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Archiv-Artikel

ÄRZTEPROTEST: EINE NEUE VERTEILUNG DER MITTEL MUSS HER Mehr Transparenz ist nötig

Ärzte, die wegen schlechter Bezahlung und politischer Gängelung streiken, haben es nicht leicht in der öffentlichen Meinung. Oft müssen sie sich die Frage anhören, ob es sich hier nicht um „Jammern auf hohem Niveau“ handelt. Wenig hilfreich war zudem die Forderung des Marburger Bundes von 30 Prozent mehr Gehalt für die Klinikärzte. Eine solch hohe Zahl wirkt heutzutage unangemessen.

Der gestrige Protesttag der niedergelassenen Ärzte war jedoch berechtigt wegen der Verteilungsproblematik, in die die Mediziner geraten sind. Der durchschnittliche Verdienst der Praxisärzte ist in den vergangenen Jahren zwar nicht gesunken. Das Geld wird aber über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) nicht nur nach Fachrichtung, sondern auch regional ungleich verteilt, abhängig von der Arztdichte und den Beitragseinnahmen vor Ort. Zudem wird dank der bei einigen kassenärztlichen Vereinigungen vor einigen Jahren eingefrorenen Budgetgrenzen für die Praxen von den Medizinern heute immer mehr Arbeit an Patienten geleistet, für die kein Geld mehr gezahlt wird. Wenn man aber nicht mehr nach der eigenen Dienstleistung bezahlt wird, sondern nach einem System, auf das man glaubt keinen Einfluss zu haben, dann macht das wütend. So was verstehen auch alle anderen Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Auch die mit geringeren Einkommen.

Es wäre eine lohnenswerte Aufgabe für die Standesorganisationen, diesen Unmut in überschaubare politische Forderungen zu übersetzen und darüber zu reden, wie man es schaffen könnte, dass Ärzte für gleiche Arbeit auch das gleiche Geld bekommen – unabhängig davon, ob sie in Berlin, der Stadt der sinkenden Punktwerte, oder in München leben. Zudem sollte jeder Dienst am Patienten auch bezahlt werden. Das aber bedeutet letztlich, auch über Verteilungsprobleme innerhalb der Ärzteschaft und die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigungen zu sprechen. Die Diskussionsforen der Mediziner im Internet zeigen, dass da etwas in Bewegung gerät. Die Polemik der Standesvertreter gegen vermeintliche „staatliche Rationierungen“ ist hingegen nicht hilfreich. Viel wichtiger noch als laute Proteste wäre mehr öffentliche Transparenz.BARBARA DRIBBUSCH