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Ärger um Vertriebenen-PräsidentinSteinbach legt nach

Erika Steinbach hat sich für ihre Äußerungen über Bartoszewski entschuldigt. Polens Deutschland-Beauftragter solle jedoch überdenken, was er über sie gesagt habe.

Mögen sich nicht: Frau Steinbach und Herr Bartoszewski. Bild: dpa

BERLIN dpa | Vertriebenenpräsidentin Erika Steinbach hat ihre heftige Kritik an dem 88-jährigen Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung entschuldigt. "Ich bedaure meine Äußerungen über Herrn (Wladyslaw) Bartoszewski, die in Polen und Deutschland für so viel Aufsehen gesorgt haben, und ziehe sie zurück." Zugleich wünsche sie sich, dass er "in stiller Stunde all das überdenkt, was er zu meiner Person in den letzten Jahren gesagt hat", sagte Steinbach der Bild am Sonntag.

Die CDU-Politikerin und Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) hatte dem früheren polnischen Außenminister einen "schlechten Charakter" vorgeworfen und damit in beiden Ländern scharfe Reaktionen ausgelöst. Der Eklat führte zu einem weiteren Rückzug aus dem Rat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung". Der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums für Europäisch-Jüdische Studien an der Uni Potsdam, Julius Schoeps, möchte wegen Steinbachs Einlassungen als Unterstützer gestrichen werden. Wegen Äußerungen von zwei BdV-Vertretern im Stiftungsrat lässt bereits der Zentralrat der Juden seine Mitgliedschaft ruhen.

Steinbach rechtfertigte ihren Angriff auf Bartoszewski mit aufgestauten Emotionen: "Oft wurde ich in den letzten Jahren gefragt, warum ich mich gegen seine Angriffe nicht wehre. Die Tatsache, dass Bartoszewski ein besonders schlimmes Schicksal unter den Nationalsozialisten erlitten hat und seine Leistungen für das deutsch-polnische Miteinander ließ mich alles hinnehmen. In der vorigen Woche hat sich das bei mir - eher ungewollt - Luft verschafft. Das war aus vielerlei Gründen verkehrt."

Die SPD forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, die Vertriebenenpräsidentin aus der Unions-Fraktionsspitze abzuberufen. "Frau Steinbach tanzt der Bundeskanzlerin ununterbrochen auf der Nase herum. Sie mischt weiter Gift für die deutsch-polnischen Beziehungen", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann. Merkel bedauerte, dass Steinbach den CDU-Vorstand verlassen will. Sie trat dem Eindruck entgegen, man dürfe in der CDU seine Meinung nicht frei äußern. "Jedes Mitglied kann sich mit seiner Persönlichkeit in unserer Partei voll entfalten."

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6 Kommentare

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  • JR
    Josef Riga

    Es ist immer dasselbe: die Behauptung der Medien in Deutschland, nur die Deutschen hätten in den letzten einhundert Jahren politisch versagt, treibt den versteckten Widerstand in, allerdings oft zum Teil unsinnigen, Behauptungen hervor. Richtig ist doch, dass die Nationalstaaten s e l b s t, ohne jede nationalistische Übersteigerung ihrer Chauvi-Politik, der Grund des politischen Übels sind. Sie haben Europa in willkürliche Teile zerrissen und überall zu ungerechtigkeiten an Minderheiten geführt. Warum sollten Deutsche, Russen, Ungarn oder auch Polen in einem Staat leben müssen, der sich als "tschechisch, estnisch, weißrussisch oder rumänisch "definiert"? (Um nur ein paar Beispiele zu nennen). Das kann zu nichts gutem führen und ist tief ungerecht. In diesem Sinne haben auch die Polen ihren Teil an Verantwortung für das Unglück Europas, Steinbach, Erika hin oder her!

  • D
    daneben

    @magda

     

    hier zur info, aus der sueddeutschen zeitung vom 25.02. 2009:

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/polen-steinbach-und-die-presse-aufregung-um-die-blonde-bestie-1.493248-2

  • M
    magda

    meines wissens hat er gesagt, dass er die meinung der deutschen frauen schätze, ihm aber die meinung von frau steinbach egal sei

     

    ...blonde bestie? ich les überall nur, dass sie sich als solche verunglipft fühle, aber er hat dementiert sie so genannt zu haben...

  • K
    krokolade

    warum steht in dem artikel nicht, was bartoszewski gesagt hat? hatte er sie nicht "blonde bestie" genannt?

    frau steinbach finde ich zwar ebenso fragwürdig, wie den verband, dessen sprachrohr sie ist. bartoszewski hatte aber mit seiner äußerung ganz eindeutig in diffamierender weise die grenze des guten geschmacks überschritten.

  • V
    vic

    "Merkel bedauerte, dass Steinbach den CDU-Vorstand verlassen will"

    Einfach mitgehen, Frau Merkel - möglichst ganz weit weg.

    Und niemals wiederkommen, geht das?

  • C
    Celsus

    Es ist schön, wenn da festgehalten wird, dass in der CDU Meinungsfreiheit bestehen würde. Allerdings sehe ich die innerparteiliche Toleranz und Achtung anderer Menschen nicht als losgelöst an von der Achtung und Toleranz von Menschen außerhalb der Partei. Das ist auch kein Persilschein, für politisch unkluges und dümmliches Verhalten.

     

    Was Władysław Bartoszewski betrifft: Durch die Anfeindungen von Frau Steinbach wurde er mir noch sympathischer. Bei den verfolgten Polen denke ich ansonsten häufig auch an die hervorragenden kulturrellen Leistungen nach einem schweren Leben von Władysław „Władek“ Szpilman. Dessen Autobiographie würde ich Frau Steinbach mal zum Lesen empfehlen. Und ich hoffe, dass das Leben von Władysław Bartoszewski auch einmal verfilmt wird.