisiert. Entschieden und eindeutig wendet sich auch Randolph Braumann in seinem Buch Afrika wird totgefüttert gegen die Mildtätigkeit von außen. Sie zerstöre die Märkte für lokale Produkte und nehme den Bauern jeden Anreiz zur Produktion. Die langfristige Versorgung der Afrikaner mit Grundnahrungsmitteln verschlechtere sich. Allenfalls könne den Schenkungen der Industriestaaten zugute gehalten werden, daß sie lokale Regierungen in ihrem Bemühen unterstützen, die städtischen Massen bei der Stange zu halten. Bevor Braumann anhand von Länderbeispielen seine Behauptungen belegt, zeigt er, wie die USA mit Hilfe von Nahrungsmittellieferungen Politik machen. Wirklich spektakulär ist das meiste nach Peter Kriegs Film „Septemberweizen“ freilich nicht mehr, allenfalls einzelne Beispiele fügen noch etwas Neues hinzu: So schildert Braumann etwa die Erpressung Zaires durch die amerikanische „Continental Grain“ oder deckt Versuche der USA auf, Saudi–Arabien vom Ausbau der einheimischen Weizenproduktion abzubringen. Unglaubwürdig wird Braumann, wo er die Ebene der Kritik an den Folgen von sogenannter Entwicklungshilfe verläßt und zu Schwärmereien über unberührte und mit der Natur in Harmonie befindliche Gesellschaften anhebt. Nur zu leicht werden die Menschen der betroffenen Länder dabei zu Projektionsflächen für eigene, aus der Unzufriedenheit mit unserem „Entwicklungsweg“ entstandene Sehnsüchte. Etwas unvermittelt beschließt Braumann seine Ausführungen mit einem Plädoyer für die finanzielle Unterstützung kleiner Selbsthilfeprojekte und Regierungen, die die lokale Produktion von Grundnahrungsmitteln fördern. „Da man als Realist sehen muß, daß ... eine so radikale Forderung wie die Brigitte Erlers nach dem Ende aller Entwicklungshilfe keine Chance hat, sollte ein Kompromiß angestrebt werden.“ Trotzdem, alles in allem - nicht zuletzt wegen eines anregenden Anhangs über den Niedergang einer ausgeklügelten Agrarkultur im Senegal - ein lesenswertes Buch. Isabel Armbrust Randolph Braumann, Afrika wird totgefüttert. Rasch und Röhring Verlag Hamburg, 1986. 156 Seiten, davon 45 mit Fotos