: Ärzte streiken härter
Auch nach Annäherung im Tarifstreit setzen die Ärzte ihre Proteste fort und wollen sie deutlich verschärfen
BERLIN dpa ■ Die Ärzte an Universitätskliniken setzen trotz Annäherung im Tarifkonflikt auch in dieser Woche ihre Streiks fort. Für morgen ist eine weitere zentrale Demonstration von Medizinern aus dem ganzen Bundesgebiet in Berlin geplant. Der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hatten sich bei einer Sondierung letzte Woche in München aufeinander zubewegt. Für diesen Freitag wurde ein weiteres Treffen in München vereinbart, teilten beide Seiten mit. Dann soll entschieden werden, ob offizielle Tarifverhandlungen aufgenommen werden.
Sollte in den kommenden Tagen kein Durchbruch erzielt werden, würden die Ärztestreiks deutlich verschärft, bekräftigte der Sprecher des Marburger Bundes, Athanasios Drougias, gestern. Geplant sind vom 15. Mai an wochenweise Arbeitsniederlegungen. TdL-Geschäftsführer Ulrich Rieger hatte nach dem Treffen in München von einer „sehr ausführlichen Sondierung“ gesprochen. Allerdings sei es zu früh für eine Bewertung.
Die Ärztegewerkschaft hatte die im Oktober 2005 aufgenommenen Tarifverhandlungen für die rund 22.000 Ärzte an Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern am 9. März für gescheitert erklärt. Seit dem 16. März streiken die Mediziner für bessere Arbeitsbedingungen und 30 Prozent höhere Einkommen.
Der Präsident der deutschen Krankenhausgesellschaft, Rudolf Kösters, sieht keine Notwendigkeit, mit den Ärzten über Gehaltssteigerungen zu reden. Die Forderung des Marburger Bundes sei „völlig abstrus“, sagte er in der aktuellen Ausgabe der Zeitung Die Welt. „Ein Kompromiss sollte sich am Abschluss zwischen den kommunalen Arbeitgebern und der Gewerkschaft Ver.di orientieren. Das war im wesentlichen eine Nullrunde.“
Heute sollen nach Angaben des Marburger Bundes Ärztestreiks unter anderem an den Unikliniken in München, Dresden, Leipzig und Essen stattfinden. Das Präsidium der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) warnte davor, dass ein noch lange dauernder Streik das Klima in den Krankenhäusern zunehmend vergiften würde. Es sei eine schreckliche Situation, wenn immer wieder Operationen verschoben werden müssten, sagte der MHH-Vizepräsident Andreas Tecklenburg. Der Ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske rechnete im Deutschlandfunk vor, dass die Streiks die betroffenen Universitätskliniken bereits 150 bis 160 Millionen Euro gekostet haben.