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Archiv-Artikel

Ärzte verlangen Wiederbelebung

NRW-Ärzte demonstrieren gegen sinkende Einkommen und beklagen steigende Insolvenzen. „Den Ärzten geht es gut“, widersprechen die Krankenkassen. Es fehle aber an Nachwuchs auf dem Lande

VON GESA SCHÖLGENS

In Nordrhein-Westfalen bleiben heute zahlreiche Arztpraxen geschlossen. Fast 15.000 niedergelassene Ärzte demonstrieren unter anderem in Düsseldorf, Köln, Bonn, Münster und im Kreis Steinfurt. „Die Aktionen richten sich gegen die finanziell miserable Situation mit seit Jahren sinkenden Einkommen und steigenden Betriebskosten“, sagt Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) in Düsseldorf.

„Meine Praxis bleibt heute geschlossen“, sagt Dirk Mecking, Allgemeinmediziner in Duisburg und Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein. Seit der neuen Gebührenordnung von 2005 bekomme er inzwischen 30 Prozent weniger Honorar. „Es geht auch um unsere Arzthelferinnen und deren Familien“, so Mecking.

In Westfalen haben laut KV Westfalen im vergangenen Jahr 51 Arztpraxen Insolvenz angemeldet – Tendenz steigend. „Hausärzte stehen etwas besser da als Fachärzte“, sagt Andreas Daniel, Sprecher der KV Westfalen. Es könne aber jeden treffen – unabhängig von der Fachrichtung und der Region.

Den Spitzenverbänden der Krankenkassen zufolge geht es den Ärzten im Schnitt finanziell gut. Die KV Niederrhein verneint: „Es gibt Praxen, denen bleibt verdammt wenig übrig“, so Hamacher. Vor allem kleine Praxen in strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet hätten Defizite. Viele schlössen sich zusammen, um Kosten zu sparen.

Probleme bereiteten den Ärzten nicht nur sinkende Einkommen, sondern auch der wachsende bürokratische Aufwand, klagen die KVen. Im Rhein-Sieg-Kreis bleiben deswegen inzwischen viele Praxen am Mittwochvormittag geschlossen. „In dieser Zeit erledigen sie ihren Papierkram“, sagt Hamacher. Die Kassen werfen ihnen jedoch vor, nicht auf dem neuesten Stand der Technik zu sein: Mit einer guten, EDV-gestützten Software und geschultem Personal könne der bürokratische Aufwand deutlich verringert werden.

Die Ärzte wollen mit ihrem Protest auch auf den fehlenden Nachwuchs aufmerksam machen. „Die zunehmende Unattraktivität des Berufs sorgt in den nächsten zehn bis 15 Jahren für einen Ärztemangel“, so Daniel. Vor allem in ländlichen Regionen wie der Eifel, am Niederrhein oder in Ostwestfalen-Lippe gebe es Probleme. Dort müssten Ärzte Tag und Nacht große Gebiete abdecken und viele Hausbesuche machen. „Junge Ärzte haben es besonders schwer: Sie leiden unter sinkenden Honoraren, müssen für die Praxisübernahme bezahlen und wollen oft eine Familie gründen“, so Hamacher. Mittlerweile sei die Arbeit an Klinken oder im Ausland für sie reizvoller. Die Spitzenverbände der Krankenkassen halten den Nachfolgemangel für ein strukturelles Problem, das gemeinsam mit der Politik behoben werden müsse. „In den Ballungsräumen gibt es zu viele Ärzte“, sagte Udo Barske, stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände.

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