Ägyptens Kulturminister Faruk Hosni: Israel nickt Antisemiten ab
Der umstrittene ägyptische Kandidat Faruk Hosni will Generaldirektor der Unesco werden und stößt nicht länger auf den Widerstand Israels. Grund soll ein Deal zwischen beiden Staaten sein.
BERLIN taz Da wird ein Mann, der sich um das Amt des Generaldirektors der Unesco bewirbt, in einer Kampagne als großer Antisemit angeprangert. Da werden ihm Zitate zugeordnet, die ihn nicht nur als Antisemiten bloßstellen, sondern als stumpfsinnigen Idioten, an dessen Geisteszustand man mit Fug und Recht zweifeln kann. Und ausgerechnet Israel, der Staat, aus dem der entschiedenste Widerstand gegen eine solche Kandidatur kommen sollte, erklärte am Dienstag, dass er keine Einwände gegen diesen Herrn habe.
Der Kandidat ist der ägyptische Kulturminister Faruk Hosni. Die arabische Welt, die das Vorschlagsrecht für den Posten des Unesco-Generaldirektors innehat, hat ihn einstimmig vorgeschlagen. Die Kandidatenliste wird Ende Mai geschlossen. Im Oktober sollen dann die Mitgliedstaaten der Kulturorganisation der Vereinten Nationen Hosni zum Nachfolger des Japaners Koichiro Matsuura wählen. Mit der Erklärung der israelischen Regierung, dass sie ihren Widerstand gegen die Wahl des Ägypters aufgegeben habe, stehen seine Chancen, gewählt zu werden, nicht mehr so schlecht. Schon vor zwei Wochen sollen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Ägyptens Präsidenten Hosni Mubarak diesen Deal eingefädelt haben.
Darüber waren offensichtlich weder Bernard-Henri Lévy, Claude Lanzmann und Elie Wiesel noch der Zentralrat der Juden in Deutschland informiert. Die drei Ersteren hatten Mitte vergangener Woche mit einer Erklärung in der Zeitung Le Monde die Kampagne gegen Hosni gestartet. "Israel hat nie einen Beitrag zur Zivilisation geleistet, in keiner Epoche; es hat sich nur die Güter anderer angeeignet", lautet das erste Zitat, das Hosni - allerdings ohne Quellenangabe - zugeschrieben wird. Nachgelegt habe er mit der Bemerkung: "Die israelische Kultur ist eine unmenschliche Kultur, eine aggressive, rassistische, überhebliche Kultur, die auf einem ganz einfachen Prinzip beruht: zu stehlen, was ihr nicht gehört, um es anschließend als etwas Eigenes auszugeben". Gegenüber einem Abgeordneten des ägyptischen Parlaments, der sich darüber sorgte, dass auch israelische Bücher in der Bibliothek von Alexandria aufgenommen würden, soll er gesagt haben: "Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen."
Derartige Äußerungen können schwerlich als Qualifikation für eines der wichtigsten Kulturämter ausgelegt werden, die die UN zu vergeben hat. Es verwundert daher nicht, dass die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Bundesregierung aufgefordert hat, gegen Hosni Position zu beziehen. "Durch seine eindeutigen antisemitischen und antiisraelischen Äußerungen" habe er sich für das Amt disqualifiziert, sagte sie im Deutschlandfunk. Zudem forderte sie den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf, zu zeigen, "wann die rote Linie überschritten ist". Das Auswärtige Amt erklärte dazu am Dienstag lediglich, dass die Bewerbungsfrist ja erst am Monatsende auslaufe und man das Bewerberfeld "dann sorgfältig sondieren" werde. Bislang haben sich Italien, Spanien und Frankreich für Hosni ausgesprochen.
Faruk Hosni, der 1938 in Alexandria geboren wurde, ist seit 1987 Kulturminister von Ägypten. Einen Namen gemacht hat er sich auf internationalen Ausstellungen auch als abstrakter Maler. Seine Reden als Kulturminister, die auf seiner Webseite faroukhosny.com zu lesen sind, weisen ihn als weltgewandten Verfechter von Toleranz und Respekt aus. Kein böses Wort über Israel oder die Juden.
Stolz präsentiert sich Hosni auch als Vorkämpfer der Gleichberechtigung. Besonders eingesetzt habe er sich für die Bildung von Frauen und Mädchen in Ägypten. Tatsächlich zog er sich sogar den Zorn des konservativen Klerus zu, weil er das Tragen des Schleiers als "einen Rückschritt für ägyptische Frauen" anprangerte.
Von sich selbst vermittelt er auf seiner Homepage das Image eines arabischen Intellektuellen und Künstlers mit einem Schlag ins Dandyhafte. Überfliegt man die Liste seiner Tätigkeiten und internationalen Auftritte liegt der Schluss nahe, ihn als selbstbewussten Karrieristen zu betrachten, der jedem Publikum das Futter zu geben weiß, nach dem es verlangt.
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