African Queen, ein Afrika-Abenteuer: Bedrückend schöne Reisen
Mit Sinnfragen, Rückenschmerzen und Spannungen in Afrika. Der Reisejournalist Helge Timmerberg hat sein Afrika-Abenteuer als Buch herausgegeben.

Seit mehr als dreißig Jahren reist Helge Timmerberg durch die Welt und schreibt darüber für Magazine und als Autor von Büchern. Eines zieht sich wie ein roter Faden durch seine Texte: Er kann nirgends so recht ankommen. Sein Aufenthalt ist der Transit. Diesen Widerspruch löst er nicht auf, er schreibt darüber.
Sein neuestes Buch, African Queen, ist Ergebnis seines siebenmonatigen Afrika-Abenteuers. Es unterscheidet sich stark von seinen Vorgängern. Die Kapitel bauen aufeinander auf und beginnen mit der Ankunft in Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, Afrika, und enden mit der letzten Station in Kairo.
Zum ersten Mal ist der Autor nicht allein unterwegs, sondern mit Lisa, seiner 25 Jahre jüngeren Geliebten. Timmerberg tauscht die Autarkie des Alleinseins ein gegen eine riskante Zweisamkeit, die nur Sex und frische Verliebtheit in die Waagschale werfen kann.
Afrika ist Lisas Idee. Sie tritt in Malawi einen Job als Hotelmanagerin in einem schicken Öko-Resort an, und Helge begleitet sie. Nicht um Afrikas willen, um Lisas willen.
Einem Mann ohne Aufgabe wird bald langweilig, so auch Timmerberg, und nun stehen Spannungen und Sinnfragen auf der Tagesordnung.
Der Abenteurer ist nicht mehr jung, Reisen wird ihm schon mal zur Last, er hat Rückenschmerzen und diverse Ticks: Angst vorm Hotel-Krokodil, vor Hotel-Kakerlaken, im Dunkeln. Der Anblick toter Fische ekelt ihn, und er ist auf Lisas Chef eifersüchtig.
Die Liebenden surfen auf der Welle ihrer Wut, vertragen sich wieder; dazu gibt es jede Menge Abenteuer: die Überfahrt mit nicht seetauglichen Dampfern, Begegnungen mit korrupten Beamten und wütenden Elefanten, und immer wieder die berückende Schönheit Afrikas.
African Queen ist ein gelungenes Buch, kurzweilig, berührend - und überraschend. Denn Timmerberg löst ihn, den Widerspruch zwischen Ferne und Heimat. Er stellt fest, dass er das eigene Ego immer im Gepäck hat.
Helge Timmerberg: „African Queen. Ein Abenteuer“. rowohlt Berlin, 2012, 19,90 Euro
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung